Rheinische Post

Ökonomen begrüßen Frauenquot­e

Viele Firmen müssen künftig eine Frau im Vorstand haben. Den Grünen reicht das nicht.

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BERLIN (anh/mün) Die Einigung der großen Koalition auf eine Frauenquot­e hat Debatten ausgelöst. Sogar das arbeitgebe­rnahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) begrüßte die Pläne.„Es kann angesichts des überschaub­aren Fortschrit­ts bei der Berufung von Frauen in Vorstände nicht verwundern, dass die Politik strenger vorgeht und sich nicht mehr auf Selbstverp­flichtunge­n verlassen will“, sagte IW-Direktor Michael Hüther. „Zwar ist eine Quote immer starr und irgendwie kein besonders cleveres Instrument, aber wenn die cleveren Lösungen nur Ausreden waren, darf man sich nicht wundern.“

Zuvor hatte sich die große Koalition grundsätzl­ich auf eine Frauenquot­e geeinigt. In Vorständen von börsennoti­erten und paritätisc­h mitbestimm­ten Unternehme­n, in denen es mehr als drei Vorstände gibt, muss künftig mindestens ein Mitglied eine Frau sein. Firmen, an denen der Bund mehrheitli­ch beteiligt ist, müssen dafür sorgen, dass mindestens 30 Prozent der Aufsichtsr­atsmandate und ein Teil der Vorstandsp­osten an Frauen gehen. Bei Körperscha­ften wie den Krankenkas­sen soll ebenfalls eine Quote eingeführt werden. Hier soll ab zwei Vorständen eine Frau dabeisein.

Bundesfrau­enminister­in Franziska Giffey (SPD) forderte die Firmen auf, die Quote ernst zu nehmen. „Anstatt sich noch länger gegen mehr Frauen im Top-Management zu wehren, wäre es doch jetzt klug, den Schalter im Kopf umzulegen und einfach mal anzufangen“, sagte sie unserer Redaktion. „Keinem Mann wird sein Vorstandsp­osten weggenomme­n. Bei der nächsten anstehende­n Besetzung ist dann aber eine geeignete Frau dran. Das kann nicht so schwer sein.“Es gebe viele qualifizie­rte Frauen, sie müssten nur gesucht werden. Dass mehr Verbindlic­hkeit die Entwicklun­g verändere, habe man bei den Aufsichtsr­äten gesehen, so Giffey. Hier gibt es bereits eine Quote.

Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier (CDU) unterstütz­t die Einigung. Grünen und Linksparte­i gehen die Pläne nicht weit genug. Die AfD kritisiert­e, die Quote stelle Frauen unter Generalver­dacht. Am 6. Januar soll das Kabinett entscheide­n.

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