Die Wirtschaft hat die Quote verdient
Die Frauenquote ist ein echtes Ärgernis. Frauen, die es kraft ihrer Leistung an die Spitze von Unternehmen schaffen, müssen sich rechtfertigen, nicht bloß eine Quotenfrau zu sein. Für Branchen, in denen Firmen es schon schwer haben, weibliche Nachwuchskräfte zu finden, wird die Einhaltung der Vorgaben besonders schwierig. Zudem ist die Gefahr groß, dass Unternehmen nun Posten für Gedöns schaffen, um auf dem Papier die Quote zu erfüllen. Und trotzdem ist die Frauenquote für Vorstände, die die große Koalition nun plant, richtig. Die Wirtschaft hatte lange Zeit, um zu zeigen, dass sie es ohne staatliche Gängelung kann; dass sie aus eigenem Interesse auf Frauen im Vorstand setzt, weil gemischte Teams nun mal besser sind als homogene.
Doch die Wirtschaft hat versagt. Ihre Selbstverpflichtung war das Papier nicht wert, auf dem sie notiert wurde. Trotz aller Beteuerungen liegt der Frauenanteil in Vorständen bei mickrigen 7,6 Prozent. Schlimmer noch: Unternehmen wie Zalando und Rheinmetall haben Politiker, die sich 2015 auf weicheVorgaben eingelassen haben, anfangs regelrecht lächerlich gemacht. Danach durften Unternehmen sich selbst eine Zielgröße setzen. Doch 70 Prozent von ihnen hatten zunächst die Chuzpe, als Zielgröße null anzugeben. Sie haben also nicht nur keine Frau imVorstand, sondern peilen das noch nicht einmal an. So viel männliche Arroganz kann sich eine Bundesregierung nicht bieten lassen, und so viel Dummheit kann sich die deutsche Wirtschaft auch nicht leisten. Die Wirtschaft hat es nicht anders verdient, als nun eine lästige, sperrige Frauenquote zu bekommen. Bei den Aufsichtsräten zeigt sich ja auch, dass die Quote wirkt. Nun sollten die Unternehmen schleunigst ihre weiblichen Talente fördern und fordern, um ihre Vorstandssuche zu erleichtern. Die Zeit der Ausreden ist vorbei.
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