„Einbrecher machen jetzt Homeoffice“
Kriminelle weichen in NRW während der Corona-Krise häufig auf digitale Betrugsmethoden aus. Die Gewerkschaft der Polizei beobachtet das mit Sorge.
DÜSSELDORF Die Kriminalität in Nordrhein-Westfalen hat sich während der Corona-Pandemie teilweise ins Digitale verlagert. Die Polizei bekämpft dabei zunehmend Fälle von Phishing, dem Erschleichen von persönlichen Daten wie Passwörtern durch gefälschte E-Mails oder Webseiten.
Andere Straftaten wieWohnungseinbrüche oder Taschendiebstähle kämen indes seltener vor, sagt der NRW-Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Michael Mertens, unserer Redaktion. Bestimmte Straftaten würden durch die Corona-Krise automatisch „bekämpft“, sagt Mertens. Wenn Menschen etwa während des aktuellen Lockdowns häufiger zu Hause bleiben, haben Wohnungseinbrecher nur beschränkte Möglichkeiten. Das heiße aber nicht, dass die Kriminalität verschwinde, betont Mertens: „Einbrecher machen jetzt Homeoffice. Das hört sich lustig an, ist es aber nicht.“
Betrüger suchen demnach aktuell häufiger nach Alternativen im digitalen Raum. Beim sogenannten Phishing erstellen sie etwa gefälschte Webseiten, mit denen sie unter einem Vorwand Kontonummern oder Passwörter abfragen. Die so gesammelten Daten werden anschließend für den Betrug genutzt. Auch auf Online-Handelsplattfor
„Bei neuen Phänomenen ist die Polizei immer im Nachteil“
Michael Mertens
NRW-Vorsitzender der GdP
men suchen Kriminelle während der Pandemie vermehrt nach Opfern. „Manche bieten im Internet eineWare an, die es nie gegeben hat, kassieren aber das Geld. Die Kreativität kennt da keine Grenzen“, sagt Michael Mertens.
Bei allen digitalen Verbrechen gibt es für die Polizei laut Angaben der Gewerkschaftschefs eine gemeinsame Herausforderung. „Bei neuen Phänomenen ist die Polizei immer im Nachteil. Wir erfinden sie nicht, sondern müssen darauf reagieren“, sagt Michael Mertens. Technisch liefen die Ermittler damit immer der Entwicklung hinterher. Für die Bekämpfung von digitalen Betrugsfällen braucht es laut Mertens die richtige technische Infrastruktur, aber auch mehr Kompetenz auf der Seite der Polizei. In beiden Feldern gebe es in Nordrhein-Westfalen Nachholbedarf.