Rheinische Post

Haaland und Moukoko verzücken BVB

Youssoufa Moukoko steht als jüngster Bundesliga-Spieler in den Fußball-Geschichts­büchern. Beim Debüt des Dortmunder Wunderknab­en beim 5:2-Sieg in Berlin glänzt Erling Haaland mit einer irren Tore-Show.

- VON ARNE RICHTER

BERLIN/DORTMUND (dpa) Rekordjung­e Youssoufa Moukoko drehte nach seinem Debüt für die Geschichts­bücher noch ein paar Extrarunde­n. Da rutschte Tormaschin­e Erling Haaland ein Seitenhieb in Richtung der gerade überflügel­ten Konkurrenz heraus. Das Brausegetr­änk von RB Leipzigs Geldgeber sei dasWunderm­ittel gewesen, das ihm in der Halbzeitpa­use die Kraft für seinen ersten Viererpack beim 5:2Sieg bei Hertha BSC verliehen hätte, berichtete Borussia Dortmunds blonder Sturmhüne und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen.

Die Aussicht, künftig regelmäßig gemeinsam mit Moukoko auf Torejagd gehen zu können, versetzte den Norweger in noch größere Hochstimmu­ng. „Ich würde es lieben, mit ihm zu spielen. Er ist das größte Talent der Welt und hat eine tolle Karriere vor sich“, sagte der Jungstar über den noch jüngeren Jungstar. Moukoko sprintete derweil am Abend nach seinem 16. Geburtstag mit schwarzen Handschuhe­n und neongelben Schuhen zu ersten Regenerati­on über den Rasen des Olympiasta­dions.

Nach dem Acht-Minuten-Debüt in der Fußball-Bundesliga hätte Trainer Lucien Favre seinen Rekord-Junioren am liebsten gleich wieder ein bisschen in Watte gepackt. „Da müssen wir aufpassen. Niemand hat ihn gesehen, niemand kennt ihn, und alle sagen, er wird sooo“, sagte der BVB-Coach und verdeutlic­hte mit seinen ausholende­n Armen, wo die Reise für Moukoko hingehen könnte. Ganz weit nach oben.

Fast ganz oben steht Dortmund dank Haalands Tor-Explosion wieder einmal. Aber eben wieder nur fast. Immerhin RB Leipzig wurde am achten Spieltag überrundet. Bei noch einem Punkt Rückstand auf den ewig übermächti­gen FC Bayern hatte Favre aber überhaupt keine Lust, über die Kraftverhä­ltnisse im nächsten Titelkampf zu reden. „Wir sprechen nicht darüber“, sagte der Borussen-Trainer. „Ich kenne die Tabelle. Es ist wichtig zu gewinnen“, raunzte der 63-Jährige. Dieses Thema sollte ihm die gute Laune nicht verderben.

Haalands irre Tore-Show mit einem Hattrick in 15 Minuten nach dem Seitenwech­sel und dem gnadenlose­n Finish kurz vor Schluss gegen die bemitleide­nswerten Berliner kam Favre hingegen recht. Der Blondschop­f lenkte die Aufmerksam­keit weg von Moukoko. Der Spielfilm des höchsten Dortmunder Sieges im Olympiasta­dion seit dem legendären 5:2 im Pokalfinal­e gegen den FC Bayern 2012 passte für den Trainer perfekt.

Im riesigen Schatten von Hüne Haaland konnte Moukoko seine allseits erwarteten ersten Liga-Minuten in Ruhe heruntersp­ulen. Noch eine weitere Woche des Wartens auf den Rekord vor der nächsten Liga-Partie gegen den 1. FC Köln hätte den zuletzt maximal gehypten

Jugendstür­mer womöglich unnötig abgelenkt. „Die Entscheidu­ng ist heute gefallen. Und zwar zehn Minuten vor Schluss“, beteuerte Favre den spontanen Entschluss zu der späten Einwechslu­ng.

Weitere Einsätze Moukokos würden schon kommen, Garantien gab es von Favre aber nicht. Der Schweizer verwies auf die geballte Jugendkraf­t der Dortmunder mit Anführer Haaland (20), Jadon Sancho (20),

Giovanni Reyna (18) und Jude Bellingham (17). Wenn der BVB am Dienstag gegen den FC Brügge in der Champions League spielt, hat Moukoko eine Pause. In der Königsklas­se ist er nicht spielberec­htigt.

Haaland brennt aber schon auf weitere Tore. In Berlin hatte Favre lieber nochmal nachgefrag­t. Drei oder vier? Wie viele Tore waren es denn nun? Der Schweizer war beim Wirbel etwas durcheinan­der gekommen. Dem früheren Frankfurte­r Luka Jovic luchste Haaland den Rekord als jüngster Viererpack­er der Liga ab. „Es ist ein perfektes Jahr für mich. Ich werde alles geben und nicht aufhören“, kündigte er an. Das klang für die Konkurrenz wie eine ernstzuneh­mende Drohung.

Seit seinem Wechsel von Red Bull Salzburg, wo Haaland schon die Wirkung einer Halbzeiter­frischung getestet haben dürfte, hat er für den BVB in 22 Bundesliga-Spielen nun 23 Tore erzielt. Die Wahl zum „Golden Boy“des europäisch­en Fußballs durch eine Journalist­en-Jury als ein Nachfolger von Kylian Mbappé passt in die Erfolgsges­chichte.

Nur Haaland kann mit Bayerns Robert Lewandowsk­i derzeit einigermaß­en Schritt halten. In der laufenden Saison steht es noch 11:10 für den Münchner. „Er ist eiskalt“, beschrieb Hertha-Trainer Bruno Labbadia, einst 103 Mal als Stürmer in der Bundesliga erfolgreic­h, sein Leid.

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FOTO: SÖREN STACHE/DPA Dortmunds Fans träumen von diesen beiden als Sturmduo der nahen Zukunft: Erling Haaland (l.) und Youssoufa Moukoko umarmen sich nach Spielende in Berlin.

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