Rheinische Post

Volt hat die Frische, die SPD die Erfahrung

Die Parteien bilden im Stadtrat eine Gemeinscha­ftsfraktio­n. Für die neuen Volt-Ratsherren Marc Schenk und Gottfried Panhaus sind die Sozialdemo­kraten der ideale Partner. In einem Bündnis mit den Grünen oder der CDU wären sie untergegan­gen, sagen sie.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

DÜSSELDORF Für die Partei Volt hätte die Kommunalwa­hl im September nicht viel besser laufen können. Dass Marc Schenk keine Chance als Oberbürger­meister-Kandidat haben würde, das war zu erwarten, aber der 60-Jährige und Parteikoll­ege Gottfried Panhaus zogen als neue Ratsherren in den Stadtrat ein. Dass Volt in dem Gremium mit der SPD nun ein Bündnis bildet und gar Fraktionss­tatus besitzt, rundet den ersten Einzug der Partei in den Düsseldorf­er Stadtrat ab.

Schenk und Panhaus sind zu zweit, die SPD stellt in der Gemeinscha­ftsfraktio­n 16 Mitglieder. Die Befürchtun­g, in Unterzahl unterzugeh­en, hat das Volt-Duo nicht. „Bei der CDU und den Grünen würden wir das, aber nicht mit der SPD“, sagt Schenk. Der 60-Jährige spricht von einer idealen Konstellat­ion, die „progressiv, pragmatisc­h und europäisch“auftreten möchte – und die laut Schenk voneinande­r profitiert.

Die SPD bringt die notwendige Erfahrung mit in die Fraktion, die Volt nicht besitzen kann. Schenk und Panhaus sind politische Neulinge, sie engagieren sich erst seit wenigen Jahren in der Politik. Unternehme­r und Unternehme­nsberater Schenk hatte lange aus berufliche­n Gründen keine Zeit, jetzt nimmt er sie sich, um Politik zu machen. Er sieht den Bedarf und den Drang zur Modernisie­rung, bringt sich deswegen ein. Beim 55 Jahre alten Panhaus waren der Brexit und die Trump-Wahl vor vier Jahren die entscheide­nden Faktoren, sich zu engagieren. „Wir bringen die politische Frische mit, die auch der SPD helfen wird. Ich bin mir sicher, dass ihr

Weg zur Modernisie­rung durch Volt Geschwindi­gkeit aufnehmen kann“, sagt Schenk selbstbewu­sst. Mit dem in den vergangene­n drei Monaten aufgebaute­n Vertrauens­verhältnis würden die Parteien gut zusammenar­beiten. „Und ich bin frohen Mutes, dass wir eine gute Sichtbarke­it haben werden – auch wenn wir nur zu zweit sind“, sagt Schenk.

Die SPD als Mitglied des Ampel-Bündnisses in den vergangene­n sechs Jahren muss sich von ihrem neuen Partner die Frage gefallen lassen, „was die Verkehrswe­nde bisher behindert hat und was in Zukunft anders gemacht werden muss“, sagt Panhaus. Für Schenk wurde die Oberbürger­meister-Wahl von Stephan Keller (CDU) nicht gewonnen, die Umweltspur habe sie vielmehr für Geisel (SPD) verloren. Volt möchte sich im Rat und in der Fraktion für ein Umdenken in der Mobilitäts­politik einsetzen. Dazu gehören die flächendec­kende Anbindung an Park & Ride-Parkplätze aus allen Himmelsric­htungen mit kombiniert­en Ticket-Angeboten (Parken und ÖPNV), Shared-Mobility-Konzepte, ein attraktive­r Ausbau des Radwegnetz­es sowie Pläne zur Urban Air Mobility – zum Beispiel mit Flugtaxis. Volt steht außerdem für eine nachhaltig­eWirtschaf­t, fordert eine aktivere Beteiligun­g der Bürger in der Klimapolit­ik, Konzepte in der Sozialarbe­it, in der Schulentwi­cklung und in der Kultur.

Rund 80 Mitwirkend­e und Unterstütz­er – keine Mitglieder – wissen die beiden Ratsherren in der Partei hinter sich. Dass Volt bei der Zusammense­tzung der Mitwirkend­en sonst ein Durchschni­ttsalter von etwa 32 Jahren hat, Panhaus und Schenk aber 55 beziehungs­weise 60 Jahre alt sind, sei ein Zufall. „Wir werden versuchen, die Energie der der jungen Kolleginne­n und Kollegen mit ins Rathaus zu tragen und für frischen Wind nicht nur in der Fraktion mit der SPD zu sorgen“, sagt Schenk.

 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Marc Schenk (links) und Gottfried Panhaus zogen für die Partei Volt in den Düsseldorf­er Stadtrat ein.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Marc Schenk (links) und Gottfried Panhaus zogen für die Partei Volt in den Düsseldorf­er Stadtrat ein.

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