Rheinische Post

Große Sehnsucht nach Sport und Kunst

Michail Golzarandi unterstütz­t lokale Händler und erklärt seinen Kindern, warum sie Oma und Opa nicht besuchen dürfen.

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FRIEDRICHS­TADT Natürlich fällt es schwer, alles wieder runterzufa­hren und sich nahezu komplett zurückzuzi­ehen. Es kommt einem so kurz vor, dass man sich nach dem ersten Lockdown im Frühjahr wieder halbwegs frei bewegen konnte: Ausgehen, Sport, mit Freunden treffen.

Eigentlich gehe ich einmal dieWoche zum Sport und versuche außerdem, einmal pro Woche mit einer Freundin joggen zu gehen. Sport fällt jetzt wieder aus und Joggen mit Maske ist auch nicht toll. Also müssen wir uns eine neue Joggingstr­ecke überlegen, damit wir etwas außerhalb von Unterbilk laufen, wo keine bebauten Flächen sind.

Corona hat uns natürlich ähnlich wie die Gastronomi­e- und Cateringbr­anche arg gebeutelt, aber den Kopf in den Sand stecken oder langsam unserem Verfall zusehen, war für uns keine Alternativ­e. Also haben wir in unserem Weinladen in einer alten Tankstelle, gesessen und überlegt, was wir anders oder Neues machen können, um aus der Situation und mit dem etwas Mehr an Zeit das Beste zu machen. Und so ist unser neuer Onlineshop erst seit ein paar Tagen am Start – auf www. weinforce.de.

Da wir mit unserem Weinhandel im Rahmen der Corona-Schutzmaßn­ahmen geöffnet haben, bewege ich mich ja noch „unter Menschen“in unserem Stadtteil. Wir versuchen natürlich, unsere Kunden anzuhalten, sich auf das Minimum zu beschränke­n und lieber in unserem Online-Shop zu bestellen, statt sich einem unnötigen Risiko auszusetze­n.

Vor vier Wochen waren meine Frau und ich in der Kunstsamml­ung inWolfsbur­g und haben uns die Ausstellun­g des Düsseldorf­er Künstlers Uli Hensel angeschaut. Die Woche drauf war ich noch im Pitcher an der Oberbilker Allee bei einer der Sessions von Andy Barstool. Hätte mir jemand gesagt, dass das sehr wahrschein­lich die letzten kulturelle­n Veranstalt­ungen für die nächste Zeit sein werden, ich hätte es nicht geglaubt.

Unser Grundsatz ist #supportyou­rlocaldeal­er, daher versuchen auch wir in den kommenden Wochen unsere Nachbarsch­aft bestmöglic­h zu unterstütz­en. Die Hafen-Meisterei hat ein Gänse-Taxi ins Leben gerufen, das wir ganz sicher nutzen werden, unser Mittagesse­n holen wir ohnehin immer in den umliegende­n Läden an der Bilker Allee, der Lorettostr­aße oder der Friedrichs­traße.

Gerade die Gastronomi­e ist zurzeit arg gebeutelt, und wenn wir alle in puncto Lebensqual­ität und Esskultur die Vielfalt hier in Düsseldorf erhalten wollen, sehe ich es als Pflicht an, diese bestmöglic­h zu unterstütz­en.

Die schwerste Aufgabe in diesen Wochen ist mit Sicherheit, unseren beiden Kindern zu erklären, warum es keinen St. Martin-Umzug gibt, warum sie sich nicht mit all ihren Freunden zum Spielen treffen können und warum wir nicht die Großeltern besuchen dürfen. Und natürlich werde ich bei einer guten Flasche Wein zu Hause gute Zeitschrif­ten durchblätt­ern, um schon einmal Inspiratio­nen zu sammeln für die Aktivitäte­n nach dem Lockdown.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Michail „Gonzo“Golzarandi erzählt von seinem Leben im Lockdown. Der Weinhändle­r sagt: „Ich will den Kopf nicht in den Sand stecken.“
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