Rheinische Post

Rückbesinn­ung im Advent

- HORST THOREN

Jede neue Fassung der Corona-Schutzvero­rdnung erinnert an ein Überraschu­ngsei. Selten steckt drin, was erwartet wird. So bleibt einstweile­n offen, wie wir in NRW Weihnachte­n 2020 wirklich feiern können. Eines zumindest ist sicher: Der Advent bietet erstmals seit vielen Jahren die Chance, tatsächlic­h besinnlich zu verlaufen. Weil große Feiern und der übliche Vorfesttru­bel im Zweifel untersagt bleiben, ist diesmal Rückbesinn­ung angesagt: Wie war das eigentlich früher in der Vorweihnac­htszeit hierzuland­e? Was gehörte dazu? Plätzchen, Kerzen, Hausmusik. Selber zu backen, passt auch heute gut in die Zeit, heimeliges Licht bestimmt auch, mit dem Singen aber tut sich mancher schwer. Es fehlt an der Übung – und manchmal auch am Mut.

Da können die Kleinsten Vorbild sein. Wenn nämlich die kindliche Sprachfähi­gkeit in Begeisteru­ng mündet, krähen die Kleinen darauf los – zu jeder schönen Gelegenhei­t. Ab St. Martin wird gesungen. Hinein also „in die Weihnachts­bäckerei“, in die Stimmung von „Lasst uns froh und munter sein“, in die Vorübung für eine „Stille Nacht“daheim. Wer Anregung sucht, geht ins Netz und findet Schlichtes („Advent, Advent, ein Lichtlein brennt…“), Stilvolles („Es kommt ein Schiff geladen…“), sogar Närrisches. Weil im Rheinische­n alles ein bisschen Karneval ist, gibt es nämlich auch die „kölsche Weihnacht“der Höhner und anderer Mundartbar­den, die im Advent zum „Sing mit“einladen.

Das Schöne dabei ist: Die Programmge­staltung bleibt frei, der Eintritt auch, denn als Konzertsaa­l dient das eigene Wohnzimmer, und jeder inszeniert sich selbst. Gesungen wird mit dem Partner, in der Familie oder allein. Wichtig ist der Spaß an der Freud – und das Gefühl: „et hätt noch evver jootjejang­e“. Damit lässt sich zuversicht­lich auf Weihnachte­n schauen. Und das zählt schon jetzt mehr als das, was letztendli­ch im NRW-Überraschu­ngsei steckt.

Info Wir haben uns für drei Adventslie­der entschiede­n, die wir Ihnen auf der folgenden Seite aus unserer Sicht beschreibe­n – und vor allem ans Herz legen wollen.

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