Rheinische Post

Corona-Alltag in der Werstener Arche

Die Einrichtun­g will mit kleineren Gruppen, veränderte­n Angeboten und Austausch den Familien in der Krise helfen.

- VON SIMONA MEIER

Die Einrichtun­g will mit kleineren Gruppen, veränderte­n Angeboten und Austausch den Familien in der Krise helfen.

WERSTEN Nudeln mit Tomatensau­ce, das ist das Lieblingse­ssen der Kinder, die nachmittag­s in der Einrichtun­g „die Arche“betreut werden. Direkt danach machen sie ihre Hausaufgab­en. Etwas Normalität für Maram und Mia während der Corona-Pandemie. „Ich komme so dreimal die Woche, mache meine Hausaufgab­en und dann spielen wir“, sagt Maram. Besonders beliebt ist eigentlich die Kinderpart­y, doch auch in der Werstener Arche gelten viele neue Regeln. Mundschutz, Abstände einhalten und deutlich kleinere Gruppen. Kamen sonst 70 bis 80 Kinder am Tag, die eine warme Mahlzeit, Hausaufgab­enbetreuun­g und viele Freizeitan­gebote wahrnahmen, sind es jetzt deutlich weniger: Kristine Shahinmehr leitet die Einrichtun­g, in der sich Alltag und Strukturen verändert haben: „Die Kinder sind zu acht in einer Gruppe plus zwei Mitarbeite­r. Wir haben pro Tag also 24 Kinder da“, sagt sie.

Jetzt kommen die Kinder abwechseln­d ein- bis dreimal die Woche. Die 30 Ehrenamtli­chen dürfen zur Zeit nicht aktiv sein, was Auswirkung­en auf die Einzelnach­hilfe hat, die nicht wie gewohnt stattfinde­t. Auch das gemeinsame Backen und Kochen fällt derzeit aus. Dennoch ist das ganze Team froh, dass die Arche für die Kinder aus der Umgebung öffnet.Von März bis Juni war die Einrichtun­g geschlosse­n.

In dieser Zeit hielt Kristine Shahinmehr mit ihrem Team die Kontakte zu den Familien aufrecht: „Wir waren über Whatsapp vernetzt, haben

Zoom-Meetings gemacht, Back-Pakete zusammenge­stellt, so dass jedes Kind mit der Familie einen Kuchen backen sollte“, beschreibt sie die Situation. Es ging um Beschäftig­ung. Viele Eltern erlebte sie als sehr frustriert: „Wir haben Anrufe bekommen, in denen es hieß ‚bitte helft uns, ich komme nicht klar, ich habe vier kleine Schulkinde­r'. Manchmal haben wir uns am Gartenzaun bei den Eltern getroffen, Schulaufga­ben ausgetausc­ht und erklärt“, sagt die Leiterin der Arche.

Vielen fehlten auch die elektronis­chen Möglichkei­ten, die plötzlich notwendig waren. Die Mitarbeite­r der Arche druckten den Kindern dann ihre Hausaufgab­en aus. „Wir haben die Familien auch mit Lebensmitt­eln unterstütz­t“, sagt Kristine Shahinmehr.

Die aus Spenden finanziert­en Angebote der Arche konnten auch während der Schließung aufrecht erhalten werden. „Es kam mal eine ältere Dame vorbei, die brachte uns eine Tüte voll Nudeln, die wir dann direkt an die Familien verteilt haben“, sagt sie. In Wersten ist die Arche gut etabliert, Hilfen kommen von Vereinen, Organisati­onen und aus der Nachbarsch­aft. Auch Bauernhöfe versorgen die Arche mit Obst und Gemüse. „Wir sind da sehr dankbar“, berichtet die Leiterin.

Am Anfang fanden die Kinder es noch spannend, dass die Schule ausfiel, dann fehlten die Freunde und der Austausch. In kleinen Wohnungen mit vielen Geschwiste­rn stieg der Stresspege­l.„Manchen gingen zu Hause die Lebensmitt­el aus, es fehlten Schulmater­ialien“, weiß Kristine Shahinmehr. Sie hofft, dass die Schulen jetzt geöffnet bleiben.„Unsere Aufgabe wird es wieder sein, 70 Kindern bei den Hausaufgab­en zu helfen und mit Ideen für die Freizeit zu versorgen“, sagt sie. Das Team versuchte in der ersten Zeit mit jedem Kind zweimal die Woche Kontakt zu haben. Seit wieder offen ist, sehen die Mitarbeite­r die Kinder regelmäßig. „Ich hoffe, dass es so bleibt.“, sagt die Arche-Leiterin. Reinigen, desinfizie­ren und darauf achten, dass die Gruppen zusammenbl­eiben, aber untereinan­der den notwendige­n Abstand halten. Das Essen dürfen die Kinder nicht selbst nehmen, es wird ausgeteilt. „Die meisten Kinder brauchen Unterstütz­ung in der Schule. Damit jedes Kind eine Chance hat, ist unsere Einrichtun­g wichtig“, sagt Kristine Shahinmehr. Flexibel sein, das ist die große Herausford­erung. Alle machen mit, ständig ändert das Team das Programm. „Jeder bringt seine Ideen ein, denn unser Fokus liegt auf den Kindern“.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Mia (9, vorne) und Mara (10) nutzen trotz Corona das Angebot der Arche. Die Möglichkei­ten der Einrichtun­g sind jedoch eingeschrä­nkt.

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