Corona-Alltag in der Werstener Arche
Die Einrichtung will mit kleineren Gruppen, veränderten Angeboten und Austausch den Familien in der Krise helfen.
Die Einrichtung will mit kleineren Gruppen, veränderten Angeboten und Austausch den Familien in der Krise helfen.
WERSTEN Nudeln mit Tomatensauce, das ist das Lieblingsessen der Kinder, die nachmittags in der Einrichtung „die Arche“betreut werden. Direkt danach machen sie ihre Hausaufgaben. Etwas Normalität für Maram und Mia während der Corona-Pandemie. „Ich komme so dreimal die Woche, mache meine Hausaufgaben und dann spielen wir“, sagt Maram. Besonders beliebt ist eigentlich die Kinderparty, doch auch in der Werstener Arche gelten viele neue Regeln. Mundschutz, Abstände einhalten und deutlich kleinere Gruppen. Kamen sonst 70 bis 80 Kinder am Tag, die eine warme Mahlzeit, Hausaufgabenbetreuung und viele Freizeitangebote wahrnahmen, sind es jetzt deutlich weniger: Kristine Shahinmehr leitet die Einrichtung, in der sich Alltag und Strukturen verändert haben: „Die Kinder sind zu acht in einer Gruppe plus zwei Mitarbeiter. Wir haben pro Tag also 24 Kinder da“, sagt sie.
Jetzt kommen die Kinder abwechselnd ein- bis dreimal die Woche. Die 30 Ehrenamtlichen dürfen zur Zeit nicht aktiv sein, was Auswirkungen auf die Einzelnachhilfe hat, die nicht wie gewohnt stattfindet. Auch das gemeinsame Backen und Kochen fällt derzeit aus. Dennoch ist das ganze Team froh, dass die Arche für die Kinder aus der Umgebung öffnet.Von März bis Juni war die Einrichtung geschlossen.
In dieser Zeit hielt Kristine Shahinmehr mit ihrem Team die Kontakte zu den Familien aufrecht: „Wir waren über Whatsapp vernetzt, haben
Zoom-Meetings gemacht, Back-Pakete zusammengestellt, so dass jedes Kind mit der Familie einen Kuchen backen sollte“, beschreibt sie die Situation. Es ging um Beschäftigung. Viele Eltern erlebte sie als sehr frustriert: „Wir haben Anrufe bekommen, in denen es hieß ‚bitte helft uns, ich komme nicht klar, ich habe vier kleine Schulkinder'. Manchmal haben wir uns am Gartenzaun bei den Eltern getroffen, Schulaufgaben ausgetauscht und erklärt“, sagt die Leiterin der Arche.
Vielen fehlten auch die elektronischen Möglichkeiten, die plötzlich notwendig waren. Die Mitarbeiter der Arche druckten den Kindern dann ihre Hausaufgaben aus. „Wir haben die Familien auch mit Lebensmitteln unterstützt“, sagt Kristine Shahinmehr.
Die aus Spenden finanzierten Angebote der Arche konnten auch während der Schließung aufrecht erhalten werden. „Es kam mal eine ältere Dame vorbei, die brachte uns eine Tüte voll Nudeln, die wir dann direkt an die Familien verteilt haben“, sagt sie. In Wersten ist die Arche gut etabliert, Hilfen kommen von Vereinen, Organisationen und aus der Nachbarschaft. Auch Bauernhöfe versorgen die Arche mit Obst und Gemüse. „Wir sind da sehr dankbar“, berichtet die Leiterin.
Am Anfang fanden die Kinder es noch spannend, dass die Schule ausfiel, dann fehlten die Freunde und der Austausch. In kleinen Wohnungen mit vielen Geschwistern stieg der Stresspegel.„Manchen gingen zu Hause die Lebensmittel aus, es fehlten Schulmaterialien“, weiß Kristine Shahinmehr. Sie hofft, dass die Schulen jetzt geöffnet bleiben.„Unsere Aufgabe wird es wieder sein, 70 Kindern bei den Hausaufgaben zu helfen und mit Ideen für die Freizeit zu versorgen“, sagt sie. Das Team versuchte in der ersten Zeit mit jedem Kind zweimal die Woche Kontakt zu haben. Seit wieder offen ist, sehen die Mitarbeiter die Kinder regelmäßig. „Ich hoffe, dass es so bleibt.“, sagt die Arche-Leiterin. Reinigen, desinfizieren und darauf achten, dass die Gruppen zusammenbleiben, aber untereinander den notwendigen Abstand halten. Das Essen dürfen die Kinder nicht selbst nehmen, es wird ausgeteilt. „Die meisten Kinder brauchen Unterstützung in der Schule. Damit jedes Kind eine Chance hat, ist unsere Einrichtung wichtig“, sagt Kristine Shahinmehr. Flexibel sein, das ist die große Herausforderung. Alle machen mit, ständig ändert das Team das Programm. „Jeder bringt seine Ideen ein, denn unser Fokus liegt auf den Kindern“.