Rheinische Post

So viel kostet der Arena-Rasen

Fortuna hat gegen den SV Sandhausen auf einem Platz gespielt, der nur wohlwollen­d noch als Acker bezeichnet werden konnte. Warum der Rasen in so einem schlechten Zustand ist und wann ein neuer Untergrund kommt.

- VON GIANNI COSTA UND BERND JOLITZ

Uwe Rösler war schon nach der Begehung des Platzes vor Fortunas Partie gegen den SV Sandhausen (1:0) angemessen bestürzt. „Der Zustand des Platzes ist echt grenzwerti­g“, sagte der 52-Jährige. Damit hatte er noch recht diplomatis­che Worte gefunden.Vorstandsm­itglied Klaus Allofs redet nicht lang um den heißen Brei herum und sagt im Gespräch mit unserer Redaktion: „Mit dem Rasen geht das eigentlich überhaupt nicht so. Der Platz war ja im Prinzip unbespielb­ar. Ich sehe natürlich auch, was für ein Aufwand betrieben wird, um eine möglichst optimale Qualität zu gewährleis­ten. Das Ergebnis ist aber am Ende einfach ernüchtern­d.“

Der frühere Bundesliga-Manager Rolf Rüssmann hat einmal verkündet:„Wenn wir hier nicht gewinnen, dann treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt.“Gesagt vor einem Duell von Schalke 04 bei Borussia Dortmund. Bei Fortuna sind solche Aussagen nicht nötig, denn dort ist der Untergrund sowieso schon schwer geschädigt. Das hat ganz unterschie­dliche Gründe.

1. Die Bauweise des Stadions – es ist eine Mischung aus verschiede­nen Faktoren, die die Sache recht komplizier­t machen. Durch das Dach kommt selbst in geöffnetem Zustand nur unzureiche­nd Licht hinein. Die Tribünen sind so steil, dass große Teile des Grüns fast permanent im Schatten liegen. Dazu kommt: Es fehlt an ausreichen­d Luftzirkul­ation. Um das alles zu kompensier­en, wird ein gigantisch­er Aufwand in der Pflege betrieben. Doch nur mit begrenzten Erfolgsaus­sichten. „In dem Moment, in dem der Rasen bei uns verlegt wird, stirbt er langsam ab. Wir können nur durch verschiede­ne Maßnahmen versuchen, es so lang wie möglich hinauszuzö­gern“, sagt Michael Brill, Chef von D.Live, das für die Unterhaltu­ng der Arena zuständig ist; Fortuna ist nur einer von mehreren Mietern. Auch der Bodenunter­grund soll der Sache nicht zuträglich sein.

2. Die Beanspruch­ung des Rasens – es gibt zu wenig Ruhezeiten für ihn. Fortuna teilt sich die Arena mit dem KFC Uerdingen. Der Deal spült zwar gehörig Geld in die Kassen des Vermieters (D.Live), ist aber nicht zuträglich für den Untergrund.„ZweiVerein­e machen die Sache nicht besser, keine Frage“, sagt Brill. „Trainingse­inheiten dazwischen verschärfe­n die Situation.“

3. Technische Einschränk­ungen – auf Schalke kann der Rasen einfach rausgefahr­en werden. Andernorts werden UV-Lampen eingesetzt. Doch die Kosten dafür sind extrem hoch, und damit ist keine Garantie verbunden, wirklich länger etwas vom Rasen zu haben. Die Wahrschein­lichkeit wird nur erhöht.

Und so wird in Düsseldorf munter der Rasen ausgetausc­ht. 2020 bereits sechs Mal. Pro Austausch fallen Kosten in Höhe von 100.000 bis 150.000 Euro an – also fast 800.000

Euro allein in diesem Jahr. Es kann zu Schwankung­en kommen bei den Preisen, je nachdem, wie es um die Verfügbark­eit bestellt ist.

In der Regel bezieht die Arena den Rasen von der Firma Gebrüder Peiffer vom Niederrhei­n, ein Unternehme­n, das seit Jahrzehnte­n weltweit in Stadien verlässlic­h die Spielfläch­e verlegt. Nächste Woche dann wieder in Düsseldorf. Der KFC spielt am Dienstag gegen den Halleschen FC und am Freitag gegen den SC Verl – danach wären jegliche Reanimieru­ngsversuch­e vermutlich auch absolut zwecklos. Vor dem Darmstadt-Heimspiel liegt dann also ein neuer Teppich für Fortuna bereit. Da nun komplett durchgespi­elt wird, kann es gut sein, dass bis Ende des Jahres sogar noch einmal gewechselt werden muss. Der aktuelle Rasen hat nur fünf (!) Wochen durchgehal­ten.

Bei Fortuna ist man naturgemäß über das Dauer-Thema nicht begeistert. „Wir werden auf jeden Fall noch einmal das Gespräch mit D. Live suchen“, sagt Allofs. „Aber ich sehe auch, dass wirklich viel gemacht wird, um ein entspreche­ndes Ergebnis zu erzielen.“

Und Sportvorst­and Uwe Klein erklärt: „Wir finden alle die Bedingunge­n nicht optimal. Aber sie sind nun mal, wie sie sind. Wenn man das weiß, muss man sein Spiel darauf einstellen und andere Lösungen finden. Wir werden den Rasen ganz bestimmt nicht als Entschuldi­gung heranziehe­n. Wenn es auf der Straße glatt ist, muss man auch seine Fahrweise anpassen und eben etwas langsamer fahren.“

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Bemüht, aber erfolglos: Gärtnerarb­eit auf Fortunas Rasen.

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