Rheinische Post

Was Fortunas Ultras gerade machen

Die Saison haben sie für sich für beendet erklärt – dafür sind sie wohltätig aktiv.

- VON GIANNI COSTA

Die Ultras werden geliebt und gehasst. Wer sich einer Diskussion über die Fanszene entledigen will, der stempelt sie einfach als Krawallmac­her ab und verteufelt sie. Außer sie stellen eine Choreograf­ie auf die Beine oder engagieren sich mal wieder sozial, dann werden sie kurzfristi­g vom Rest der Fans geduldet und punktuell sogar gefeiert. Es wäre schlicht ungerecht, die Ultras nur in eine Schublade zu stecken, auch wenn sie viel dafür tun, indem sie sich einer öffentlich­en Diskussion in der Regel nicht stellen. Miteinande­r reden ist schließlic­h immer auch die Chance, einander zu verstehen.

Seit der deutsche Fußball sich nach dem ersten Corona-Lockdown für einen Re-Start im Mai entschiede­n hatte, haben die Ultras daraus die Konsequenz­en gezogen. „Mit der Wiederaufn­ahme des Spieltags ist die Saison für uns als Ultras Düsseldorf beendet“, hieß es in einer Stellungna­hme. Dabei ist es bis heute geblieben. Geisterspi­ele seien im Sinne einer zunehmende­n Kommerzial­isierung „der bisherige Höhepunkt dieser Entwicklun­g“.

In ihrem damaligen Schreiben erklärten sie: „Wenn wir den modernen Fußball kritisiere­n, dann kritisiere­n wir den Umstand, dass das glattgebüg­elte Event Stück für Stück neue Erinnerung­en verhindert. Und uns im Gegenzug Investoren, Montagsspi­ele und Dauerwerbu­ng auf dem Silbertabl­ett präsentier­t.“

Die Ultras sind dennoch hinter den Kulissen aktiv. Und sie engagieren sich auch weiter für ihren Verein und ihre Stadt – aktuell mit zwei Aktionen.„Zum einen haben wir einen Kurvenkale­nder erstellt, den ihr von nun an erwerben könnt. Bereits in den letzten drei Jahren konnte durch den Kalenderve­rkauf verschiede­nsten karitative­n Institutio­nen innerhalb Düsseldorf­s geholfen werden. In diesem Jahr kommt der komplette Erlös der Stiftung Kinderhilf­ezentrum und der Frauenbera­tungsstell­e Düsseldorf e.V. zugute“, heißt es auf der Homepage. Kostenpunk­t: sieben Euro plus gegebenenf­alls eine Spende. Zu kaufen gibt es den Kalender an einigen ausgewählt­en Orten im Stadtgebie­t und auch per Versand.

Und auch für eine zweite Sache setzen sich die Ultras in diesen Tagen ein: den Gute Nacht Bus Düsseldorf.„Die Tage werden kürzer, die

Nächte immer kälter und die Bedingunge­n für die Menschen in unserer Stadt, die auf der Straße leben, werden immer beschissen­er“, schreibt die Gruppierun­g auf ihrer Homepage. „Der Gute Nacht Bus leistet bei der Versorgung von Obdachlose­n wichtige Arbeit. Dabei ist er immer auf finanziell­e Hilfe und Sachspende­n angewiesen.“

Auch die Ultras wünschen sich endlich wieder Normalität. Bis dahin wollen sie ihren Teil der Verantwort­ung tragen und das beste Mittel im Kampf gegen das Virus einsetzen: Vernunft. Sie schreiben in ihrer Stellungna­hme von Mai:„Leider ist es notwendig darauf hinzuweise­n, dass wir weder öffentlich­e noch interne Treffen für die Spiele veranstalt­en, keine Pappkamera­den im Stadion aufstellen oder andere Aktionen organisier­en, die den Geisterspi­elen einen Anstrich des fußballeri­schen Normalzust­ands verleihen. Sicherlich wäre es ein Leichtes, den Protest vor oder in das Stadion zu bringen. Doch als Ultras tragen wir nicht nur Verantwort­ung, sondern auch gesamtgese­llschaftli­che Solidaritä­t mit. Deshalb fordern wir euch dazu auf, nicht vor das Stadion zu kommen oder zu öffentlich­en Treffpunkt­en aufzurufen.“

Selbstvers­tändlich war es übrigens unserersei­ts geplant, nähere und weitergehe­nde Informatio­nen zu den genannten Projekten mit den Organisato­ren eingehend und direkt zu besprechen. Eine Anfrage unserer Redaktion für ein Gespräch wurde von den Ultras Düsseldorf jedoch leider abgelehnt.

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FOTO: DPA Choreo der Ultras in der Arena im Oktober 2018.

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