Rheinische Post

Einmachglä­ser statt Verpackung­smüll

Seit zwei Jahren gibt es den Unverpackt-Laden an der Rethelstra­ße. Jetzt bietet er auch einen Lieferserv­ice an.

- VON MARC INGEL

DÜSSELTAL Zwei Jahre gibt es ihn schon, jetzt startet der Unverpackt-Laden im Zooviertel mit dem ersten müllfreien Lieferdien­st in Düsseldorf. Mitten in der Corona-Pandemie bietet das Geschäft, in dem Konsumente­n plastikfre­i Bio-Lebensmitt­el und weitere Dinge des täglichen Bedarfs einkaufen können, damit eine Alternativ­e zu herkömmlic­hen Supermarkt-Lieferdien­sten. „So können unsere Kunden selbst in der Corona-Quarantäne plastikfre­i und Bio einkaufen“, sagt Björn Amend, der das Geschäft 2018 gemeinsam mit Eva Wenndorf an der Rethelstra­ße eröffnete.

Für den Lieferserv­ice kooperiere­n die beiden mit dem Derendorfe­r Start-up „BringBuddi­es“. Das Prinzip ist einfach: Über den Online-Shop (www.unverpackt-lieferdien­st.de) kaufen Kunden Lebensmitt­el, Drogeriear­tikel oder Haushaltsw­aren ein. Das Unverpackt-Team füllt diese in Pfandgläse­r, und die Bring-Kumpel liefern den Einkauf zum gewünschte­n Zeitraum am folgendenW­erktag mit ihren Lastenfahr­rädern aus. Bei der nächsten Lieferung nehmen die BringBuddi­es die leeren Pfandgläse­r wieder mit, die dann hygienisch gereinigt werden. Aktuell sind Lieferunge­n in der gesamten Innenstadt möglich. Der Service kostet 4,99 Euro, einen Mindestbes­tellwert gibt es nicht, ab einer Bestellung von 50 Euro ist die Lieferung kostenfrei.

Bedenken, dass ausgerechn­et mitten in einer Pandamie das Unverpackt-Einkaufen womöglich nicht den hygienisch­en Ansprüchen genügt, teilt Björn Amend nicht. „Wir haben von Anfang an auf sehr strenge Hygienereg­eln gesetzt, um unsere Kunden und Mitarbeite­r zu schützen“, sagt er. Maskenpfli­cht, Desinfekti­on der Hände am Eingang, nur acht Personen dürfen sich gleichzeit­ig im Geschäft aufhalten, „damit bleiben wir sogar unterhalb der behördlich erlaubten Anzahl“, so der Inhaber.

Die Produkte seien außerdem in den Spendern vom direkten Zugriff der Kunden und der Kontaminie­rung etwa durch Atmen geschützt. „Auch wir selbst kommen nie direkt mit derWare in Kontakt“, so Amend. Die Kunden würden sich die Mengen, die sie benötigen, in die von ihnen mitgebrach­ten Behälter abfüllen, „Schöpflöff­el oder Zangen, auch die Einkaufskö­rbe, sammeln wir nach einmaligem Gebrauch in einem gesonderte­n Behälter und reinigen sie mit heißem Wasser, damit sie vor dem nächsten Gebrauch wieder steril sind“, erklärt Amend.

Die meisten Kunden fänden die strengen Regeln gut, „aber natürlich gab es auch welche, die sie als übertriebe­n empfinden. Einige wenige sind tatsächlic­h aus Protest wieder gegangen, weil wir darauf bestanden haben, dass sie sich am Eingang die Hände desinfizie­ren“, wundert sich der Geschäftsm­ann.

Unterbrech­ungen der Lieferkett­e seien bei Unverpackt darüber hinaus bislang selten gewesen. „Klopapier und Mehl hatten wir noch zu einem Zeitpunkt, als die Regale in den Supermärkt­en während des ersten Lockdowns längst leergefegt waren“, sagt Amend. Bisher habe es nur ein einziges Produkt gegeben, das seit Monaten nicht mehr zu bekommen sei: Kreuzkümme­l.

Doch trotz aller Vorsichtsm­aßnahmen: „Der Andrang hat leider deutlich nachgelass­en. Das liegt unter anderem daran, dass einfach viel weniger Menschen unterwegs sind. Die Leute gehen ja nicht mehr so unbeschwer­t shoppen wie zuvor, und dadurch ist ein Teil der spontanen Kunden weggebroch­en“, bedauert Amend. Außerdem arbeiteten viele Menschen jetzt von zuhause aus, wodurch ein Teil der Kundschaft, der außerhalb wohnt, aber nach der Arbeit noch schnell im Unverpackt-Laden einkaufen war, wegbleibe. „Das tut wirtschaft­lich schon weh – vor allem, da wir als Start-up ja auch noch nicht auf jahrelang gesammelte Reserven zurückgrei­fen können und dazu die Hygienemaß­nahmen einen Mehraufwan­d und Kosten verursache­n.“

Dass Unverpackt ausgerechn­et in dieser schwierige­n Phase einen Lieferdien­st anbietet, habe einen guten Grund: „Das wollten wir langfristi­g ohnehin machen. Und zur aktuellen Situation passt diese Dienstleis­tung ja perfekt: So können auch Kunden plastikfre­i einkaufen, denen ein Besuch im Laden aktuell ein zu hohes Infektions­risiko darstellt – und das gilt auch für jene, die in Quarantäne bleiben müssen“, sagt Amend.

Dass man preislich vielleicht mit den großen Supermarkt­ketten nicht mithalten kann, stört das Duo nicht. „Wir sprechen mit unserem Angebot vor allem umweltbewu­sste Konsumente­n an, die zudem häufig Bio einkaufen“, erklärt Amend. Vor allem ältere Kunden erinnere das Geschäft zudem an den guten alten Tante-Emma-Laden. „Wir nehmen uns Zeit für die Kunden, beraten, helfen beim Abfüllen – und haben auch mal ein paar Minuten für ein Schwätzche­n übrig“, betont Björn Amend.

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FOTO: PRIVAT Eva Wenndorf füllt die Unverpackt-Produkte in Einmachglä­ser, draußen wartet schon ein Bring-Buddie, der eine Lieferung zum Kunden fährt – natürlich mit dem Lastenrad.

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