Warum Hennings in der Luft hängt
Er war in der Bundesliga Mister Zuverlässig bei Fortuna. Doch im Unterhaus tut sich der Torjäger noch schwer.
Am vergangenen Samstag gegen den SV Sandhausen. An Rouwen Hennings lief die Partie komplett vorbei. 59 Minuten lang konnte man ihm maximal attestieren, am Arbeitsplatz anwesend gewesen zu sein. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er sich in der Einzelkritik unserer Redaktion eine glatte 5 in der Bewertung verdient. In einer ohnehin in Sachen Offensivkraft eher schwächeren Partie wäre das ein deutliches Zeichen gewesen für den mangelhaften Einsatz des Angreifers.
Doch dann wurde Kevin Danso im Strafraum gefoult, und Hennings verwandelte den fälligen Elfmeter sicher. Es war am Ende der Siegtreffer. Ihm ist damit geglückt, wofür Stürmer engagiert werden: Treffer zu erzielen. Dass es obendrein auch noch der entscheidende an diesem Mittag war, hat in der Bewertung ebenfalls eine Rolle gespielt. Und so wurde aus einer 5 bei uns plötzlich eine 1-.
Viele Leser haben sich daraufhin bei uns gemeldet. Das Lager war ungefähr geteilt – mit einem leichten Übergewicht für jene, die eher Unverständnis für unsere Entscheidung haben. Nach so einem Spiel eine so gute Note, das empfanden sie als nicht korrekt eingeordnet. Nun ist das mit Zeugnissen immer so eine Sache – über vieles kann man trefflich streiten. Und das ist auch gut so. Dazu vielleicht eine Anekdote am Rande, die sich vor etlichen Jahren nach einem Auswärtsspiel der Fortuna unter Trainer UweWeidemann abgespielt hat. „Welche Note haben Sie denn heute dem Marcel Podszus gegeben?“, fragte der Coach die Medienvertreter. „Nun, eine 3+“, antwortete der RP-Reporter. „Er war ja nicht oft in das Spiel eingebunden, aber immerhin hat er den späten Ausgleich gemacht.“Weidemann lächelte und erklärte: „Sehen Sie, ich benote unsere Spieler auch. Und bei mir hat
Marcel eine 1. Der Grund: Er ist Stürmer, und seine Hauptaufgabe ist die, Tore zu schießen. Die hat er erfüllt.“
Nun muss natürlich niemand alles so handhaben wie ein Trainer. Viel entscheidender ist ohnehin der Trend. Der ist bei Hennings aktuell eher wolkig als heiter. Zwei Tore nach acht Partien ist nicht dramatisch schlecht, für einen Angreifer seiner Güte allerdings dann doch etwas mau. Viel besorgniserregender ist allerdings, wie Hennings bisher ins Spielsystem eingebunden ist: nämlich so gut wie gar nicht.
Schuld daran ist natürlich auch Hennings, der manchmal nicht den optimalen Laufweg sucht. Größtes Problem sind aber die fehlenden Zuspiele.Keine direkten Anspiele, kaum Torschüsse, bei denen er die Abpraller verwerten könnte. Kenan
Karaman als sein Sturmpartner ist aktuell nicht unbedingt die Ergänzung, die es zu Hennings eigentlich bräuchte. Er hätte die technischen Fähigkeiten, sich derart in Position zubringen, um Hennings als Stoßstürmer entsprechend zu unterstützen – und in der Vergangenheit haben die beiden bei Fortuna auch prächtig harmoniert. Im Moment gelingt es nicht.
Wie gegen Sandhausen ist vieles in der Offensive ansonsten noch recht konfus. Kristoffer Peterson auf der linken Seite spielte zu defensiv, um überhaupt in die gefährlichen Zonen des Gegners zu gelangen. Kelvin Ofori auf der anderen Seite war zu sehr mit sich beschäftigt, um überhaupt den Blick für etwas Anderes zu haben. Hennings als Alleinunterhalter müsste sich also tiefer fallen lassen, was allerdings die Distanz zum Tor erheblich erhöht und damit auch die Wahrscheinlichkeit, tatsächlich einen Abschluss hinzubekommen.
In der zweiten Halbzeit gegen Sandhausen hat man einen kleinen Vorgeschmack darauf bekommen, wie es auch anders gehen könnte. Mit einem Edgar Prib, der das Mittelfeld organisierte, und einem Shinta Appelkamp, der das kreative Spiel gehörig angekurbelt hat. Allein diese Besetzung könnte schon für deutliche Linderung sorgen. Grundsätzlich könnte Rösler jedoch ernsthaft darüber nachdenken, auf eine Dreierkette zu setzen und so über ein stärkeres Mittelfeld das spielerische Element zu verbessern.
Für Hennings dürfte alles ein Gewinn sein, bei dem er endlich etwas mehr Unterstützung bekommt. Rösler hat bisher vor allem auf Sicherheit gesetzt, um Ergebnisse einzufahren. Gegen den nächsten Gegner VfL Bochum wird das nicht reichen.