Vom Flaschenregal zur Weingarage
Nicole Schloemer und Holger Blomeier haben während Corona einen Weinhandel gestartet und dafür hunderte Flaschen probiert.
LOHAUSENWährend ihr Partner Holger Blomeier im ersten Lockdown kaum hinterherkam mit der Arbeit, hatte Nicole Schloemer ziemlich viel Leerlauf. Holger Blomeier betreibt einen Supermarkt in Pulheim, Nicole Schloemer ist in der Veranstaltungsbranche tätig. Unterschiedlicher hätte das Paar den Ausbruch der Corona-Pandemie wohl kaum erleben können. Und trotzdem fand Blomeier immer ein bisschen Zeit, um mit seiner Lebensgefährtin ein gutes GlasWein zu trinken. Das machen die beiden nämlich gern – rot, weiß,„wir probieren immer mal was
Neues, auch auf die Gefahr hin, dass es daneben geht“, sagt die 44-Jährige, die seit einer Weile schon eine Idee im Kopf hat, einen kleinen Traum, für den ihr aber bisher die Zeit fehlte.
Dann kam der Lockdown, und weil die Veranstaltungsbranche bis heute leidet, machte Schloemer Nägel mit Köpfen und sagte ihrem Partner: „Ich will eine Weingarage eröffnen.“Der Name ist Programm, aus der Garage, die bis zuletzt ein Gästezimmer war, ist eineWeingarage geworden. So hat Schloemer auch ihr Business genannt, für das das Paar dann richtig hart arbeiten musste, bis die Regale an der Wand gefüllt waren.
„Irgendwann wird es unfassbar anstrengend, den ganzen Wein zu probieren“, sagt Holger Blomeier, der es nicht übers Herz brachte, die angefangenen Flaschen einfach auszukippen. Also fragten Nicole Schloemer und Holger Blomeier Freunde und Bekannte und Nachbarn um Rat, die im Frühling und Sommer tagein, tagaus zum Probieren in die Garage in Lohausen kamen.
Das System war ausgeklügelt, das Paar bildete Gruppen, verteilte die Tester auf die Wochentage, achtete auf Personenanzahl und Mindestabstand. So wie es eben gerade wieder erlaubt war vom Land. Vor der Garage stellte Schloemer zwei Bänke auf, in der Einfahrt hat sie ein altes Weinfass positioniert und mit leeren Flaschen dekoriert, darauf kann man auch wunderbar ein Glas abstellen. So konnten sich die Gäste verteilen, in und vor derWeingarage.
Das ging so lange, bis die beiden knapp 200 verschiedene Weine zusammenhatten für ihr Sortiment. 31 Winzer, die meisten aus Deutschland, ein paar aus Spanien, Italien und Frankreich. Allesamt so klein oder speziell, dass ihr Wein nicht überall zu haben ist. Sogar Österreich ist dabei. „Österreich hatte ich gar nicht auf dem Schirm, aber im Urlaub meine Liebe zum Rotwein entdeckt“, erzählt Nicole Schloemer.
Je länger die Testphase ging, umso dankbarer waren Nicole Schloemer und Holger Blomeier ihren Helfern, „je mehr wir probiert haben, umso pingeliger und kritischer wurden wir“, erzählt Blomeier, der eigentlich der Ideengeber war für die Weingarage. Auch wenn er das gar nicht so im Sinn hatte. Vor ein paar Jahren bestellte der 50-Jährige zehn Kisten Lugana, ein Weißwein aus Italien. Er machte sich einen Spaß daraus, die Flaschen zu sammeln und aufzustellen. „Wir hatten ein Flaschenzimmer“, sagt Schloemer, die extra noch ein gusseisernes Regal hat anfertigen lassen für die Sammlung. „Aber es ist nicht so, dass wir nie Leergut wegbringen“, fügt sie hinzu und lacht.
Immer nur leere Flaschen – das geht auch anders, dachte sich Nicole Schloemer, die dann auf die Idee mit derWeingarage kam.„Zumal wir oft von Freunden um Rat gefragt werden beimWein“, sagt die 44-Jährige.
Ab 6,50 Euro gibt es schon einen Weißen, die meisten liegen irgendwo zwischen zehn und 20 Euro. Der teuerste Wein ist ein Roter aus Frankreich, der 60 Euro kostet. So viel müsse man aber nicht ausgeben, wenn man einen guten Wein trinken will, finden Nicole Schloemer und Holger Blomeier, die aber nicht sagen können, was einen richtig guten Wein ausmacht, „das ist ganz individuell“, sagt die 44-Jährige. Tagesform, Wetter, Laune – all das beeinflusse den Geschmack.
Und weil der eben so verschieden ist, organisieren Nicole Schloemer und Holger Blomeier einmal im Monat einenWinzerabend,„da können die Gäste eine Auswahl eines Winzers trinken“, sagt der 50-Jährige. Derzeit finden aber keine Probierabende statt – wegen Corona. Langweilig wird es aber nicht für Schloemer und Blomeier: „Wir testen gerade Glühweine“, sagt die 44-Jährige.
Weingarage, Im Grund 58c, geöffnet mo.-fr.. 16-19 Uhr; sa., 11-15 Uhr; www. weingarage.com