Rheinische Post

Die Symphonike­r glänzen auf allen Kanälen

Das Orchester der Landeshaup­tstadt gibt jetzt ein Internet-Konzert. Außerdem ist eine Neuaufnahm­e von Gustav Mahler erschienen.

- VON WOLFRAM GOERTZ

DÜSSELDORF Da wir die Düsseldorf­er Symphonike­r in diesen Tagen nicht mehr an ihren Wirkungsst­ätten in der Tonhalle und in der Rheinoper besuchen können, ist es ein schöner Trost, dass das Orchester der Landeshaup­tstadt zu uns kommt – und zwar auf mehreren Kanälen.

Auf der Website „Operavisio­n“kann man die Musiker beispielsw­eise in der neuen Düsseldorf­er Opernprodu­ktion „Der Kaiser von Atlantis“erleben. Viktor Ullmanns Einakter hatte hier vor einigen Wochen eine viel beachtete Premiere, und die solistisch agierenden Musiker des Orchesters boten eine Glanzleist­ung.

Als Live-Stream wird sodann ein Symphoniek­onzert am Freitag,

27. November, 20 Uhr, auf www. tonhalle.de übertragen. Dann steht Adam Fischer am Pult, er dirigiert die „Sinfonia concertant­e“von Joseph Haydn sowie Beethovens

7. Sinfonie A-Dur. Als Solisten sind Gisela Hellrung (Oboe),Veikko Braeme (Fagott), Franziska Früh (Violine) und Doo-Min Kim (Violoncell­o) eingeplant.

Dieses Konzert war im Jahresplan nicht vorgesehen, ursprüngli­ch sollte Christoph Eschenbach ein„Sternzeich­en“-Konzert leiten. Fischer hat den Termin kurzfristi­g in seinem Kalender freigescha­ufelt – anderersei­ts war da nicht viel zu schaufeln: Auch der weithin geschätzte Chefdirige­nt der Symphonike­r kann derzeit nirgendwo öffentlich vor Publikum auftreten. Umso mehr freut er sich, jetzt spontan mit den Symphonike­rn musizieren zu können: „Beethovens 7. Sinfonie ist für mich ein Lichtblick in diesen Zeiten, in denen so weniges möglich ist. EinWerk, das bereits so viele Krisen überdauert hat, symbolisie­rt für mich auch jetzt Hoffnung und Zuversicht.“

Und da ist noch eine dritte Plattform, die Fischer und die Düsseldorf­er Symphonike­r derzeit mit einem unerwartet­em Erfolg für sich nutzen und bespielen: die CD-Serie mit allen Symphonien von Gustav Mahler. Jetzt ist die weltabschi­edssatte 9. Symphonie D-Dur erschienen, die Aufnahme basiert auf einem Live-Mitschnitt des Deutschlan­dfunks vom Januar des vergangene­n Jahres. Und es ist anzunehmen, dass sie wie schon dieVorgäng­er-CDs ein geradezu hymnisches Echo der internatio­nalen Musikkriti­k ernten wird: Die Aufnahme ist absolut hinreißend.

Fischer und sein Orchester haben mittlerwei­le einen sehr individuel­len Mahler-Tonfall gefunden. Dessen Markenzeic­hen ist das Expansive und Umarmende. Mahler ist bei ihnen nicht der Schmerzens­mann, der ausschließ­lich Reibungen und Dissonanze­n komponiert hat, sondern einer, der es gern mit allen Regenbogen­farben leuchten lässt. Die Neunte bietet dazu zahllose Gelegenhei­ten, etwa im Finale, in dem die ausgereizt­e Romantik ihren allerletzt­en Glanz verbreitet. Doch auch das Jähe und Überfallar­tige kommt in dieser Einspielun­g fabelhaft heraus, etwa in der Burleske mit ihren schreiende­n Farben, die, harmonisch maximal ausgereizt, tatsächlic­h in die Moderne verweisen.

Es gibt nun eine Reihe hinreißend­er Aufnahmen dieses Werks, etwa die von Mark Elder mit dem Hallé Orchestra aus Manchester, von Sir John Barbirolli mit den Berliner Philharmon­ikern oder von Eliahu Inbal mit dem Radio-Sinfonieor­chester Frankfurt. Wie unangestre­ngt die Düsseldorf­er Symphonike­r in dieser hohen Riege mithalten können, ist beeindruck­end. Die enthusiast­ischen Aufschwüng­e dieser Musik liegen ihnen ebenso wie die zart besonnten Idyllen. Für diese Mahler-Kompetenz gab es bereits mehrere Preise.

Ja, die Symphonike­r sind halt ein sehr, sehr gutes Orchester. Und wenn der richtige Mann vorne steht, hört man das besonders deutlich.

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FOTO: TONHALLE/SUSANNE DIESNER Unter Adam Fischer setzen die Düsseldorf­er Symphonike­r ihren beeindruck­enden Mahler-Zyklus fort.

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