Bohrende Fragen rund um Corona-Beschlüsse
Die Verantwortlichen in Bund und Ländern präsentieren sich seit Ausbruch der Pandemie als lernendes System. Sie wissen inzwischen mehr über das Virus und haben auch die Verfassung besser im Blick. Die gute Weiterentwicklung lässt sich bereits an einem Punkt imVergleich der Ministerpräsidentenkonferenzen vor den höchsten Feiertagen erkennen:Vor Ostern scherte sich die Runde wenig um die verfassungsrechtlich garantierte Ausübung der Religionsfreiheit, vor Weihnachten kommt keiner mehr auf den Gedanken, dass jeder das Christenfest allein daheim verbringen müsse.
Und doch werden die Fragen werden mit jedem Tag bohrender.Warum ist die Begegnung von Schülern in großer Zahl am Vormittag unbedingt nötig, die Begegnung von Schülern in kleiner Zahl am Nachmittag aber unbedingt zu vermeiden? Und was soll das Ringen um die Zahl derer, die Weihnachten zusammen feiern „dürfen“? Der Staat weiß doch genau, dass er nicht vor jede Haustüre einen Polizisten stellen wird, der mit Liste und Ausweiskontrolle die Ankömmlinge abhakt oder abweist. Und wie sinnig sind solche Zahlenvorgaben angesichts der unterschiedlichenWohnverhältnisse? In der Großfamilie mit dem 60 Quadratmeter messendenWohnzimmer kann ein Heiligabend zu zwölft weniger bedenklich sein als im Einzimmerappartement die Feier zu viert.
Ja, es braucht eine bessere Durchsetzung von unumgänglichen Schutzvorkehrungen. Zugleich wissen die rücksichtsvollen Anständigen in diesem Land am besten selbst, was die Stunde geschlagen hat, wenn nun in Deutschland an einem einzigen Tag über 400 Infizierte gestorben sind. Sie wissen, dass Corona an Weihnachten genauso gefährlich ist wie an jedem anderen Tag, auch wenn ihnen die Politik suggeriert, zum Fest mal nachsichtig sein zu können. BERICHT ZÄHES RINGEN VON BUND UND LÄNDER, TITELSEITE