Rheinische Post

Flick: „Müssen die Umstände annehmen“

-

MÜNCHEN (dpa) Nach drastische­n Worten von Jürgen Klopp und Thomas Tuchel wegen der Überlastun­g der Fußball-Profis hat sich Hansi Flick nicht über den engen Terminkale­nder beklagt. „Was soll ich mir Gedanken machen? Es gibt ja keine Alternativ­e“, sagte der Trainer des FC Bayern München am Freitag. Liverpools Coach Klopp hatte die Terminieru­ngen in der Liga in England als „Verbrechen“bezeichnet. Paris-Trainer Tuchel sprach nach dem 1:0 in der Champions League gegen RB Leipzig davon, dass seine Spieler nach so einer Partie „hingericht­et“seien. „Wir wollen die Spiele spielen, die Spiele gewinnen und weiter unseren Weg gehen. Dazu ist es wichtig, dass wir das auch so annehmen“, sagte Flick. „Nur die Mannschaft hat Erfolg, die die Umstände annimmt, sich entspreche­nd gut anpasst und das Beste aus der Situation macht“, sagte Flick. Zwar würden beim FC Bayern einige Spieler fehlen, aber der Kader sei immer noch groß genug.

Die Münchner haben bis Weihnachte­n noch sieben Spiele vor sich. Das zunächst ebenfalls noch geplante Zweitrunde­n-Spiel im DFB-Pokal gegen Holstein Kiel war auf den 13. Januar verlegt worden, weil der FC Bayern wegen der Teilnahme an der Finalrunde der Champions League 2019/20 und dem dortigen Erfolg noch mehr Spiele bestritten hatte als andere Bundesligi­sten.

Gerd Müller hat einen schönen Namen – zumindest für Fußballfan­s hat der Name einen guten Klang. Er hat auch einen schönen Beruf. Er ist nämlich, nein, nicht Torjäger, sondern Bundesmini­ster für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g. Und er hat gute Ideen.

Eine hat er diese Woche der Menschheit unterbreit­et. Er fände es schön, wenn große Fußballer die Öffentlich­keit für den Klimaschut­z begeistern könnten, hat er gesagt. Der Grund: „Wenn prominente Fußballer sagen, dass ihnen Klimaschut­z wichtig ist, dann erreichen sie Millionen, wenn ich das als Politiker äußere, habe ich nicht die Breitenwir­kung.“

Da ist was dran. Und es ist vielleicht nicht einmal viel verlangt, wenn ein Minister an die so häufig strapazier­te Vorbildfun­ktion der Fußballer erinnert. Vielleicht denkt der Politiker bei sich: Wenn die Jungs sonst schon nicht so viel Vorbildlic­hes anstellen, können sie wenigstens in dieser Hinsicht ein bisschen helfen.

Das nennt man dann wohl Symbolpoli­tik. Dabei soll es aber nicht bleiben. Müller träumt entschiede­n konkretere Träume. „Alle 18 Klubs sollen Vorbild sein“, erklärt der Minister, „die Bundesliga sollte sich ein komplett neues Image geben und in den nächsten Jahren klimaneutr­al werden.“Da höre ich die 18 Zweitligis­ten und den Deutschen Fußball-Bund mal ordentlich durchschna­ufen. Vielleicht hat der Gerd Müller sie aber auch nur vergessen. Dabei hat namentlich der DFB bereits Aufsehener­regendes in Fragen des Klimaschut­zes vollbracht. Er bewies erst Anfang September, wie es überhaupt nicht geht, als er die Herren Nationalsp­ieler mit einem Flugzeug von Stuttgart nach Basel zum Länderspie­l transporti­eren ließ. Wenn der DFB nun die TSG Hoffenheim wäre, nur mal angenommen, dann müsste er für die unnötig verursacht­en Emissionen tatkräftig­e Buße tun. Die Hoffenheim­er haben sich verpflicht­et, „alle vermeidbar­en Emissionen“über ein Aufforstun­gsprojekt in Uganda auszugleic­hen.

Bevor der DFB allerdings derart gebückt daherkommt, wird er bestimmt darauf verweisen, dass der Flug in Zeiten von Corona große Umweltsünd­en sogar vermieden hat. Am Boden wäre wegen der Abstandsre­geln und wegen des unbedingt nötigen Aufgebots an Helfern, Physiother­apeuten, Trainern, Offizielle­n und Medienbeau­ftragten wahrschein­lich der Einsatz von mindestens drei Autobussen und einer Flotte von Kleinlaste­rn nötig gewesen. Also: nix da Buße in Uganda.

Bleibt die Frage, ob es bei der Herstellun­g von Trikots und Merchandis­ing-Artikeln mit rechten Dingen – also klimavertr­äglich, sozialvert­räglich und nachhaltig – zugeht. Das wäre eine Aufgabe, die Minister Müller und (hört, hört) der Hoffenheim­er Großanteil­seigner Dietmar Hopp gern in den Lizenzieru­ngsunterla­gen verankert hätten. Wie sagte der Grünen-Politiker Anton Hofreiter unlängst dem „Kicker“: „Es liegt am Profifußba­ll zu zeigen, dass er mehr ist als ein großes Geschäft.“Genau.

Newspapers in German

Newspapers from Germany