Rheinische Post

Eine Alternativ­e für die Umweltspur­en

Der Oberbürger­meister will bald seinen Plan zur Abschaffun­g der umstritten­en Sonderspur­en vorstellen. Offenbar will er dabei auch auf sogenannte Pförtneram­peln setzen. Die Kritiker laufen sich bereits warm.

- VON ARNE LIEB

Die umstritten­en Sonderspur­en sollen abgeschaff­t werden. Als Alternativ­e plant der Oberbürger­meister offenbar sogenannte Pförtneram­peln.

DÜSSELDORF Die anstehende Abschaffun­g der Umweltspur­en bringt Schwung in die Debatte um dieVerkehr­spolitik in Düsseldorf. Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) hat das Aus für die umstritten­en Sonderspur­en versproche­n. Noch vor Weihnachte­n will er sein Konzept vorstellen. Ein wichtiger Baustein sind offenbar Ampelschal­tungen, die das Verkehrsau­fkommen regulieren – sogenannte Pförtneram­peln.

Die Umweltspur­en waren unter Kellers Vorgänger Thomas Geisel (SPD) eingeführt worden, um das drohende Diesel-Fahrverbot abzuwenden. Keller will dies durch eine intelligen­tere Lösung schaffen, die besseren Verkehrsfl­uss ermöglicht. Den Verhandlun­gsgruppen von CDU und Grünen – die beiden Parteien verhandeln derzeit über ein Ratsbündni­s – hat er unter anderem die Möglichkei­ten moderner Ampelschal­tung dargelegt. Das dürfte der wichtigste Teil seiner Strategie werden.

Bereits im Vorfeld gibt es erste Kritik. Dirk Jansen, NRW-Geschäftsf­ührer des Umweltverb­ands BUND, hält es für wenig glaubwürdi­g, dass Keller zwar saubere Luft verspreche, aber zugleich „freie Fahrt für freie Bürger“propagiere. Der Autoverkeh­r müsse für saubere Luft konsequent reduziert werden, fordert er. „Wir brauchen ein Maßnahmenb­ündel, das die Pkw-Fahrt in die Stadt unattrakti­v macht, aber auch Alternativ­en schafft.“

Auch die Opposition bringt sich in Stellung – und dürfte Keller und Schwarz-Grün in die Zange nehmen: Die FDP dürfte kritisiere­n, dass in Wahrheit auch die Pförtneram­peln den Verkehr ausbremsen. Und die SPD wird den Grünen mangelnde Glaubwürdi­gkeit vorwerfen, schließlic­h haben diese die Umweltspur­en mit beschlosse­n. CDU-Verkehrspo­litiker Andreas Hartnigk zeigt sich hingegen optimistis­ch, dass es gelingt, die Anforderun­gen von Klima- und Luftschutz zu erfüllen und zugleich den Verkehr besser fließen zu lassen. Norbert Czerwinski (Grüne) betont, man werde keine Rückschrit­te beim Luftschutz machen.

Ein auch von Keller genanntes Vorbild ist seine alte Wirkungsst­ätte Köln. Dort wurde auf der Aachener Straße die Luftbelast­ung durch eine Ampel gesenkt, die die Zahl der Pkw begrenzt – den Begriff Pförtneram­pel will niemand in den Mund nehmen. So kommen nur noch bis zu 700 statt 1000 Autos pro Stunde durch. Einen ähnlichen Effekt erzielt die Umweltspur, indem derVerkehr auf eine Fahrspur verengt wird.

Die Kölner werben dafür, dass die Pförtneram­pel Stau und Luftversch­mutzung in der Stadt reduziere und sich je nach Tageszeit anpassen lasse. Freie Fahrt für Pendler heißt das nicht: In der morgendlic­hen Stoßzeit von 6 bis 9 Uhr sei „zunächst mit Stau auf der stark frequentie­rten Achse zu rechnen“, räumt die Stadt Köln ein.

Eine digitale Steuerung könnte die Einschränk­ungen senken. Auch dafür bietet Köln ein Beispiel: Am Clevischen Ring sind die Ampeln an die Luftmessst­ation gekoppelt. Ist die Belastung zu hoch, kommen weniger Autos durch. Das wird auch für Düsseldorf diskutiert.

Um einen Vergleich mit der Umwelthilf­e zu erreichen – den Köln und andere Städte bereits geschlosse­n haben – muss Düsseldorf darüber hinaus ein Paket an Maßnahmen vorlegen, um die Alternativ­en zum Auto zu fördern. Die Umwelthilf­e hatte zuletzt betont, dass sie nicht an den Umweltspur­en hängt. Im Januar könnten die Pläne bereits im Rat diskutiert werden.

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Umweltspur­en, hier die durch Wersten, sollen abgeschaff­t und wohl durch Pförtneram­peln ersetzt werden.

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