Rheinische Post

Frau Holle macht Homeoffice

Inge Pohler ist Frau Holle vom Benrather Weihnachts­markt. In diesem Jahr hat sie ihre Vorlesestu­nden ins Internet verlagert. Jeden Tag gibt es ein kurzes Video mit einer vorweihnac­htlichen Geschichte für Kinder.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Der Benrather Weihnachts­markt fällt aus – und damit auch die Vorlesestu­nden von Inge Pohler alias Frau Holle. Diese gibt es jetzt digital.

BENRATH Im vergangene­n Jahr war alles anders. Da hat Inge Pohler, in wärmende Decken eingeschla­gen, im weiß glitzernde­n Kleid im Rentiersch­litten gesessen. An den Adventsson­ntagen hat sie als Frau Holle den Kindern – und auch erwachsene­n Besuchern des Benrather Heimatdörf­chens – weihnachtl­iche Geschichte­n vorgelesen. Heute sitzt die Benrather Frau Holle im Wohnzimmer ihrer Freundin und „Managerin“Diana Brenneke im Schaukelst­uhl. Pohler trägt das selbe Kleid, doch sie liest einer Kamera vor. Auch Frau Holle macht in diesem Advent Homeoffice.

„Die Lesestunde­n sind in den vergangene­n Jahren so gut angekommen, da hätten wir es schade gefunden, sie in diesem Jahr ausfallen zu lassen“, sagt Pohler. Und statt an den Sonntag liest sie diesmal täglich. Jeden Nachmittag wird ein kurzes Video im Internet veröffentl­icht. So entsteht ein eigener Adventskal­ender für kleine und große Märchenfre­unde in Benrath und anderen Stadtteile­n.

Die 24 Episoden, von denen bereits rund ein Drittel vorproduzi­ert sind, erzählen die Geschichte vom kleinen Engel Benni, der die Flöte seines Freundes von der Wolke fallen lässt und damit dasWeihnac­htskonzert in Gefahr bringt. „Eine wirklich schöne, weihnachtl­iche Lausbubeng­eschichte“, sagt Inge Pohler nach dem Einspreche­n der ersten Kapitel. Ausgesucht hat die Geschichte Diana Brenneke. „Meine Töchter sind mit diesem Buch aufgewachs­en, für uns gehört es ganz fest zur Weihnachts­zeit“, sagt sie. Ihre Töchter betreiben den Blog „Hanni und Paula“, auf dem sie regelmäßig Persönlich­keiten aus Benrath interviewe­n – unlängst auch die Frau Holle aus dem Dorf.

„Ich habe das Jahr gut überstande­n, aber wenn es auf Weihnachte­n zugeht, dann fehlt mir schon einiges“, sagt Inge Pohler. Vor allem die Besuche auf dem Weihnachts­markt in der Fußgängerz­one und am Schloss vermisst sie. Und auch ihren Platz im Rentiersch­litten vor der Drogerie. „Es ist schon etwas anderes, beim Lesen in leuchtende

Kinderauge­n zu schauen, als in eine Kamera“, sagt die 84-Jährige. Immerhin die Kinder von Diana Brenneke leisten ihr Gesellscha­ft und hören sich andächtig die Geschichte vom kleinen Engel Benni an. Beim Lesen trägt Frau Holle ein Kleid, das eigentlich ein Kostüm für den Disney-Film „Die Eiskönigin“ist, aber nun die Benratheri­n zur Märchenges­talt werden lässt.

„Die Idee, Frau Holle ins Homeoffice zu schicken, hatte Diana Brenneke“, sagt Inge Pohler. Mit dem Konzept sei sie an den Händlerver­band Aktionsgem­einschaft Benrath herangetre­ten, der das Weihnachts­dörfchen normalerwe­ise organisier­t. Die Vorsitzend­e Melina Schwanke sei von der Idee begeistert gewesen. Die digitalen Kanäle der Händlergem­einschaft verbreiten die Videos von Frau Holle. Das erste Türchen des Adventskal­enders hat allein über die Seite der AGB in den ersten 24 Stunden rund 380 Klicks bekommen, zudem kann man Frau Holle über den Blog und den Instagram-Kanal von Hanni und Paula sowie über die eigenen Facebook-Präsenz beim Lesen zuhören. DieVideos werden am Nachmittag hochgelade­n. „Dann haben die Kinder ihre Hausaufgab­en fertig und können sich mit Frau Holle auf den Abend einstellen, ein bisschen abschalten und zur Ruhe kommen“, sagt Pohler. Anders als die ausführlic­hen Lesungen und Gedichte im Schlitten hat jedes Video des Frau-Holle-Adventskal­enders nur eine Länge von wenigen Minuten.

„Wir alle müssen in diesem Jahr auf viel verzichten“, sagt Pohler. Vor Weihnachte­n seien das vor allem die Basare und die gemütliche­n Treffen auf dem Weihnachts­dörfchen. Pohler wohnt nur wenige Meter vom Benrather Marktplatz entfernt, ist im Dorf gut vernetzt, aktiv im Schützenwe­sen und Karneval. „Es kommen auch wieder andere Zeiten“, sagt sie hoffnungsv­oll. Sie plant, 2021 wieder in ihren Rentiersch­litten zu steigen. „Wenn es die Gesundheit zulässt, mache ich als Frau Holle weiter“, verspricht sie.

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SCREENSHOT: FACEBOOK/FRAU HOLLE Frau Holle zu Hause: Inge Pohler liest ihre Geschichte­n und lädt sie im Internet hoch.
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FOTO: A. ORTHEN Frau Holle in Benrath: In den vergangene­n Jahren hat Inge Pohler im Weihnachts­dörfchen vorgelesen.
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Die Videos des Frau-Holle-Adventskal­enders gibt es unter anderem auf der Facebook-Präsenz Frau Holle und dem Instagram-Kanal der AG Benrath.

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