Flick sagt nicht ja und nicht nein
Er verweist in der Bundestrainerfrage auf seinen Vertrag bis 2023 beim FC Bayern.
MÜNCHEN (dpa) Hansi Flick schüttete sich ein Glas Wasser ein, rückte seinen Stuhl zurecht und ging beim Thema Bundestrainer sofort in die Offensive.„Ich kümmere mich nicht um die Dinge, die außenrum sind. Ich möchte hier bei Bayern München noch sehr erfolgreich arbeiten und mehrere Titel gewinnen“, sagte der 56-Jährige zum Start der Presserunde zum Spiel bei Werder Bremen mit einem Lächeln im Gesicht. Erst danach prasselten die Reporterfragen auf ihn ein.
Spekulationen, „wie meine Zukunft aussieht, verbieten sich“, sagte der langjährige Assistent von Joachim Löw. Ein explizites„Nein“zum Bundestrainer-Posten ab Sommer, wie es von Liverpools Trainer Jürgen Klopp in dieser Woche öffentlich zu vernehmen war, gab es von Flick trotz mehrerer Nachfragen nicht. Die Tür ist offen.
Der von Löw einen Tag vor dessen veröffentlichter Entscheidung eingeweihte Flick verwies zwar wiederholt auf seinen bis zum 30. Juni 2023 laufendenVertrag in München. Doch ein DFB-Engagement in diesem Sommer, wenn Löw nach der EM aufhört, schließt das nicht aus. Allerdings würde auch sein „Ja“keinen Automatismus zur Folge haben. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte erst vor wenigen Wochen klargestellt, dass Flick „hundertprozentig“auch in der neuen Saison Bayern-Trainer sein werde.
Der für einen Wechselfall postwendend als Nachfolger gehandelte Leipziger Trainer Julian Nagelsmann hob am Freitag seinerseits hervor, dass sein Vertrag bei RB bis 2023 laufe. Es sei „respektlos“, wenn er über solche Trainer-Spekulationen sprechen würde, sagte der in München hochgeschätzte Nagelsmann.
„Spekulationen sind für mich kein Thema“, betonte auch Flick. „Ich möchte möglichst den maximalen Erfolg haben, das kann dieses Jahr nicht mehr funktionieren, weil wir im Pokal ausgeschieden sind.“Doch Meisterschaft und Champions League hat Europas Trainer des Jahres fest im Visier. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) kehrt er nach Bremen zurück, wo es im vergangenen Jahr mit dem Gewinn der Meisterschaft als Titel Nummer 1 beim späteren Sechsfach-Triumph losging.
„Wir haben die erfolgreichste Saison gespielt“, sagte Flick. Ganz beiläufig erinnerte er an seine zögerlichen Münchner Anfänge, als er als Co-Trainer erst Interimschef für zwei Spiele, dann bis Jahresende und schließlich bis Saisonende benannt wurde, ehe er den Vertrag bis 2023 erhielt. Nun kann er seinerseits aus einer Position der Stärke abwarten, wie sich die Dinge imVerein und beim DFB entwickeln. Spaß mache es ihm bei Bayern wie damals beim DFB, sagte der 56-Jährige.
Der ehemalige DFB-Direktor Flick gilt nach grandiosen 16 Bayern-Monaten als ein Top-Kandidat für das Bundestrainer-Amt. Wie auch Ralf Rangnick, der mit seiner „Im Moment bin ich frei“-Aussage versucht, auf das Tempo der DFB-Entscheidung Einfluss zu nehmen. Rekordnationalspieler Lothar Matthäus lässt entgegen früherer Aussagen nun doch ebenfalls sein Interesse erkennen. Als 1A-Lösung wie es auch Klopp gewesen wäre, gilt der aktuelle TV-Experte aber nicht. Eine weitere Variante ist U21-Nationaltrainer Stefan Kuntz. „Das ist nicht meine Aufgabe, sondern die von Oliver Bierhoff“, sagte Flick auf die Frage, wer denn seineWunschlösung wäre.
DFB-Direktor Bierhoff sendete vor wenigen Wochen schon einmal leise Signale, als er es als „verrückt“bezeichnete, wenn man Flick als Bundestrainer ausschließen würde. Die heftige Reaktion aus München mit demVorwurf der Illoyalität gegen Bierhoff folgte postwendend. Rummenigge und dessen Nachfolger Oliver Kahn bauten mit Verweis auf Flicks Traumjob in München und den dortigen Vertrag bis 2023 schon da möglichen Abwerbeversuchen seitens des Deutschen Fußball-Bundes vor.
Im Fall der Fälle wäre ohnehin Flick am Zug. Er betonte, dass er anders als Klopp „kein Jahr Pause“bräuchte und begründete dies mit seiner bislang erst kurzen Amtszeit in München.
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