Rheinische Post

Flick sagt nicht ja und nicht nein

Er verweist in der Bundestrai­nerfrage auf seinen Vertrag bis 2023 beim FC Bayern.

- VON CHRISTIAN KUNZ, PATRICK REICHARDT UND FRANK KASTNER

MÜNCHEN (dpa) Hansi Flick schüttete sich ein Glas Wasser ein, rückte seinen Stuhl zurecht und ging beim Thema Bundestrai­ner sofort in die Offensive.„Ich kümmere mich nicht um die Dinge, die außenrum sind. Ich möchte hier bei Bayern München noch sehr erfolgreic­h arbeiten und mehrere Titel gewinnen“, sagte der 56-Jährige zum Start der Presserund­e zum Spiel bei Werder Bremen mit einem Lächeln im Gesicht. Erst danach prasselten die Reporterfr­agen auf ihn ein.

Spekulatio­nen, „wie meine Zukunft aussieht, verbieten sich“, sagte der langjährig­e Assistent von Joachim Löw. Ein explizites„Nein“zum Bundestrai­ner-Posten ab Sommer, wie es von Liverpools Trainer Jürgen Klopp in dieser Woche öffentlich zu vernehmen war, gab es von Flick trotz mehrerer Nachfragen nicht. Die Tür ist offen.

Der von Löw einen Tag vor dessen veröffentl­ichter Entscheidu­ng eingeweiht­e Flick verwies zwar wiederholt auf seinen bis zum 30. Juni 2023 laufendenV­ertrag in München. Doch ein DFB-Engagement in diesem Sommer, wenn Löw nach der EM aufhört, schließt das nicht aus. Allerdings würde auch sein „Ja“keinen Automatism­us zur Folge haben. Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge hatte erst vor wenigen Wochen klargestel­lt, dass Flick „hundertpro­zentig“auch in der neuen Saison Bayern-Trainer sein werde.

Der für einen Wechselfal­l postwenden­d als Nachfolger gehandelte Leipziger Trainer Julian Nagelsmann hob am Freitag seinerseit­s hervor, dass sein Vertrag bei RB bis 2023 laufe. Es sei „respektlos“, wenn er über solche Trainer-Spekulatio­nen sprechen würde, sagte der in München hochgeschä­tzte Nagelsmann.

„Spekulatio­nen sind für mich kein Thema“, betonte auch Flick. „Ich möchte möglichst den maximalen Erfolg haben, das kann dieses Jahr nicht mehr funktionie­ren, weil wir im Pokal ausgeschie­den sind.“Doch Meistersch­aft und Champions League hat Europas Trainer des Jahres fest im Visier. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) kehrt er nach Bremen zurück, wo es im vergangene­n Jahr mit dem Gewinn der Meistersch­aft als Titel Nummer 1 beim späteren Sechsfach-Triumph losging.

„Wir haben die erfolgreic­hste Saison gespielt“, sagte Flick. Ganz beiläufig erinnerte er an seine zögerliche­n Münchner Anfänge, als er als Co-Trainer erst Interimsch­ef für zwei Spiele, dann bis Jahresende und schließlic­h bis Saisonende benannt wurde, ehe er den Vertrag bis 2023 erhielt. Nun kann er seinerseit­s aus einer Position der Stärke abwarten, wie sich die Dinge imVerein und beim DFB entwickeln. Spaß mache es ihm bei Bayern wie damals beim DFB, sagte der 56-Jährige.

Der ehemalige DFB-Direktor Flick gilt nach grandiosen 16 Bayern-Monaten als ein Top-Kandidat für das Bundestrai­ner-Amt. Wie auch Ralf Rangnick, der mit seiner „Im Moment bin ich frei“-Aussage versucht, auf das Tempo der DFB-Entscheidu­ng Einfluss zu nehmen. Rekordnati­onalspiele­r Lothar Matthäus lässt entgegen früherer Aussagen nun doch ebenfalls sein Interesse erkennen. Als 1A-Lösung wie es auch Klopp gewesen wäre, gilt der aktuelle TV-Experte aber nicht. Eine weitere Variante ist U21-Nationaltr­ainer Stefan Kuntz. „Das ist nicht meine Aufgabe, sondern die von Oliver Bierhoff“, sagte Flick auf die Frage, wer denn seineWunsc­hlösung wäre.

DFB-Direktor Bierhoff sendete vor wenigen Wochen schon einmal leise Signale, als er es als „verrückt“bezeichnet­e, wenn man Flick als Bundestrai­ner ausschließ­en würde. Die heftige Reaktion aus München mit demVorwurf der Illoyalitä­t gegen Bierhoff folgte postwenden­d. Rummenigge und dessen Nachfolger Oliver Kahn bauten mit Verweis auf Flicks Traumjob in München und den dortigen Vertrag bis 2023 schon da möglichen Abwerbever­suchen seitens des Deutschen Fußball-Bundes vor.

Im Fall der Fälle wäre ohnehin Flick am Zug. Er betonte, dass er anders als Klopp „kein Jahr Pause“bräuchte und begründete dies mit seiner bislang erst kurzen Amtszeit in München.

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FOTO: THOMAS KIENZLE/AP DFB-Trio im September 2006 (v.l.): Bundestrai­ner Joachim Löw, Co-Trainer Hans-Dieter „Hansi“Flick und Teammanage­r Oliver Bierhoff.

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