Rheinische Post

Kriselnde DEG muss zum Tabellenfü­hrer

Nach vier Niederlage­n stehen Düsseldorf­s Eishockeyp­rofis außerhalb der Play-off-Ränge. Und nun geht es auch noch nach Berlin.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Am Freitagvor­mittag hat der Mannschaft­sbus der Düsseldorf­er EG einen kleinen Umweg genommen. Da fuhr er auf dem Weg nach Berlin in Gerresheim vorbei, genauer gesagt: beim Kleingarte­n von Tina und Michael Strothmann. Tina ist großer DEG-Fan und hat kürzlich eineWand des Häuschens mit dem Logo ihres Lieblingsv­ereins verziert. Was Michael nicht wirklich gefiel, die Malerei sollte wieder verschwind­en. Da wurde diskutiert und diskutiert, bis Michael eine Bedingung stellte:Wenn Tina es schafft, einen DEG-Profi zu einer Unterschri­ft auf dem Logo zu bewegen, darf es bleiben. Und weil Frieder Feldmann, umtriebige­r Pressespre­cher der DEG, davonWind bekam, schickte er am Freitag gleich den ganzen Bus vorbei.

So standen mit Spielern, Trainern und Betreuern plötzlich 30 Herren in DEG-Trainingsa­nzügen im Garten und schrieben ihre Namen auf die Wand. Tina Strothmann war so perplex, dass sie gar nicht wusste, was sie sagen soll: „Ich musste mich setzen, weil ich nicht mehr stehen konnte, ich bin überwältig­t.“Was auch für die Spieler besonders war:„Wir sehen momentan keine Fans, die Fans sehen uns nicht, da ist es schön, wenn wir den Leuten mit einer Aktion, die für uns kein großer Akt ist, eine große Freude machen können“, sagte Kapitän Alexander Barta. Abwehrspie­ler Marco Nowak brachte gleich noch einen Kasten Bier für das nächste Sommerfest mit.

Ob davon schon am Samstag ein Fläschchen geöffnet wird? Schwierig. Zuletzt sorgte die DEG selten dafür, dass ihre Fans anstoßen dürfen. Vier Niederlage­n in Folge, gar neun aus den vergangene­n zwölf Spielen – mittlerwei­le stehen die Düsseldorf­er nicht mal mehr auf einem Play-offPlatz der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Und am Samstag (17.30 Uhr) geht es zu Tabellenfü­hrer Eisbären Berlin.

Auch in Berlin selbst sind sie beeindruck­t von der eigenen Form. „Powerplay, Penaltykil­ling sind gut bei uns. Die Aufmerksam­keit ist da, die Details im Spiel stimmen – ob nun mit Puck oder ohne. Wir sind ein harter Gegner für alle“, sagt Trainer Serge Aubin kürzlich dem „Tagesspieg­el“. Allein in den jüngsten drei Spielen schossen die Berliner 16Tore. Möglich machen das nicht nur gestandene Nationalst­ürmer wie Marcel Noebels oder Leo Pföderl und starke Nordamerik­aner wie Kris Foucault und Matt

White, sondern auch Lukas Reichel. Beim Draft der NHL sicherten sich die berühmten Chicago Blackhawks jüngst die Rechte an dem 18-Jährigen, dem eine große Karriere in der Eliteliga prognostiz­iert wird.

Und dann wäre da noch ein gewisser Mathias Niederberg­er, gebürtiger Düsseldorf­er und bis Sommer die Stütze der DEG. Danach suchte der Nationalto­rhüter eine neue Herausford­erung. Eine, mit der er Titel gewinnen kann. Die könnte er in Berlin gefunden haben. Auch wenn die ersten Saisonduel­le mit seinem Heimatvere­in alles andere als erfolgreic­h liefen: Da kassierte Niederberg­er in nicht mal eineinhalb Spielen acht Treffer, verlor beide. Doch seitdem gingen die Eisbären in 13 Spielen nur noch einmal ohne Punkt vom Eis. Auch die DEG schlugen sie Anfang Februar. „Die stehen zurecht da oben“, sagt DEG-Manager Niki Mondt, der

das von seinem Team nicht behaupten kann. Erst am Dienstag gegen Bremerhave­n verlor die DEG trotz zweimalige­r Führung 2:5.

Dennoch sagt Mondt: „Die Mannschaft ist ganz gut aufgetrete­n. Wir haben zwar dämliche Fehlentsch­eidungen getroffen, aber ich bin nicht beunruhigt­er als vorher, ich fand das Spiel sogar besser als die zuvor.“Dennoch gab es keine Punkte. Was für sichtbaren Frust sorgt. Wie man da rauskommt? Mit Magie habe das nichts zu tun, sagt Trainer Harold Kreis, „die Mannschaft braucht einfach ein Erfolgserl­ebnis, oder zwei oder drei“. Und wenn man so will, gab es das erste am Freitag in einem Gerresheim­er Kleingarte­n. In Berlin soll nun das zweite folgen.

 ?? FOTO: ANDREAS GORA/DPA ?? Nationalke­eper Mathias Niederberg­er, gebürtiger Düsseldorf­er und bis Sommer die Stütze der DEG, ist mit Berlin Spitzenrei­ter.
FOTO: ANDREAS GORA/DPA Nationalke­eper Mathias Niederberg­er, gebürtiger Düsseldorf­er und bis Sommer die Stütze der DEG, ist mit Berlin Spitzenrei­ter.

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