Rheinische Post

Timo Rost trifft auf El Traumatólo­go

Der Boxprofi steigt im April gegen einen starken Spanier in den Ring. Seine Niederlage gegen Felix Sturm hat er verarbeite­t.

- VON FALK JANNING

Nach der Niederlage gegen Felix Sturm im Dezember des vergangene­n Jahres war Timo Rost am Boden zerstört. Die erste Niederlage seiner Profikarri­ere hatte den Düsseldorf­s Boxer ganz schön zugesetzt. Mehr, als der 29-Jährige in den Tagen danach zugeben wollte. Schließlic­h hatte er sich mit beinahe fanatische­m Ehrgeiz und viel Akribie auf das Duell mit dem prominente­nWidersach­er vorbereite­t, war mit der festen Überzeugun­g nach Hamburg gefahren, den Kampf zu gewinnen – nur um dann doch als Verlierer aus dem Ring zu klettern.

Die Niederlage war zwar kein Desaster und überhaupt nicht deutlich ausgefalle­n, doch mit dem ungewohnte­n Gefühl des Verlierens konnte Rost nur schwer umgehen. Was für ein Glück, dass er wenige Tage später Vater wurde! Die Geburt seines Kindes brachten den in Gerresheim aufgewachs­enen Rost auf andere Gedanken. „Ich bin total runtergefa­hren, ich habe mich vier Wochen lang nur um die Familie gekümmert und absolut keinen Sport gemacht“, sagt er. „Dieses Glück habe ich gebraucht.“Aber umso schwerer sei es gewesen, den Körper dann wieder hochzufahr­en.

Nun ist das Fieber zurück. Spätestens als ein Gegner gefunden war und feststand, wann der erste Kampf des Jahres ausgetrage­n wird, ist Rosts Ehrgeiz da. Am 24. April wird der Düsseldorf­er gegen José Miguel Fandiño antreten. Der Spanier, der von seinen Fans auch „El Traumatólo­go“gerufen wird, ist ein

Gegner auf Augenhöhe. „Das wird eine harte Nuss, eine echte Herausford­erung“, sagt Timo Rost, der aktuell in Deutschlan­d als Nummer acht im Supermitte­lgewicht geführt wird. Im weltweiten Ranking nimmt der Düsseldorf­er Platz 170 ein, Fandiño ist ganz ähnlich platziert. „Viele Kämpfer nehmen nach einer Niederlage die Schiene Aufbaukamp­f“, sagt Rost. „Ich aber will keine Zeit verlieren und schnell wieder nach oben.“

Ob Fans dem Kampf am Ring beiwohnen können, ist noch nicht endgültig geklärt, wegen der Pandemie aber eher unwahrsche­inlich. Und so wird der Fightclub als Veranstalt­er und Gastgeber den Kampf vermutlich in seinem eigenen Gym inWupperta­l über die Bühne bringen. Zuschauer werden aber immrhin über einen Livestream im Internet dabei sein können.

Rost ist froh, einen Gegner gefunden zu haben, der sich gegen Übernahme der Reisekoste­n und eine Gage auf das mühsame Procedere einlässt, das während der Corona-Zeit verlangt wird. El Traumatólo­go wird also nur zum Kampf anreisen und einen negativen Test vorweisen müssen, der erst wenige Stunden alt sein darf. Der Spanier hatte im vergangene­n Jahr zwei Kämpfe bestritten, den jüngsten am 10. Oktober in England. Rost stand 2020 dreimal im Ring, ein geplanter vierter Kampf war vor knapp einem Jahr während des ersten Lockdowns abgesagt worden.

Rost ist wieder „richtig heiß“, wie er sagt. Er bereitet sich mindestens so intensiv vor, wie auf den Kampf gegen Felix Sturm. „Auf mich wirkt

es wie ein Jetzt-erst-recht“, sagt seine Managerin Eva Dzepina. „Timo ist unglaublic­h ehrgeizig, will es nun unbedingt wissen.“Rost trainiert aktuell in Leverkusen in einem Zirkel weiterer Boxer unter Leitung von Bekim Hoxhoj.„Wir haben eine Analyse betrieben, warum ich gegen Sturm verloren habe. Ich trainieren nun anders.“Das Pensum sei enorm, sagt er. Es erinnere ihn an seine Studentenz­eit in Dortmund unter seinem Amateurtra­iner. Damals sei es ähnlich schlauchen­d und schmerzhaf­t gewesen. „Ich mache derzeit nichts anderes als essen, trainieren, schlafen. Ich arbeite täglich zweimal drei Stunden, habe die ersten Schicht um zehn Uhr am Morgen schon beendet. Ich bin dann am Abend so fertig, dass ich nachts vom Schreien meiner Tochter nicht aufwache und meine Frau fragen muss, wie die Nacht war.“

 ?? FOTO: FALK JANNING ?? Timo Rost (rechts) bei seinem Kampf gegen den Georgier Davit Makaradze in der Classic Remise im vergangene­n Herbst. Dort feierte der Gerresheim­er seinen bislang jüngsten Erfolg. Im Dezember unterlag er Felix Sturm.
FOTO: FALK JANNING Timo Rost (rechts) bei seinem Kampf gegen den Georgier Davit Makaradze in der Classic Remise im vergangene­n Herbst. Dort feierte der Gerresheim­er seinen bislang jüngsten Erfolg. Im Dezember unterlag er Felix Sturm.
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