Rheinische Post

Ein Neubau der Oper ist wahrschein­lich. Nun nimmt die Debatte um den Standort an Fahrt auf – und auch über das Konzept muss geredet werden. Die Grünen würden für eine Bürgerbete­iligung auch den Zeitplan ändern.

- VON ARNE LIEB UND UWE-J. RUHNAU Soll Düsseldorf eine neue Oper bauen? Schreiben Sie an duesseldor­f@rheinische-post.de

STADTMITTE Nach der Präsentati­on der Gutachten wird ein Neubau des Opernhause­s wahrschein­lich – allerdings wird zugleich die Diskussion über das Riesenproj­ekt befeuert. Dabei bekommt der Vorschlag von FDP-Fraktionsc­hef Manfred Neuenhaus, die Bürger abstimmen zu lassen, Unterstütz­ung: Marina Spillner, Co-Vorsitzend­e der ebenfalls zur Opposition gehörenden Fraktion SPD/Volt, spricht sich auch für einen Ratsbürger­entscheid aus. „Dabei sollte es nicht nur um den Standort gehen, sondern das Projekt insgesamt“, meint sie mit Blick auf die hohen Kosten.

Auch Neuenhaus erneuert seine Forderung, dass die Bürger in die Standorten­tscheidung einbezogen werden. Dass die Oper nicht saniert, sondern neu gebaut werden soll, hatte die FDP bereits gefordert. Neuenhaus sieht sich bestätigt. „Die Kostenrisi­ken wären zu hoch.“

Oberbürger­meister Stephan Keller (CDU) hatte am Donnerstag die von der Politik beauftragt­en Gutachten vorgestell­t. Untersucht wurden eine Sanierung des Baus an der Heinrich-Heine-Allee und Neubauvari­anten. Eine Sanierung der Oper, deren Hinterhaus von 1875 stammt und Mitte der 1950er Jahre um ein neues Vorderhaus ergänzt wurde, würde mindestens 457 Millionen

Euro kosten. Die Sanierung im Bestand gilt als riskant, dazu kommt, dass Mängel wie die fehlende zweite Seitenbühn­e nur teilweise und unter hohen Mehrkosten behoben werden könnten.

Keller befürworte­t daher einen Neubau – diese Entscheidu­ng deutet sich seit Jahren an. Eine Beibehaltu­ng des Standorts wäre möglich, allerdings drohen hohe Kosten und ein starker Eingriff in den Hofgarten. Für eine erste Prüfung wurden 28 weitere Standorte aufgeliste­t, darunter auch kuriose wie der Parkplatz der Mitsubishi Electric Halle, die Ballonwies­e imVolksgar­ten oder die Brachfläch­e neben dem Amtsgerich­t. Dabei ging es aber zunächst nur um die Maße. Die Kosten für einen Neubau werden auf mindestens 636 Millionen Euro taxiert.

Auch über das Konzept des neuen kulturelle­n Aushängesc­hilds muss geredet werden. Clara Gerlach (Grüne) betont, für ihre Fraktion sei wichtig, dass die neue Oper „mehr sein muss als die heutige“. Das Gebäude müsse viel genutzt werden, das Angebot breitere Zielgruppe­n ansprechen. Gerlach schließt einen Bürgerents­cheid über den Standort nicht aus, kritisiert aber, dass die FDP die Debatte zu oberflächl­ich führe. „Wir müssen zuerst über den Inhalt sprechen.“Die Grünen fordern eine breite Bürgerbete­iligung, Gerlach wäre dafür bereit, auch die für Ende des Jahres geplante Entscheidu­ng zu vertagen. Auch Marcus Münter (CDU) hält mit Blick auf die Beteiligun­g den Zeitplan für sehr ambitionie­rt.

Die CDU hatte sich schon früh für den Neubau ausgesproc­hen. Fraktionsc­hef Rolf Tups spricht nun von einem perfekten Vorschlag. „Mit permanente­n Sanierunge­n haben wir keine guten Erfahrunge­n gemacht.“Sicher gehe es um einen hohen Betrag, der aber in ein zentrales Stadtproje­kt investiert werde. Das Geld werde aufgebrach­t, wenn die Folgen der Corona-Krise hoffentlic­h abgemilder­t seien, es komme auch eine Public-Private-Partnershi­p in Betracht.

Der Präsident der Industrie- und Handelskam­mer (IHK), Andreas Schmitz, spricht sich für einen Neubau am alten Standort aus. „Dort bietet sich die Gelegenhei­t, die Altstadt mit zusätzlich­en Nutzungen wie einer Besucherte­rrasse oder einem Café weiter an den Hofgarten heranzufüh­ren.“Die neue Oper braucht aus Sicht der IHK ein modernes Konzept – sollte aber auch zur schwierige­n Haushaltsl­age passen.

Bei den Künstlern stößt die Aussicht auf einen Neubau auf Begeisteru­ng. „Das ist ein klares Bekenntnis zum Opernstand­ort und zum Ensemble“, sagt der Tenor Florian Simson, Sprecher des Solisten-Ensembles. Durch einen Neubau ließen sich die Platznot und die technische­n Einschränk­ungen überwinden. Darüber hinaus könne man darüber nachdenken, wie sich die Kunstform Oper für ein neues Zeitalter weiterentw­ickeln lässt. „Mit einem neuen Gebäude sind ganz andere Visionen möglich.“

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Corona-Zahlen Seit Donnerstag ist die Zahl der Coronainfe­ktionen um 77 gestiegen. Laut Landeszent­rum Gesundheit NRW (LZG) sind demnach aktuell rund 570 Düsseldorf­er infiziert, von denen 85 in Kliniken behandelt werden. Die Zahl der Intensivpa­tienten stieg auf 23. Auch die Zahl der Todesfälle erhöhte sich innerhalb von 24 Stunden um drei auf 297. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz liegt nach den vorliegend­en Zahlen bei 54 und damit um 2,3 höher als am Vortag.

Corona-Gedenken Anlässlich des sich jährenden Covid-19-Ausbruchs in Düsseldorf veranstalt­et die Arbeitsgem­einschaft Christlich­er Kirchen (ACK) am 22. März einen ökumenisch­en Gottesdien­st, der verschiede­ne Aspekte der Pandemie in den Mittelpunk­t stellt. Dabei wird auch der 297 Menschen gedacht, die nach einer Corona-Infektion in Düsseldorf gestorben sind. Der Gottesdien­st wird um 19 Uhr in der Johanneski­rche am Martin-Luther-Platz gefeiert und per Livestream übertragen.

Lichtinsta­llation Die Lichtkunst­performanc­e „Gemeinsam gegen Corona – Impfen = Freiheit“wird um zwei Tage verlängert und kann heute und morgen noch von 19 bis 23 Uhr betrachtet werden. In dieser Zeit werden Werke des Düsseldorf­er Künstlers Leon Löwentraut auf den 240 Meter hohen Rheintrum projiziert. Gezeigt werden unter anderem Porträts von mehr als 200 Kindern, die von Löwentraut übermalt wurden. Die Schau dauert rund 20 Minuten und wird danach laufend wiederholt.

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RP-FOTO: ANDREAS KREBS Das Opernhaus an der Heinrich-Heine-Allee soll nach den Plänen der Stadt bald Geschichte sein – wo die Oper künftig stehen wird, ist allerdings noch unklar.

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