Rheinische Post

Nächtliche Pizza-Lust bringt Einbrecher zum Psychiater

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DÜSSELDORF (wuk) In ein seit Monaten leer stehendes Restaurant einzubrech­en – und das mitten im verschärft­en Corona-Lockdown – hielt ein 39-Jähriger am vergangene­n Wochenende offenbar für eine gute Idee. Er habe mitten in der Nacht Pizza essen wollen, gab er an, als er am Sonntag von der Polizei in der verwaisten Küche eines Lokals an der Bergischen Landstraße ertappt wurde. Dafür bereits am Freitag im beschleuni­gten Verfahren vors Amtsgerich­t gestellt, fiel der 39-Jährige dort aber durch weitere Ungereimth­eiten auf. So konnte er sein Geburtsdat­um nicht in sein Lebensalte­r umrechnen, wollte in der Haftzelle den linken Schuh unbedingt am rechten Fuß anziehen – und nach dem aktuellen Jahr und Datum gefragt, gab er an, es sei Mai 2020. Daraufhin wurde der Prozess zunächst abgebroche­n.

„Ich verurteile niemanden, der womöglich als schuldunfä­hig zu gelten hat“, verkündete der Richter seufzend nach einem kurzen, auffallend holprigen Dialog mit dem Angeklagte­n. Der behauptete nämlich, er würde aus seiner Heimat Rumänien regelmäßig Sozialleis­tungen von rund 300 Euro erhalten – angeblich bar ausgezahlt durch eine hiesige

Postbeamti­n. Doch von einem solchen Verfahren hatte auch ein Dolmetsche­r, versiert im Umgang mit Rumänen, „noch nie gehört“.

Zumal der Angeklagte zuvor getönt hatte, er sei 2005 geboren – und 35 Jahre alt. Tatsächlic­h geboren ist er nach hiesigen Unterlagen jedoch 1981. Und vom Richter vorsichtsh­alber nach der aktuellen Jahreszeit gefragt, gab der Angeklagte an, es sei gerade Mai. „Ob das simuliert ist, kann ich nicht beurteilen“, befand der Richter und entschied, dass der Angeklagte und dessen Schuldfähi­gkeit jetzt von einem psychiatri­schen Sachverstä­ndigen untersucht werden müsse. Bis dahin kam der 39-Jährige aus der U-Haft zunächst frei, soll sich dann aber Anfang April wieder beim Amtsgerich­t einfinden. Ob das klappt, ist derzeit fraglich.

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FOTO: WUK Der Angeklagte am Freitag vor dem Amtsgerich­t.

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