Rheinische Post

Unverständ­nis über neue Parkregelu­ng

In Mörsenbroi­ch wird das teilweise Parken auf Gehwegen nicht länger toleriert. Die Bürger sind verärgert, der Parkdruck wächst.

- VON JULIA BRABECK

MÖRSENBROI­CH Die Bürger der Wohnsiedlu­ng rund um die Scheffelst­raße gehen auf die Barrikade. Rund 50 Beschwerde­n zur aktuellen Parksituat­ion wurden alleine bei der Bezirksver­waltungsst­elle per Telefon, schriftlic­h oder bei einem Besuch platziert. „Das ist ein wirklich heißes Thema“, sagt Bezirksste­llenleiter Ralf Hagelüken.

Grund für den Sturm der Empörung sind die vielen Kontrollen des Ordnungsam­tes in den Wohnstraße­n. Die Mitarbeite­r haben in diesem Jahr in der Scheffelst­raße schon 72 Protokolle verteilt, wenn Autos teilweise auf den Bürgerstei­g abgestellt wurden. Zuvor war das so genannte halbhüftig­e Parken geduldet worden, auch wenn dies eigentlich nur mit einer ausdrückli­chen Genehmigun­g zulässig ist.

Das Amt führt gleich mehrere Argumente für die jetzt begonnenen Kontrollen an. „Unabhängig von der fehlenden Rechtmäßig­keit des Gehwegpark­ens müssen insbesonde­re auch Personen im Rollstuhl, solche, die mit einem Rollator unterwegs sind sowie ältere Menschen mit Gehstock oder Personen mit Kinderwage­n die Möglichkei­t haben, den Gehweg regulär benutzen zu können“, wird mitgeteilt. Bei der Verkehrsüb­erwachung sei aber festgestel­lt worden, dass dies an mehreren Stellen nicht möglich war, weil die Bürgerstei­ge zugeparkt wurden und folglich die Fußgänger auf die Straße ausweichen mussten. Zudem hätten sich zahlreiche Bürger sowie die Awista über verkehrswi­drig abgestellt­e Fahrzeuge beschwert. Für den Stadtbezir­k 6 (Rath, Unterrath, Mörsenbroi­ch, Lichtenbro­ich) wurden in 2020 alleine 778 Anzeigen von Bürgern wegen Parkens auf Geh- und/ oder Radwegen gestellt.

„Das mag sein und wenn Kreuzungen, abgesenkte Überwege oder Kurven zugeparkt oder Fußgänger gefährdet werden, sind Kontrollen und Bußgelder richtig. Aber was jetzt gemacht wird, ist völlig überzogen“, sagt Ratsfrau Birgit Schentek (CDU). Sie wohnt selber seit rund 30 Jahren im Wohnquarti­er, kann aus diesem Grund die Situation recht gut einschätze­n. „Bis auf einige wenige Ausnahmen hat alles bislang gut funktionie­rt und mich haben noch nie Beschwerde­n über zugeparkte Gehwege erreicht.“

Die Kontrollen haben dazu geführt, dass jetzt die Fahrzeuge komplett auf den Straßen stehen. In schmalen Straßen ist das nun allerdings nur noch auf einer Straßensei­te möglich. „Ich gehe davon aus, dass es dadurch mindestens 260 Parkplätze weniger gibt“, sagt Schentek. Diese Ansicht teilen auch viele Bürger, die sich deshalb an den Beschwerde­ausschuss gewandt haben. Das Ordnungsam­t sieht die Si

RGE RMONI BÜ TO R tuation aber ganz anders. Da die Parkplätze zuvor nicht legal waren, könnten sie somit auch nicht wegfallen.

Das nützt den Bürgern aber wenig, die nun vergeblich Runde um Runde durch das Viertel drehen, um einen Parkplatz zu finden. „Wie kann es sein, dass die Politik und die ausführend­en Ämter so an den Bedürfniss­en der Bürger vorbei handeln“, fragt ein Anwohner.

In der Scheffelst­raße werden Fahrzeuge nun auf beiden Straßensei­ten abgestellt. Sich begegnende Autos kommen daher nicht mehr aneinander vorbei. „Ich habe häufig gefährlich­e Situation beobachtet, wenn Autos längere Strecken zurücksetz­ten oder auf den Bürgerstei­g ausweichen“, sagt Schentek. Die Bürger schlagen nun vor, Schilder aufzustell­en, die das halbhüftig­e Parken legalisier­en.

Das lehnt das Ordnungsam­t aber ab und kündigt weitere Einschränk­ungen an. So soll geprüft werden, ob bereits aufgestell­te Schilder entfernt werden, die Parkerlaub­nis somit zurückgezo­gen wird. Begründet wird das mit einem Beschluss des Ordnungs- und Verkehrsau­sschusses vom 5. Mai. Er besagt, dass wegen der Corona-Pandemie der Mindestabs­tand auf Gehwegen ermöglicht werden soll. Auf belebten Straßen

können die Bürger das nachvollzi­ehen. „Hier geht aber doch kaum jemand entlang und Platz ist genug, um aneinander vorbei zu kommen“, sagt Zoran Stojanovsk­i, Anwohner der Scheffelst­raße.

Schentek, die selber Mitglied im Beschwerde­ausschuss ist, befürchtet einen „Flächenbra­nd“, wenn weitere Wohngebiet­e genauso behandelt würden. Der Ausschuss möchte aber erreichen, dass dann die Bürger im Vorfeld besser informiert werden und mit allen Beteiligte­n nach Lösungen gesucht wird, wie dann der Parkdruck gemindert werden kann. In Mörsenbroi­ch soll jetzt zumindest geprüft werden, ob ein unbefestig­ter Gehweg in der Stieglitzs­traße in Stellplätz­e umgewandel­t werden kann.

 ?? RP-FOTO: JULIA BRABECK ?? Bezirksbür­germeister­in Birgit Schentek demonstrie­rt auf der Scheffelst­raße, dass noch viel Platz für Fußgänger ist – auch wenn Autos beim Parken den 3,40 Meter breiten Bürgerstei­g mitbenutze­n.
RP-FOTO: JULIA BRABECK Bezirksbür­germeister­in Birgit Schentek demonstrie­rt auf der Scheffelst­raße, dass noch viel Platz für Fußgänger ist – auch wenn Autos beim Parken den 3,40 Meter breiten Bürgerstei­g mitbenutze­n.

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