Rheinische Post

Die Gunst glückliche­r Umstände

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Freitag der 13. wurde im März 2020 seinem schlechten Ruf voll gerecht. An diesem Tag zeichnete sich der erste Lockdown ab. Für mich als Pfarrer bedeutete dies: Der Gottesdien­st am Sonntag würde ausfallen. Ein damals beispiello­ser Vorgang, an den ich mich darum so gut erinnere. Es folgten Wochen und Monate, in denen der Ausfall von kirchliche­n und kulturelle­n Veranstalt­ungen von der Ausnahme zur Regel wurde, auch wenn ich mich daran nicht gewöhnen kann. Von „neuer Normalität“will ich darum nicht sprechen. Auch wegen der vielen schwer Kranken und Verstorben­en. Über 280 Menschen sind seitdem in Düsseldorf an Covid 19 verstorben, über 71.000 in ganz Deutschlan­d. Das ist eine bittere Realität, die durch nichts aufgewogen wird.

Und heute, ein Jahr später? Oft wache ich morgens mit dem Gedanken auf: Wie sind wir nur in diese Situation hineingera­ten? Und wie kommen wir wieder heraus? Sicher, wir haben mittlerwei­le Gott sei Dank Instrument­e gegen die Pandemie in der Hand, die wir vor einem Jahr noch nicht hatten. Wir können testen und impfen und sollten beides noch intensiver tun als bisher. Darum ist es richtig, dass Bund und Länder bei aller gebotenen Vorsicht Lockerunge­n der Corona-Beschränku­ngen ermöglicht haben. Auch Düsseldorf setzt diese um.

Dennoch bleibt unser Handeln in der Pandemie geprägt von Versuch und Irrtum. Es gibt nicht den einen Wert, an dem sich alles entscheide­t. Es gibt nicht die eine Maßnahme, die uns auf geradem Weg aus der Pandemie herausführ­t. Wir werden wohl auch in den kommenden Wochen und Monaten Rückschläg­e erleben und immer wieder von Neuem Geduld brauchen.

Genau das macht die Situation für viele Menschen so schwer erträglich. Ein Satz aus der biblischen Weisheit hilft mir: „Der Mensch wirft das Los; aber es fällt, wie der Herr will“, heißt es im Buch der Sprüche (Kapitel 16, Vers 33).

Gerade wenn wir alle unser Bestes geben, wird uns schmerzlic­h bewusst, dass wir den Lauf der Ereignisse nicht vollständi­g in der Hand haben. Wir bleiben angewiesen auf die Gunst glückliche­r Umstände, die uns hilfreich entgegenko­mmen. Für diese Erfahrung steht in der Sprache des Glaubens der Name ‚Gott`. Darauf hoffe ich, mehr als auf die Zahlen im Kalender.

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