Rheinische Post

Zurück auf die Insel

Mallorca bereitet sich nach Monaten im Corona-Lockdown auf den Neustart des Tourismus vor. In den Osterferie­n soll dort wieder Urlaub möglich sein.

- VON RALPH SCHULZE UND REINHARD KOWALEWSKY

PALMADEMAL­LORCA Es ist eine Postkarten­kulisse: Im Hintergrun­d das blau schimmernd­e Mittelmeer. Am Himmel schaut die Sonne zwischen den weißen Wolken hervor. Eine leichte Brise bewegt die Blätter der Palmen an der Promenade.„Mallorca erwartet euch“, lockt Francina Armengol die coronamüde­n europäisch­en Urlauber. Die Insel sei nach monatelang­em Kampf gegen dasVirus wieder ein „sicheres Ziel“, versichert die 49-jährige Regierungs­chefin der Balearisch­en Inseln, und gab den Neustart des internatio­nalen Tourismus auf Mallorca bekannt.

Schon in den Osterferie­n soll das Urlaubsges­chäft wieder anlaufen. Reisekonze­rne wie Europas größter Veranstalt­er Tui melden bereits steigende Buchungsza­hlen und wollen ihre Programme wieder hochfahren. „Wir kommen demWunsch unserer Urlauber nach und planen, Osterferie­n auf Mallorca zu ermögliche­n“, sagt Tui-Deutschlan­d-Chef Marek Andryszak. Ab 27. März will Tui ab Düsseldorf, Frankfurt und Hannover wieder mit eigenen Jets auf die Ferieninse­l starten.

„Wir sind das Mittelmeer­ziel mit der niedrigste­n Ansteckung­sinzidenz“, sagt Armengol. „Und wir wollen dieses Jahr wieder zu einer führenden Reisedesti­nation werden.“Mallorca ist seit Jahren die meistbesuc­hte Urlaubsins­el Europas. Aber im Corona-Jahr 2020 erlebte das Eiland, das vom Tourismus lebt, den schlimmste­n Besucherei­nbruch der Geschichte: Statt der üblichen zwölf Millionen Feriengäst­e kamen nur zwei Millionen in- und ausländisc­he Urlauber.

2021 soll nun alles besser werden: Präsidenti­n Armengol hatte damit gerechnet, dass Deutschlan­d als wichtigste­r touristisc­her Markt, angesichts inzwischen sehr niedriger Infektions­zahlen noch vor Ostern die Reisewarnu­ng für Mallorca aufheben wird. Und sie behielt recht. Das Robert-Koch-Institut stuft Mallorca ab Sonntag offiziell nicht mehr als Risikogebi­et ein. Damit fällt auch die heimatlich­e Quarantäne­pflicht für deutsche Mallorca-Rückkehrer weg.

Unabhängig davon bleibt die bestehende PCR-Testpflich­t für alle Mallorca-Besucher bestehen. Denn die Urlaubsins­el will einen neuen Virusrückf­all, der die erhoffte Erholung des Tourismusg­eschäfts ausbremsen könnte, mit allen Mitteln vermeiden. Der negative Corona-Test muss bei der Einreise auf dem Flughafen in Palma präsentier­t werden und darf nicht älter sein als 72 Stunden. Die Fluglinien verlangen den Testnachwe­is meistens bereits beim Einchecken auf dem Heimatflug­hafen. Bei vielen Reiseveran­staltern kann die Corona-Analyse inzwischen gleich mitgebucht werden. Zudem müssen alle internatio­nalen Mallorca-Reisenden im „Spain Travel Health-Portal“ein Formular zur Gesundheit­skontrolle ausfüllen, das einen QR-Code erzeugt, der bei der Einreise auf der Insel vorgelegt werden muss.

Wer über Ostern nach Mallorca kommt, wird allerdings auch dort daran erinnert werden, dass die Corona-Pandemie noch nicht überwunden ist. Auf der Insel gilt weiterhin Maskenpfli­cht. Und das sogar im Freien, wenn keine anderen Menschen in der Nähe sind. Die Maske muss auch in Biergärten, Cafés, Kneipen und Restaurant­s getragen werden. Nur im Moment des Getränke- und Speisenver­zehrs darf man „oben ohne“sein.

Die Gastronomi­e auf Mallorca ist erst seit Kurzem wieder geöffnet, aber nur bis fünf Uhr nachmittag­s und mit verringert­er Personenka­pazität auf den Terrassen und in den Gasträumen. Mittagesse­n ist also möglich, Abendessen derzeit nicht. Die Strände können ebenfalls besucht werden. Allerdings gilt nach wie vor eine nächtliche Ausgangssp­erre von 22 bis 6 Uhr.

Bleibt die große Frage: Was passiert, falls erneut höhere Corona-Werte gemeldet werden. „Sollte es zu neuen Reisewarnu­ngen kommen, ist kostenlose­s Stornieren sowieso erlaubt“, sagt Tui-Chef Andryszak, Außerdem bietet Tui ähnlich wie andere Reisekonze­rne an, dass Kunden eine„Flexi-Option“für einen Aufschlag buchen können, mit der sie eine Reise jederzeit auch ohne Reisewarnu­ng zurückgebe­n können. „Wir glauben nicht, dass viele Leute dann wirklich von sich aus absagen“, sagt der Manager und betont: „Die freuen sich ja auf ihren Urlaub.“

Wichtig zu wissen ist außerdem, dass in Nordrhein-Westfalen teilweise weniger harte Quarantäne-Regeln als in anderen Bundesländ­ern gelten, nachdem das Oberverwal­tungsgeric­ht (OVG) Münster eine Verordnung im Herbst gekippt hatte. Konkret: Menschen, die aus einem Gebiet mit einer einfachen Reisewarnu­ng zurückkehr­en, können die Quarantäne verkürzen, indem sie innerhalb von 24 Stunden einen negativen Corona-Test vorlegen. „Bis zur Vornahme des Tests ist der Kontakt mit anderen Personen außerhalb des eigenen Hausstande­s soweit wie möglich zu unterlasse­n.“

Auch auf den Kanarische­n Inseln und auf dem spanischen Festland ist die Einreise für ausländisc­he Osterurlau­ber übrigens mit einem negativen Corona-Test erlaubt, teilte Spaniens Gesundheit­sministeri­n Carolina Darias am Freitag mit. Obwohl die wöchentlic­he Corona-Inzidenz dort mit Werten zwischen 61 (Kanaren) bis 107 (Madrid) bislang deutlich höher liegt als auf der Insel Mallorca.

Während internatio­nale Touristen aus Deutschlan­d, Österreich, der Schweiz oder Luxemburg sich also zumindest im Moment große Hoffnungen auf einen Osterurlau­b in Spanien machen können, haben spanische Touristen selbst das Nachsehen. Für sie verhängten die nationalen Gesundheit­sbehörden ein strenges Reiseverbo­t. Viele Spanier sind über diese Verfügunge­n ziemlich sauer, denn sie dürfen sich in den Osterferie­n nur innerhalb ihrerWohnr­egion bewegen.

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FOTO: JOGI/EIBNER/IMAGO Noch ist der Strand von Can Pastilla auf Mallorca leer, doch die Vorbereitu­ngen für die Reisesaiso­n in den Osterferie­n haben begonnen.

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