Rheinische Post

Dreyer und Kretschman­n siegen

In Rheinland-Pfalz kann die SPD, in Baden-Württember­g können die Grünen nach den Landtagswa­hlen weiterregi­eren. Die CDU stürzt in beiden Ländern auf historisch­e Tiefstände ab, die AfD bleibt trotz Verlusten bei rund zehn Prozent.

- VON GREGOR MAYNTZ UND FRANK VOLLMER (mit dpa und rtr)

STUTTGART/MAINZ Aus den ersten beiden Landtagswa­hlen des Jahres 2021 sind Amtsinhabe­rin und Amtsinhabe­r als Sieger hervorgega­ngen: Malu Dreyer (SPD) in Rheinland-Pfalz und Winfried Kretschman­n (Grüne) in Baden-Württember­g Kretschman­ns Partei, die seit zehn Jahren den Ministerpr­äsidenten stellt, erzielte deutlich mehr als 30 Prozent und verbessert­e ihr Ergebnis von 2016 noch einmal. In Rheinland-Pfalz lagen die Sozialdemo­kraten nach ersten Hochrechnu­ngen trotz leichter Verluste sogar noch besser als die Grünen in Baden-Württember­g.

Großer Verlierer der Wahlen ist in beiden Ländern die CDU; sie erzielte jeweils das schlechtes­te Resultat ihrer Geschichte und verlor etwas weniger ( Baden-Württember­g) beziehungs­weise deutlich mehr (Rheinland-Pfalz) als vier Prozentpun­kte. In ihrer einstigen Hochburg Baden-Württember­g liegen die Christdemo­kraten jetzt neun Prozentpun­kte hinter den Grünen. In Rheinland-Pfalz hatte die CDU mit Christian Baldauf an der Spitze in den vergangene­n Wochen an Zustimmung eingebüßt. Dort steigerten die Grünen ihr Ergebnis deutlich und überholten die Liberalen.

Während die FDP in Baden-Württember­g zulegen konnte – dort schien am Abend sogar das beste Ergebnis seit mehr als 50 Jahren in Reichweite –, verlor die AfD jeweils Stimmantei­le. In Baden-Württember­g hielt sie sich allerdings über zehn Prozent, in Rheinland-Pfalz blieb sie drittstärk­ste Kraft. Die Linke verpasste jeweils den Einzug in die Parlamente; in Rheinland-Pfalz lagen die Freien Wähler über der Fünf-Prozent-Marke. Die Wahlbeteil­igung sank in beiden Ländern nach den Prognosen deutlich um fünf bis acht Prozentpun­kte.

Die Koalitions­möglichkei­ten in den Landtagen in Stuttgart und Mainz sind nun unterschie­dlich. Während in Baden-Württember­g eine Fortsetzun­g der grün-schwarzen Koalition machbar wäre, käme nach den Hochrechnu­ngen vom

Abend auch eine Ampel aus Grünen, FDP und SPD auf eine Mehrheit der Sitze.

In Rheinland-Pfalz dürfte es für die Fortsetzun­g der Ampelkoali­tion reichen; rechnerisc­h wäre nach dem Stand vom Abend auch eine große Koalition oder ein Bündnis aus SPD, Grünen und Freien Wählern möglich. Innenminis­ter Roger Lewentz (SPD) schloss eine große Koalition aber bereits aus. Die Auszählung war noch nicht beendet, als diese Zeitung gedruckt wurde.

Nach Darstellun­g von CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak haben die Landtagswa­hlen keine Auswirkung­en auf die Entscheidu­ng über die Kanzlerkan­didatur der Union. Es bleibe beim Zeitplan, dass CDU und CSU über diese Frage zwischen Ostern und Pfingsten entscheide­n würden, sagte Ziemiak. Das Abschneide­n der CDU sei sehr schlecht, fügte er hinzu. Er führte das auf die Maskenaffä­re im Bundestag, Kritik an der Corona-Politik sowie die Popularitä­t vor allem der beiden Regierungs­chefs zurück. Auch Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer nannte die Masken-Deals von Unionsabge­ordneten sowie die Corona-Politik der vergangene­n Wochen als Gründe für die Wahlnieder­lagen der CDU. Auch wenn die Bundestags­fraktion versucht habe, mit Blick auf die Maskenaffä­re klaren Tisch zu machen, bleibe immer etwas hängen.

Grünen-Chef Robert Habeck wertete das Ergebnis in Baden-Württember­g als „großen grünen Wahlsieg“. Kretschman­n sei eine herausrage­nde Persönlich­keit, sagte er nach den Prognosen. Der Partei gebe das Rückenwind für die Bundestags­wahl. SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil nannte als Erkenntnis aus dem Tag: „Es gibt Mehrheiten jenseits der Union.“

FDP-Generalsek­retär Volker Wissing relativier­te die Erwartunge­n an Ampelbündn­isse.„Rheinland-Pfalz ist keine Blaupause für den Bund“, sagte Wissing unserer Redaktion. Für die FDP seien Inhalte entscheide­nd: „Alle wissen, dass die FDP nicht für einen Linksruck zur Verfügung steht.“

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Malu Dreyer (SPD)
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FOTOS: DPA Winfried Kretschman­n (Grüne)
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