Kritik an spätem Start der Schülertests
Den erweiterten Schulstart zwei Wochen vor den Ferien haben viele Kinder und Eltern herbeigesehnt. Doch unbelastet ist die tage- oder wochenweise Rückkehr aller Jahrgänge nicht. Einige lehnen einen Zwang zum Präsenzlernen ab.
DÜSSELDORF Nach fast drei Monaten Pause kehrten am Montag Tausende Heranwachsende erstmals wieder in die Klassenräume zurück. Was viele sehnsüchtig erwarteten, löst bei anderen angesichts von Mutationen des Coronavirus und weiter steigenden Neuinfektionen gemischte oder sogar ablehnende Gefühle aus. Kritik gibt es an fehlenden Impfungen für die Lehrer weiterführender Schulen und an den angekündigten, aber noch nicht eingetroffenen Laientests für Schüler. Das Wichtigste im Überblick.
Das sagen die Schüler Die meisten Jungen und Mädchen waren erleichtert, die Lehrer und wenigstens einen Teil der Mitschüler wieder von Angesicht zu Angesicht zu sehen. „Das digitale Lernen war in Ordnung, aber der Präsenzunterricht gefällt mir besser“, sagt Tulio Falzarano aus der 7c des Goethe-Gymnasiums. Am meisten vermisst hat der 12-Jährige aus Pempelfort, „mit meinen Freunden in der Pause über alles quatschen zu können“. Die Klassen am Goethe-Gymnasium sind zweigeteilt. Der Wechsel erfolgt wochenweise. Das bedeutet: A- und B-Gruppe sind vor den Osterferien jeweils eine knappe Woche vor Ort. „Den Freitag haben wir nicht einbezogen, weil wir nicht nur den Abiturienten der Q2, sondern auch der elften Jahrgangsstufe eine Voll-Präsenz ermöglichen wollen“, sagt Schulleiter Ralf Schreiber.
„Natürlich haben wir zu Hause überlegt, wie das trotz Corona alles am besten zu regeln ist“, sagt Josefine Verovic (13), die ebenfalls in die 7c geht. Masken und der größere Abstand seien für die Sicherheit sehr wichtig. Und Thea Küppers, die kurz vor dem Abi steht, ergänzt:„Für meine beiden jüngeren Geschwister ist es total wichtig, wieder in der Schule zu sein. Die Motivation zu lernen und aktiv am Unterricht teilzunehmen, ist in der Gruppe viel höher als am Rechner.“
Das denken die Lehrer Hier sind die Gefühle zwiegespalten.„Die gesamte Debatte wird teilweise kontrovers und manchmal auch polarisierend geführt – und das ist nachvollziehbar“, sagt Schreiber. Am Ende gebe es viele gute Gründe für die Rückkehr, genauso seien Sorgen vor zusätzlichen Infektionen nicht aus der Luft gegriffen. „Gerade weil das so ist, hätte ich mir gewünscht, dass die angekündigten Schüler-Selbsttests tatsächlich auch vorgelegen hätten“, sagt der Pädagoge. Diese Einschätzung teilt Kristina Mandalka. Viele Kollegen hätten die Ansage des Landes im Ohr, die Rückkehr vieler Schüler sei auch deshalb gut vertretbar, weil es die drei Säulen „Schützen-Impfen-Testen“gebe.„Aber die Lehrer weiterführender Schulen sind noch nicht geimpft und werden nach derzeitigem Stand auch nicht
Die ersten Schüler kamen bereits im Februar
Rückkehr Als erstes kehrten im Februar Grundschüler und Abschlussjahrgänge zurück. Bei den Erst- bis Viertklässlern geschieht dies im Wechsel zwischen Distanz- und Präsenzunterricht. Die Schulleiter der Düsseldorfer Gymnasien einigten sich auf eine Voll-Präsenz für die Q1 und Q2. höher priorisiert“, stellt die Leiterin der Georg-Schulhoff-Realschule in Vennhausen fest. Ähnlich sei es bei den Tests. „Wir starten in diese erweiterte Rückkehrphase ohne die in Aussicht gestellten Laientests.“
Tatsächlich sollen die aber bald eintreffen. „Das Ministerium hat angekündigt, dass die Pakete ab Dienstag verschickt werden. Die Lieferungen sollen bis zum 23. März abgeschlossen sein“, sagt Dagmar Wandt, Leiterin des Schulverwaltungsamts. Die Stadt als Schulträger werde dabei nur am Rande eingebunden.„Wir wurden gebeten, dickwandige Abfallbeutel für den medizinischen Müll, der dann entsteht, bereitzuhalten“, berichtet Wandt.
Was die Eltern wollen Hier gehen die Meinungen auseinander. Neben vielen, die sich sogar eine frühere Rückkehr der bislang ausschließlich auf Distanz unterrichteten Kinder gewünscht hätten, gibt es auch jene, die das unverantwortlich finden. Zu ihnen zählt der Düsseldorfer Christian Schäfer, der mit 250 weiteren Familien einen offenen Brief an SchulministerinYvonne Gebauer geschrieben hat.„Es muss Eltern erlaubt sein, ihre Kinder auf Grund der aktuellen Pandemieentwicklung zu Hause zu lassen“, sagt Schäfer, der vor dem Oberverwaltungsgericht darauf klagt, das künftig selbst entscheiden zu dürfen.
Anderen Eltern gehen dagegen die aktuellen Angebote nicht weit genug. So bemängeln vor allem berufstätige oder alleinerziehende Eltern, dass die Paulusschule in Düsseltal die Klassen drittelt anstatt sie nur in zwei Gruppen zu teilen und damit in der Folge die Präsenzzeiten mindert.„Der Infektionsschutz würde auch bei einer Halbierung funktionieren“, sagt die Mutter eines Erstklässlers.