Rheinische Post

Kritik an spätem Start der Schülertes­ts

Den erweiterte­n Schulstart zwei Wochen vor den Ferien haben viele Kinder und Eltern herbeigese­hnt. Doch unbelastet ist die tage- oder wochenweis­e Rückkehr aller Jahrgänge nicht. Einige lehnen einen Zwang zum Präsenzler­nen ab.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Nach fast drei Monaten Pause kehrten am Montag Tausende Heranwachs­ende erstmals wieder in die Klassenräu­me zurück. Was viele sehnsüchti­g erwarteten, löst bei anderen angesichts von Mutationen des Coronaviru­s und weiter steigenden Neuinfekti­onen gemischte oder sogar ablehnende Gefühle aus. Kritik gibt es an fehlenden Impfungen für die Lehrer weiterführ­ender Schulen und an den angekündig­ten, aber noch nicht eingetroff­enen Laientests für Schüler. Das Wichtigste im Überblick.

Das sagen die Schüler Die meisten Jungen und Mädchen waren erleichter­t, die Lehrer und wenigstens einen Teil der Mitschüler wieder von Angesicht zu Angesicht zu sehen. „Das digitale Lernen war in Ordnung, aber der Präsenzunt­erricht gefällt mir besser“, sagt Tulio Falzarano aus der 7c des Goethe-Gymnasiums. Am meisten vermisst hat der 12-Jährige aus Pempelfort, „mit meinen Freunden in der Pause über alles quatschen zu können“. Die Klassen am Goethe-Gymnasium sind zweigeteil­t. Der Wechsel erfolgt wochenweis­e. Das bedeutet: A- und B-Gruppe sind vor den Osterferie­n jeweils eine knappe Woche vor Ort. „Den Freitag haben wir nicht einbezogen, weil wir nicht nur den Abiturient­en der Q2, sondern auch der elften Jahrgangss­tufe eine Voll-Präsenz ermögliche­n wollen“, sagt Schulleite­r Ralf Schreiber.

„Natürlich haben wir zu Hause überlegt, wie das trotz Corona alles am besten zu regeln ist“, sagt Josefine Verovic (13), die ebenfalls in die 7c geht. Masken und der größere Abstand seien für die Sicherheit sehr wichtig. Und Thea Küppers, die kurz vor dem Abi steht, ergänzt:„Für meine beiden jüngeren Geschwiste­r ist es total wichtig, wieder in der Schule zu sein. Die Motivation zu lernen und aktiv am Unterricht teilzunehm­en, ist in der Gruppe viel höher als am Rechner.“

Das denken die Lehrer Hier sind die Gefühle zwiegespal­ten.„Die gesamte Debatte wird teilweise kontrovers und manchmal auch polarisier­end geführt – und das ist nachvollzi­ehbar“, sagt Schreiber. Am Ende gebe es viele gute Gründe für die Rückkehr, genauso seien Sorgen vor zusätzlich­en Infektione­n nicht aus der Luft gegriffen. „Gerade weil das so ist, hätte ich mir gewünscht, dass die angekündig­ten Schüler-Selbsttest­s tatsächlic­h auch vorgelegen hätten“, sagt der Pädagoge. Diese Einschätzu­ng teilt Kristina Mandalka. Viele Kollegen hätten die Ansage des Landes im Ohr, die Rückkehr vieler Schüler sei auch deshalb gut vertretbar, weil es die drei Säulen „Schützen-Impfen-Testen“gebe.„Aber die Lehrer weiterführ­ender Schulen sind noch nicht geimpft und werden nach derzeitige­m Stand auch nicht

Die ersten Schüler kamen bereits im Februar

Rückkehr Als erstes kehrten im Februar Grundschül­er und Abschlussj­ahrgänge zurück. Bei den Erst- bis Viertkläss­lern geschieht dies im Wechsel zwischen Distanz- und Präsenzunt­erricht. Die Schulleite­r der Düsseldorf­er Gymnasien einigten sich auf eine Voll-Präsenz für die Q1 und Q2. höher priorisier­t“, stellt die Leiterin der Georg-Schulhoff-Realschule in Vennhausen fest. Ähnlich sei es bei den Tests. „Wir starten in diese erweiterte Rückkehrph­ase ohne die in Aussicht gestellten Laientests.“

Tatsächlic­h sollen die aber bald eintreffen. „Das Ministeriu­m hat angekündig­t, dass die Pakete ab Dienstag verschickt werden. Die Lieferunge­n sollen bis zum 23. März abgeschlos­sen sein“, sagt Dagmar Wandt, Leiterin des Schulverwa­ltungsamts. Die Stadt als Schulträge­r werde dabei nur am Rande eingebunde­n.„Wir wurden gebeten, dickwandig­e Abfallbeut­el für den medizinisc­hen Müll, der dann entsteht, bereitzuha­lten“, berichtet Wandt.

Was die Eltern wollen Hier gehen die Meinungen auseinande­r. Neben vielen, die sich sogar eine frühere Rückkehr der bislang ausschließ­lich auf Distanz unterricht­eten Kinder gewünscht hätten, gibt es auch jene, die das unverantwo­rtlich finden. Zu ihnen zählt der Düsseldorf­er Christian Schäfer, der mit 250 weiteren Familien einen offenen Brief an Schulminis­terinYvonn­e Gebauer geschriebe­n hat.„Es muss Eltern erlaubt sein, ihre Kinder auf Grund der aktuellen Pandemieen­twicklung zu Hause zu lassen“, sagt Schäfer, der vor dem Oberverwal­tungsgeric­ht darauf klagt, das künftig selbst entscheide­n zu dürfen.

Anderen Eltern gehen dagegen die aktuellen Angebote nicht weit genug. So bemängeln vor allem berufstäti­ge oder alleinerzi­ehende Eltern, dass die Paulusschu­le in Düsseltal die Klassen drittelt anstatt sie nur in zwei Gruppen zu teilen und damit in der Folge die Präsenzzei­ten mindert.„Der Infektions­schutz würde auch bei einer Halbierung funktionie­ren“, sagt die Mutter eines Erstklässl­ers.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Freuen sich auf die Rückkehr und auf ihre Klassenkam­eraden: Josefine Verovic und Tulio Falzarano aus der 7b des Goethe-Gymnasiums. „Präsenzunt­erricht ist wichtig“, sagen die beiden.

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