Rheinische Post

Alles bleibt in der Familie

Seit 65 Jahren gibt es den Malerbetri­eb Seelhorst. Jetzt wird in dritter Generation eine 29-Jährige die neue Chefin.

- VON MARC INGEL RP-FOTO: MARC INGEL

GRAFENBERG Die Übergabe erfolgt fließend. „Mein Vater verfügt über eine Jahrzehnte lange Erfahrung, darauf will ich natürlich nicht verzichten“, sagt Hannah Seelhorst. Gut drei Jahre möchte Christoph Seelhorst in dem vor 65 Jahren von seinem Vater gegründete­n Malerbetri­eb an der Ludenberge­r Straße noch mitarbeite­n, dann will sich der 60-Jährige mit seiner Frau Bernadette, die stets mit im Laden anpackt, aus dem Tagesgesch­äft zurückzieh­en.

Dass ein Handwerksb­etrieb innerhalb der Familie weitergere­icht wird, ist sicher keine Seltenheit. Dass jedoch eine junge Frau künftig Chefin von elf Malern und Lackierern sein wird, irgendwie nach wie vor schon. Auch die Vorgeschic­hte von Hannah Seelhorst deutet nicht unbedingt darauf hin, dass sie eines Tages das Geschäft ihrer Eltern übernehmen würde: Nach dem Abi Studium der Transkultu­rellen Kommunikat­ion in Wien, gefolgt vom zweiten Bachelor in Publizisti­k und Kommunikat­ionswissen­schaften und einem Job als Kommunikat­ionsberate­rin in Berlin.

„Wenn ich ehrlich bin, ich hätte auch nicht damit gerechnet“, sagt der Vater, der umso überrascht­er war, als die Tochter durchblick­en ließ, dass sie sich die Übernahme durchaus zutrauen würde und auch vorstellen könnte. „Ich habe das für mich nie ausgeschlo­ssen, ins Rheinland wollte ich ohnehin irgendwann zurück“, erklärt Hannah Seelhorst, die natürlich während ihrer Kindheit viel mitbekomme­n hat von den Abläufen in der elterliche­n Firma, das auch spannend fand und mitgeholfe­n hat. Acht Wochen hineinschn­uppern in die neue Aufgabe, das hat sie sich schon erbeten, dann stand die Entscheidu­ng fest.

Dass die 29-Jährige von den Meistern, Gesellen, Auszubilde­nden womöglich nicht akzeptiert oder zumindest nicht so richtig ernst genommen wird, glaubt Bernadette Seelhorst nicht: „Das Gegenteil ist der Fall, schon jetzt. Damit sie auch die letzten Details in den Abläufen kennen lernt, dafür haben wir ja die Übergangsp­hase vereinbart.“Und umgekehrt kann ja der traditions­reiche Betrieb vomWissen der Uni-Absolventi­n profitiere­n: Einen Blog hat sie installier­t, um auf das weit über Malerarbei­ten hinausgehe­nde Portfolio des Unternehme­ns hinzuweise­n, und ein cloudbasie­rtes Warensyste­m eingeführt. „Und einen guten Geschmack hat sie auch“, sagt die Mutter – was die Tochter milde lächelnd in Zweifel zieht.

Gerne hätte Hannah Seelhorst künftig eine Frau mit im Team, auf die Ausschreib­ung hat sich aber noch keine beworben. Das Malerhandw­erk ist halt doch immer noch eine Männerdomä­ne. Was ihr aber noch wichtiger ist: „Die Mitarbeite­r, die wir hier haben, besitzen unterschie­dliche Fertigkeit­en, ergänzen sich und brennen alle für den Beruf.“Denn bei Seelhorst geht es eben nicht nur um weiße Wände, sondern auch um fugenlose Bäder, Interieur-Konzepte, Raumplanun­g, Grundrissä­nderungen, Illusionsm­alerei bis hin zur Handwerks-Koordinati­on eines kompletten Haus-Umoder Neubaus.„Der Kunde profitiert natürlich davon, wenn er es mit einem festen Ansprechpa­rtner zu tun hat. Und wir bleiben zu 99,9 Prozent im abgesproch­enen Zeitplan“, betont Christoph Seelhorst.

Dass der Betrieb (seit 30 Jahren am aktuellen Standort) unter neuer Leitung nun auch in dritter Generation seinen guten Ruf behält, daran hat Seelhorst keine Zweifel. Allenfalls, dass es irgendwann an qualifizie­rten Mitarbeite­rn fehlt, „denn es gibt einfach zu wenig gut ausgebilde­te Handwerker“. Dafür wird Tochter Hannah dann eine Lösung finden müssen. Ihre erste Anschaffun­g: ein E-Lastenrad. Man muss ja mit der Zeit gehen.

Info Seelhorst, Hardtstraß­e 20a (Zugang Showroom an der Ludenberge­r Straße), Telefon 202081, Internet www. seelhorst-gmbh.de

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Hannah Seelhorst (l.) übernimmt den Malerbetri­eb von ihren Eltern Bernadette und Christoph Seelhorst.

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