Rund um die Bunte Kerke
hörer zu erfreuen, hat der Förderverein Bonte Kerke im Jahr 2019 den „1. Lieberhäuser Orgelsommer“ins Leben gerufen. Organistinnen und Organisten aus nah und fern sowie Solisten und Chöre gaben sich ein Stelldichein und begeisterten das zahlreiche Publikum nicht nur durch Orgelklänge.
„Wegen der Corona-Pandemie musste die Konzertreihe 2020 leider abgesagt und auf das kommende Jahr verschoben werden“, bedauert Kretschmer, „und auch der schöne Weihnachtsmarkt, der traditionell am ersten Advent rund um die Bunte Kerke stattfindet und auf dem Lieberhäuser Spezialitäten angeboten werden, fiel Covid zum Opfer.“
Besser bestellt ist es dagegen inzwischen um die Innenbeleuchtung der Kirche, die etwas in die Jahre gekommen war. Durch die Unterstützung vieler Unternehmen, Fördermittel aber auch die Spenden zahlreicher Liebhaber der bunten Kirche erstrahlt diese seit Sommer 2018 wieder in einem neuen Glanz.
„Dazu trug auch die großzügige Spende einer Dame aus Kierspe anlässlich eines runden Geburtstages und der Umstand bei, dass deren Tochter Lichtdesignerin in der kolumbianischen Hauptstadt Bogota ist und dort das Unternehmen Claro Oscuro leitet“, erfahren wir weiter. „Bei den jährlichen Besuchen der Tochter in der Heimat wurden zunächst die Details des Lichtkonzeptes besprochen und dann durch eine Gummersbacher Elektrofirma in die Tat umgesetzt.“
Nach einen letzten Blick auf die toll illuminierte bunte Pracht der mehr als 900 Jahre alten Dorfkirche, die weit über die Grenzen des Bergischen Landes bekannt ist, geht es – von den biblischen Bildern inspiriert – auf den Oberbergischen Lutherweg, der gleich neben der Bunten Kerke startet.
Der 11,5 Kilometer lange Rundweg führt über Höhen und Tiefen durch die oberbergische Landschaft und enthält acht Stationen mit meditativen Anleitungen, die der Wanderer über QR-Code mit einem Smartphone aufrufen kann. Zu jeder Station gibt es interessante Lutherzitate und Zitate aus der Bibel.
Als Luther 1517 inWittenberg seine 95 Thesen veröffentlichte und damit einen weltweiten Umbruch in der christlichen
Welt auslöste, wurde er von den äußeren Veränderungen überrollt. Dabei wollte er vor allem – und dies ist auch das Anliegen des Lutherwegs – den Menschen das „religiöse Erleben“nahebringen und dass sich das innere Verhältnis der Menschen zu Gott verändert.
Deutlich nüchterner geht es auf dem„Energieweg“– einem der insgesamt 24 Streifzüge im Bergischen Wanderland – zu, der auch an der Bunten Kerke vorbeiführt und sich dem topaktuellen Thema Klimawandel und regenerative Energien widmet. Der 11,9 Kilometer langeWeg verläuft als Rundweg vom Wanderparkplatz an der Staumauer der Aggertalsperre am Seitenarm der Rengse entlang nach Lieberhausen. Acht Infotafeln vermitteln Wissenswertes zu den ThemenWasserkraft, Windkraft und Energiegewinnung aus Holz.
Die Wasserkraft der Agger wird seit den 1920er-Jahren zur Stromerzeugung genutzt. Und wenn Corona vorbei ist, kann man wieder kostenlose Besichtigungen der Staumauer mit dem Aggerverband vereinbaren und einen interessanten Einblick in die Technik erlangen.
Auch die Windenergie hat in der Gegend Tradition, denn bereits im Jahre 1890 gab es in Gummersbach-Lantenbach ein Windrad. Bei der Wanderung ist am Wegesrand auch ein 38,5 Meter langer Rotorflügel eines Windkraftwerkes aus der Nähe zu bewundern. Und an dieser Stelle hat man auch einen guten Blick auf zwei 140 Meter hohe, moderneWindkraftanlagen bei Gummersbach-Piene. Die Hauptattraktion des „Energieweges“ist aber das Biomasse-Heizwerk in Lieberhausen, das das Dorf mit Heizungswärme und Warmwasser versorgt.
„Der Energiegenossenschaft Lieberhausen ist es seit 1999 gelungen, mit dem Bau eines Holzhackschnitzel-Heizwerkes, das Dorf mit seinen 330 Einwohnern fast vollständig unter Verwendung von Holz mit Heizwärme undWarmwasser zu versorgen“, erfahren wir von Bernd Rosenbauer, dem Vorstandsvorsitzenden der oben genannten Genossenschaft. Befeuert wird das Biomasse-Heizwerk mit naturbelassenen Holzhackschnitzeln aus Forstresten, Rinde, Paletten, Grün- und Strauchschnitt, und im Gegensatz zu den fossilen Energieträgern Öl, Gas oder Kohle ist Holz ein nachwachsender Rohstoff mit ausgeglichener CO2-Bilanz.
„Durch die Anlage können pro Jahr etwa 320.000 bis 450.000 Liter Heizöl beziehungsweise etwa 1200 Tonnen klimaschädliches Treibhausgas (CO2) eingespart werden“, erläutert Bernd Rosenbauer. „Bislang wurden 82 Einfamilienhäuser des Dorfes an das Heizwerk angeschlossen, weitere sieben Häuser wurden bereits vorsorglich mit einer Fernwärme-Zuleitung versehen. Pro Haushalt werden etwa 800 Euro pro Jahr an Heizkosten eingespart.“
Das Bio-Energiedorf Lieberhausen sorgt seit Langem für Furore, hat Preise gewonnen. Für das Engagement der Initiatoren mit unzähligen Stunden Eigenleistungen sowie beharrlicher Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit, erhielten die Lieberhäuser anlässlich der feierlichen Inbetriebnahme der Anlage im Jahr 2001 aus den Händen der NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn den ersten Förderpreis für nachwachsende Rohstoffe des Landes Nordrhein-Westfalen. Dieser Preis wurde vom Umweltministerium ins Leben gerufen, um jährlich Firmen, Institutionen oder Privatpersonen auszuzeichnen, die sich um den Einsatz nachwachsender Rohstoffe verdient gemacht haben.