Wohnungen statt Tankstelle
Heftige Proteste gab es, als der Abriss des Kulturvereins Brause an der Bilker Allee begann. Nun gibt es einen Bauantrag für das Areal.
Heftige Proteste gab es nach dem Abriss der ehemaligen Tankstelle an der Bilker Allee. Nun hat der Investor einen Bauantrag eingereicht.
FRIEDRICHSTADT Auf den Bauantrag für das Grundstück Bilker Allee 233 hatten Politik, Stadt und auch viele Kulturschaffende gespannt gewartet. Es geht um die alte Tankstelle in Friedrichstadt, die im November 2019 in die Schlagzeilen geriet. Der Eigentümer, Project Immobilien, hatte damals mit dem Abriss begonnen, obwohl gerade ein Verfahren lief, um das Objekt unter Denkmalschutz zu stellen. Die Baustelle wurde über Wochen stillgelegt, doch alle Bemühen von Seiten der Stadt und der Politik kamen zu spät. Die Tankstelle war bereits so zerstört, dass es nichts Schützenswertes mehr gab. So entschied es das Gericht.
Jetzt, knapp 1,5 Jahre später, hat Project Immobilien den Bauantrag eingereicht und will ein fünfgeschossiges Mehrfamilienhaus mit ausgebautem Dachgeschoss realisieren. Im Erdgeschoss wird es Platz geben für eine Kultureinrichtung. Auch wenn die Vorlage in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung 3 vertagt wurde, weil noch Fragen offen, hat Project Immobilien schon erste konkrete Vorstellungen. „Aktuell ist Project hierzu mit der Bezirksvertretung in Abstimmung und klärt, wie vertraglich festgelegt werden kann, dass diese Fläche langfristig und nachhaltig kulturwirtschaftlich genutzt wird“, sagt Unternehmenssprecherin Doris Walter. Bis zur nächsten Sitzung der Bezirksvertretung am 27. April soll das Vorhaben konkretisiert sein, sodass es auch abgestimmt werden kann.
118 Quadratmeter wird der Kulturraum groß sein, „als Betreiber sind ein privater Käufer oder die Stadt denkbar, die die Kulturfläche selbst im Eigentum führen oder vermieten“, sagt Walter. Für die Project Immobilien sei es keine Option, den Raum selbst zu betreiben und etwa über den Verkauf der darüberliegenden Wohnungen zu finanzieren, so wie es Küssdenfrosch beim Bilker Bunker an der Aachener Straße macht. Multifunktional soll die Fläche gestaltet werden; sie könnte etwa für Kunstausstellungen, Workshops oder Lesungen genutzt werden.„Veranstaltungen mit erhöhtem Lärmpegel sind aufgrund der gesetzlichen Regelungen zum nächtlichen Lärmschutz der Nachbarn aktuell nicht vorgesehen“, sagt Doris Walter.
2019 gab es heftige Proteste, als die Bagger für den Abriss anrückten. Auch wenn der Eigentümer rechtens gehandelt hat, war das Vorgehen moralisch bedenklich. Die Stadt sagte damals, dass es gängige Praxis gewesen sei, dass die Untere Denkmalbehörde ein laufendes Unterschutzstellungsverfahren nutzt, um gemeinsam mit den jeweiligen Eigentümern und Investoren Bedenken auszuräumen und Entwicklungspotenziale des Gebäudes herauszuarbeiten. Das sei in diesem Fall anders gewesen – die Stadt Düsseldorf bedauerte damals sehr,„dass dieses kooperative Vorgehen durch die Ausnutzung von Gesetzeslücken konterkariert wurde“und werde die Abläufe für zukünftige Planungen anpassen, hieß es nach dem Urteil des Gerichts im Februar 2020.
Nach dem Gerichtsurteil hätte Project Immobilien Schadensersatzforderungen geltend machen können, weil die Baustelle überWochen stillgelegt war. Davon sah der Entwickler aber ab. Ob die Planung des Kulturraums ein Zugeständnis an Stadt und Politik war oder nicht, diese Frage wird wohl offen bleiben. In Zukunft sollen bei großen Neubauprojekten ohnehin Kulturräume mitgeplant werden, „in einer wachsenden Stadt wie Düsseldorf fallen immer mehr Räume weg“, so Grünen-Bürgermeisterin Clara Gerlach, die in einem Interview mit unserer Redaktion noch einmal konkret auf den Kulturverein Brause einging. „Das ist besonders offensichtlich geworden, als das Haus des Kulturvereins abgerissen worden ist und viele Menschen zurecht auf die Straße gegangenen sind“, sagt Gerlach. Sie ist überzeugt, dass solche Räume bei Neubauvorhaben in Zukunft mitgedacht werden müssen, wenn es weiter Kultur in der Innenstadt geben soll.