Das Theater muss Klarheit schaffen
Publikum, Programm und Mitarbeitenden auszubauen und die gegenseitige Wertschätzung im Auge zu behalten. Dermosessian sagte 2019 im Gespräch mit unserer Redaktion, er habe bereits viele Gespräche geführt, um auszuloten, wo nachgebessert werden müsse. „Auch an einem Theater mit seinen Hierarchien und einer manchmal temperamentvollen Arbeitsweise muss es möglich sein, Stopp zu sagen, wenn der Druck zu groß wird.“Das Duo wurde, um eingreifen zu können, an der Leitungsebene angesiedelt. Das sollte Gestaltungsspielraum schaffen. Ob es ihn gab und ob er genutzt wurde, ist unbekannt.
Neuenhaus rät „ohne jede Vorverurteilung der Leitung des Schauspielhauses dringend, sofort das ,Diversity Management' zu ändern.“Es bedürfe klarer Regeln, wie solche Vorwürfe transparent aufgearbeitet wurden und es müssten auch Konsequenzen klar geregelt sein. Bei allen Vorwürfen, die sich bestätigen, müssten zwingend Konsequenzen gezogen werden. „Sonst führt sich das Haus selbst ad absurdum.“
Das Schauspielhaus gab am Sonntagabend eine Erklärung ab. Schulz und das Führungsteam entschuldigten sich. Die Ereignisse zeigten, dass man noch an den internen Strukturen arbeiten müsse, um Missstände zu erkennen und zu beseitigen. Es soll ein „Code of Conduct“eingeführt werden, der Haltung, Werte und Handeln des Theaters beschreibt. Es soll dann auch Ansprechpartner für Betroffene geben.
uwe-jens.ruhnau @rheinische-post.de Das Schauspielhaus ist ein Teil der Gesellschaft und deswegen ist es nicht unwahrscheinlich, dass dort auch Rassismus vorkommt. Das vorab und als Satz für die, die meinen, es gebe Orte, wo die Welt ganz heil ist. Erst vorige Woche wurde uns erneut bestätigt, dass die katholische Kirche in unserer Region viele Missbrauchstäter in ihren Reihen hatte (oder hat, wer weiß das schon). Wichtig ist nun, wie man mit diesem Umstand umgeht, für Transparenz und Aufklärung sorgt. Das gilt für beide Institutionen, von denen eine besondere Ansprüche an ihre Moral stellt und die andere an ihre Aufgeklärtheit. Nach außen wirkt das Theater aufgeklärt, nicht von Ressentiments geprägt. Dort trifft sich etwa das Kollektiv Schwarzes Haus und bietet einen „Safe Space“für Schwarze an. Die Frage ist nun, ob das Theater für den Schauspieler Ron Ighiwiyisi Iyamu ein „sicherer Raum“gewesen ist. Und wenn es nicht so war: Wann haben der Intendant oder andere leitende Mitarbeiter davon erfahren? Was genau wurde getan und was nicht? Iyamu und die Öffentlichkeit haben ein Recht darauf, Antworten auf diese Fragen zu erhalten.