Eine Brache als Abenteuerland für Kinder
Auf dem Gebiet einer alten Tongrube ermöglicht eine Kita Naturerlebnisse. Die Entwicklung des gesamten Geländes stockt allerdings.
LÖRICK Wenn die Kinder der Kita „Kinderforum“im Löricker Brachgelände spielen, werden sie zu kleinen Abenteurern. Sie bahnen sich Wege durch Büsche, klettern auf Bäume, erforschen das Gelände und suchen mit dem Fernglas nach interessanten Dingen. „Wir haben Hunde- und Hasenspuren entdeckt. Und es gibt Brombeeren und Knöterich“, erzählt ein Junge aus der Kita begeistert. Für die Kinder ist die ehemalige Tongrube, aus der eine benachbarte Ziegelei mit Ringofen Material für ihre Ziegel-Produktion erhielt, ein kleines Paradies. Auf der wild bewachsenen Grünfläche können sie unbeschwert toben und die Natur erleben.
So sehen das auch das Gartenamt und der BUND. 2019 hat das Gartenamt erste Pläne für einen Naturerfahrungsraum in Lörick vorgestellt, der ökologisch und auch pädagogisch wertvoll sein soll. Im gleichen Jahr wurden auf einer Fläche von 2300 Quadratmetern Brombeerbüsche und wilde Baumsämlinge gerodet. Weitere Arbeiten blieben bisher aufgrund von fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten aber aus. „Das
Gartenamt hat im vergangenen Jahr im Rahmen des landesweiten Programms‚Grüne Infrastruktur` einen Förderantrag für das Projekt gestellt – er ist allerdings nicht berücksichtigt worden“, so Manuel Bieker, Sprecher der Stadt. Grundsätzlich halte das Gartenamt aber weiter an der Projektidee fest, versichert er.
Den Stillstand des Projektes finden Katharina Micha, Leiterin des Kinderforums in Lörick, und Ulrike Pithan, eine der Mütter, bedauerlich. Die Löricker Kita hat ihren
Schwerpunkt auf Naturerziehung gelegt. „Wir haben einen großen Garten mit Obstbäumen, Kartoffeln, eine Kräuterspirale und wir nehmen am Projekt ‚Essbare Stadt` teil“, sagt Micha. Zusammen haben die beiden Frauen auch am Ausbildungsprojekt „Ehrenamt im Naturschutz stärken“im Haus Bürgel teilgenommen. Inspiriert von der Idee des Gartenamtes entschieden sie, als Ausbildungs-Projekt mit ihrer Kita das Löricker Brachgelände ehrenamtlich zu pflegen. Die Durchführung erwies sich anfangs als nicht leicht. „Wir haben Kontakt mit den Behörden und zuständigen Ämtern aufgenommen, aber keine Rückmeldungen erhalten. Erst Tobias Krause von der Unteren Naturschutzbehörde, den wir bei der Ausbildung kennengelernt haben, konnte uns zum Glück die Türen öffnen. Und dann ging es ganz schnell los“, berichtet die Kita-Leiterin.
Nach einer Begehung bekam die Kita ein Feld zugewiesen, auf dem sie sich um den Japanischen Knöterich kümmern kann. Schon der erste Besuch mit den Kindern im August 2020 war ein voller Erfolg. Die Kinder haben nach Schmetterlingen und Vögeln gesucht. Sie haben sich Wege durch den Knöterich-Urwald gebahnt und ihn nach einer Einführung Krauses mit kleinen Gartenscheren runter geschnitten. Seitdem kommt das Kinderforum regelmäßig in das Gelände und das nicht nur zum Schneiden des Knöterichs und zum Spielen. Je nach Jahreszeit beobachten sie die wilden Bienen oder
Weinbergschnecken. Fleißig sammeln die Kleinen auch den Müll auf. „Der Bürgerverein Lörick hat uns schon einen Bollerwagen gespendet und wir bekommen noch Zangen zum Müllaufsammeln“, freut sich Micha. Bevor die Kinder starten, kontrollieren die Mitarbeiter der Kita das Areal auf Sicherheit: „Leider haben wir hier schon zerbrochene Flaschen gefunden.“
Ansonsten ist das Gelände aber sicher und geschützt. Davon haben sich mittlerweile auch die anfangs noch skeptischen Eltern überzeugt. „Das ist etwas, was man in der Stadt sonst nicht hat. Die Kinder können sich ausprobieren, viel in der freien Natur lernen. Es wäre toll, wenn sie später, wenn sie größer sind, auch alleine zum Spielen herkommen würden“, findet Pithan. Nur eine Sache stört Pithan und Micha doch.„Wir möchten das Gartenamt auf die Hundeproblematik ansprechen. Es wäre schön, wenn die Hundebesitzer etwas sensibilisiert werden könnten.“Die frei herumlaufenden Hunde hinterlassen nicht nur ihr Geschäft. Sie stören auch die anderen Tiere. Micha: „Dort wo ein Hund geschnüffelt hat, geht kein Wildtier mehr hin.“