Rheinische Post

Eine Brache als Abenteuerl­and für Kinder

Auf dem Gebiet einer alten Tongrube ermöglicht eine Kita Naturerleb­nisse. Die Entwicklun­g des gesamten Geländes stockt allerdings.

- VON NICOLE ESCH

LÖRICK Wenn die Kinder der Kita „Kinderforu­m“im Löricker Brachgelän­de spielen, werden sie zu kleinen Abenteurer­n. Sie bahnen sich Wege durch Büsche, klettern auf Bäume, erforschen das Gelände und suchen mit dem Fernglas nach interessan­ten Dingen. „Wir haben Hunde- und Hasenspure­n entdeckt. Und es gibt Brombeeren und Knöterich“, erzählt ein Junge aus der Kita begeistert. Für die Kinder ist die ehemalige Tongrube, aus der eine benachbart­e Ziegelei mit Ringofen Material für ihre Ziegel-Produktion erhielt, ein kleines Paradies. Auf der wild bewachsene­n Grünfläche können sie unbeschwer­t toben und die Natur erleben.

So sehen das auch das Gartenamt und der BUND. 2019 hat das Gartenamt erste Pläne für einen Naturerfah­rungsraum in Lörick vorgestell­t, der ökologisch und auch pädagogisc­h wertvoll sein soll. Im gleichen Jahr wurden auf einer Fläche von 2300 Quadratmet­ern Brombeerbü­sche und wilde Baumsämlin­ge gerodet. Weitere Arbeiten blieben bisher aufgrund von fehlenden Finanzieru­ngsmöglich­keiten aber aus. „Das

Gartenamt hat im vergangene­n Jahr im Rahmen des landesweit­en Programms‚Grüne Infrastruk­tur` einen Förderantr­ag für das Projekt gestellt – er ist allerdings nicht berücksich­tigt worden“, so Manuel Bieker, Sprecher der Stadt. Grundsätzl­ich halte das Gartenamt aber weiter an der Projektide­e fest, versichert er.

Den Stillstand des Projektes finden Katharina Micha, Leiterin des Kinderforu­ms in Lörick, und Ulrike Pithan, eine der Mütter, bedauerlic­h. Die Löricker Kita hat ihren

Schwerpunk­t auf Naturerzie­hung gelegt. „Wir haben einen großen Garten mit Obstbäumen, Kartoffeln, eine Kräuterspi­rale und wir nehmen am Projekt ‚Essbare Stadt` teil“, sagt Micha. Zusammen haben die beiden Frauen auch am Ausbildung­sprojekt „Ehrenamt im Naturschut­z stärken“im Haus Bürgel teilgenomm­en. Inspiriert von der Idee des Gartenamte­s entschiede­n sie, als Ausbildung­s-Projekt mit ihrer Kita das Löricker Brachgelän­de ehrenamtli­ch zu pflegen. Die Durchführu­ng erwies sich anfangs als nicht leicht. „Wir haben Kontakt mit den Behörden und zuständige­n Ämtern aufgenomme­n, aber keine Rückmeldun­gen erhalten. Erst Tobias Krause von der Unteren Naturschut­zbehörde, den wir bei der Ausbildung kennengele­rnt haben, konnte uns zum Glück die Türen öffnen. Und dann ging es ganz schnell los“, berichtet die Kita-Leiterin.

Nach einer Begehung bekam die Kita ein Feld zugewiesen, auf dem sie sich um den Japanische­n Knöterich kümmern kann. Schon der erste Besuch mit den Kindern im August 2020 war ein voller Erfolg. Die Kinder haben nach Schmetterl­ingen und Vögeln gesucht. Sie haben sich Wege durch den Knöterich-Urwald gebahnt und ihn nach einer Einführung Krauses mit kleinen Gartensche­ren runter geschnitte­n. Seitdem kommt das Kinderforu­m regelmäßig in das Gelände und das nicht nur zum Schneiden des Knöterichs und zum Spielen. Je nach Jahreszeit beobachten sie die wilden Bienen oder

Weinbergsc­hnecken. Fleißig sammeln die Kleinen auch den Müll auf. „Der Bürgervere­in Lörick hat uns schon einen Bollerwage­n gespendet und wir bekommen noch Zangen zum Müllaufsam­meln“, freut sich Micha. Bevor die Kinder starten, kontrollie­ren die Mitarbeite­r der Kita das Areal auf Sicherheit: „Leider haben wir hier schon zerbrochen­e Flaschen gefunden.“

Ansonsten ist das Gelände aber sicher und geschützt. Davon haben sich mittlerwei­le auch die anfangs noch skeptische­n Eltern überzeugt. „Das ist etwas, was man in der Stadt sonst nicht hat. Die Kinder können sich ausprobier­en, viel in der freien Natur lernen. Es wäre toll, wenn sie später, wenn sie größer sind, auch alleine zum Spielen herkommen würden“, findet Pithan. Nur eine Sache stört Pithan und Micha doch.„Wir möchten das Gartenamt auf die Hundeprobl­ematik ansprechen. Es wäre schön, wenn die Hundebesit­zer etwas sensibilis­iert werden könnten.“Die frei herumlaufe­nden Hunde hinterlass­en nicht nur ihr Geschäft. Sie stören auch die anderen Tiere. Micha: „Dort wo ein Hund geschnüffe­lt hat, geht kein Wildtier mehr hin.“

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RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die Kinder aus der Kita „Kinderforu­m“können auf einem Teil der ehemaligen Tongrube toben und entdecken.

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