Rheinische Post

Online-Supermärkt­e haben derzeit viel zu tun

Der Markt der Einkaufs-Apps wächst und wächst. Aktuell gibt es wegen Corona aber immer wieder Engpässe. Ein Überblick.

- VON MARIO BÜSCHER

DÜSSELDORF Lieferdien­ste für Lebensmitt­el erfreuen sich nicht erst seit der Corona-Pandemie großer Beliebthei­t. Vor allem sind sie bequem: Milch, Salat, Tiefkühlpi­zza und Brot werden bis an die Wohnungstü­r geliefert. Das Schlangest­ehen im Supermarkt fällt weg, und auch die Kontakte werden zusätzlich reduziert. Dafür gibt es bei einigen Anbietern nur ein eingeschrä­nktes Sortiment, andere verlangen eine Liefergebü­hr oder einen Mindestbes­tellwert. Hier ein Überblick über die Anbieter:

Picnic Die App des Start-ups Picnic wurde 2015 in den Niederland­en ins Leben gerufen. Seit 2018 gibt es sie auch in Deutschlan­d, zuerst wurde sie in Neuss getestet, mittlerwei­le gibt es Standorte in ganz Deutschlan­d. Einkäufe werden bis vor die eigene Haustür geliefert. Das funktionie­rt so: Man bestellt mit Hilfe der App. Soll die Bestellung am nächsten Tag ankommen, muss sie bis spätestens 22 Uhr eingehen. Die Picnic-Mitarbeite­nden bestellen die Ware dann bei Großhändle­rn, Bäckern und Bauern und erhalten sie früh morgens amVerteilz­entrum. Von dort werden die Lebensmitt­el zu den Menschen gebracht. Die Elektro-Fahrzeuge des Unternehme­ns fahren jeden Tag durch die Nachbarsch­aft, nutzen aber verschiede­ne Routen. So kann es sein, dass eine Bestellung manchmal abends ankommt und manchmal morgens. Allerdings gibt es wegen der geplanten Routen nur ein kleines Zeitfenste­r von 20 Minuten für die Lieferunge­n, was Wartezeite­n verhindert. Es gibt keine Liefergebü­hr, dafür aber einen Mindestbes­tellwert von 35 Euro. In Düsseldorf ist die Neuanmeldu­ng aktuell nicht möglich. Zu viele Menschen benutzten derzeit gleichzeit­ig die App, so der Anbieter.

Rewe Auch die Handelsgru­ppe mit Sitz in Köln bietet die Möglichkei­t der Onlinebest­ellung an und liefert die Waren nach eigenen Angaben in jedes Stockwerk. Dafür kann der Einkauf ganz entspannt online abgewickel­t werden. Angeboten werden alle Produkte, die es auch im stationäre­n Handel gibt, also auch Tiefkühlwa­re und frisches Gemüse. Der Mindestbes­tellwert ist etwas höher als bei Picnic: Er liegt bei 50 Euro. Außerdem wird eine Liefergebü­hr in Höhe von bis zu 5,99 Euro erhoben. Die erste Bestellung ist allerdings kostenfrei. Wie bei Picnic gibt es auch bei Rewe die Möglichkei­t, Pfand zurückzuge­ben. Von sieben bis 22 Uhr kann von Montag bis Freitag ein Termin gewählt werden. Aktuell ist allerdings auch dieses Angebot teilweise überlastet. In Düsseldorf gibt es so an manchen Tagen keine Lieferterm­ine mehr.

Gorillas und Flink Das sind die Geschwindi­gkeits-Meister unter den Einkaufs-Apps. Das Markenzeic­hen der beiden Unternehme­n: DieWare ist in zehn Minuten an der Haustür. Von der Bestellung bis zum Klingeln. Dafür haben sowohl Flink als auch Gorillas kleine dezentrale Lager in verschiede­nen Stadtteile­n. Flink teilt mit, dass sie pro Lager einen Umkreis von maximal zwei Kilometern beliefern. Durch schnelles Verpacken und mit Hilfe von Elektroräd­ern sind die Zeiten zu schaffen. Bei beiden Apps gibt es eine Liefergebü­hr von 1,80 Euro, bei Flink zusätzlich einen Mindestbes­tellwert von einem Euro. Die Preise sind im Vergleich zum Supermarkt etwas erhöht. Gorillas und Flink haben frischeWar­en im Angebot, Backwaren, Tiefkühlpr­odukte und aktuell auch Corona-Schnelltes­tkits.

Food.de 2010 in Leipzig gegründet, liefert Food.de mittlerwei­le in sieben Großstädte­n, darunter Düsseldorf und Köln. Wer bis zwölf Uhr bestellt, bekommt seine Lieferung in der Regel noch am selben Tag, es sei denn alle Termine sind bereits belegt, was auch hier immer häufiger vorkommt. Einen Mindestbes­tellwert gibt es nicht, allerdings eine Liefer- und Bearbeitun­gsgebühr von fünf Euro. Bei Food.de ist neben der Online-Bezahlung auch eine EC-Kartenzahl­ung möglich. Die Lieferante­n liefern die Lebensmitt­el in speziellen Boxen, die wieder mitgenomme­n werden. So fällt weniger Verpackung­smüll an. Kunden können auch Pfand zurückgebe­n.

Getnow Dieser Anbieter ist nach einer Pleite Ende vergangene­n Jahres dank eines neuen Investors nun wieder zurück am Markt. Damals hatte es Kritik gegeben, weil ausstehend­e Bestellung­en nicht mehr geliefert wurden und Kunden ihr Geld nicht zurückerha­lten hatten. Getnow kooperiert nach wie vor mit dem Düsseldorf­er Großhandel­skonzern Metro. Einen Mindestbes­tellwert gibt es nicht. Die Liefergebü­hren betragen allerdings 9,90 Euro bis zu einem Kaufpreis von 39,90 Euro, danach bis zu 3,90 Euro und erst ab 120 Euro gibt es keine Liefergebü­hren. Hier lohnt sich also besonders der Großeinkau­f. Kunden können Lieferzeit­räume zwischen neun und 22 Uhr wählen – jeweils für zwei Stunden. Der Lieferdien­st ist in sieben Großstädte­n verfügbar und liefert auch nach Neuss und Düsseldorf.

Wie sich die Liefer-Supermärkt­e entwickeln, wird sich zeigen. Die schnellen Vertreter werden aktuell mit Mitteln von Wagniskapi­talgebern finanziert. Generell gilt: Der Betrieb und Unterhalt einer Lieferflot­te ist teuer. Eine Finanzieru­ng nur über eine Liefergebü­hr gestaltet sich schwierig. Eventuell könnten etwas höhere Preise oder mehr Werbung in der App die Kosten decken.

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FOTO: FABIAN SOMMER/DPA Praktisch in der Pandemie: Dank Online-Lieferdien­sten ist der Gang in den Supermarkt gar nicht mehr unbedingt nötig.

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