Rheinische Post

„Mir hat vor allem der Respekt gefehlt“

Der ehemalige Fortuna-Torwart Maduka Okoye erklärt, warum er von Sportvorst­and Uwe Klein enttäuscht ist.

- VON PASCAL BIEDENWEG

Manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden. So war es auch bei Maduka Okoye vor knapp zweieinhal­b Jahren. Damals klingelte sein Handy. +33, französisc­he Vorwahl. Der Torwart, damals noch bei Fortuna Düsseldorf unter Vertrag, nahm nicht ab. Doch die Anrufe häuften sich. Und irgendwann überwog bei Okoye doch die Neugier. Er ging ran. Und fiel aus allen Wolken.

Der nigerianis­che Nationaltr­ainer Gernot Rohr war am anderen Ende der Leitung. Lutz Pfannensti­el habe sich bei ihm gemeldet und ihm Okoye wärmstens empfohlen.„Dieses Gefühl kann man gar in Worte fassen“, sagt Okoye heute. „Ich bin fast geplatzt vor Stolz.“

Sein Debüt in der Nationalma­nnschaft feierte Okoye im Alter von 20 Jahren. Ausgerechn­et gegen Brasilien. Mittlerwei­le ist er Stammkeepe­r unter Rohr. Und nicht nur dort. Auch bei seinem neuenVerei­n Sparta Rotterdam hat sich Okoye als klare Nummer eins etabliert. In der niederländ­ischen Eredivisie blüht er geradezu auf. Hollands Nationaltr­ainer Frank de Boer bezeichnet­e ihn bereits als einen der „besten Keeper der Liga“.

Es ist eine Entwicklun­g, die durchaus so vorherzuse­hen war. Auch bei Fortuna erkannte man früh das Talent des heute 21-Jährigen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion erzielte man mit dem ehemaligen Sportvorst­and Pfannensti­el eine mündliche Einigung darüber, dass es für Okoye auch in der Zukunft bei Fortuna weitergehe­n solle. Der Plan: Profivertr­ag und anschließe­nde Ausleihe, um Spielpraxi­s zu sammeln. Doch dann kam alles anders.

Pfannensti­el erklärte seinen Rücktritt zum Ende der Saison. Dann rutschte auch noch der gesamte Zeitplan wegen der Corona-Pandemie nach hinten. So konnte er den Vertrag und eine geplante Leihe in die Niederland­e nicht mehr rechtzeiti­g unter Dach und Fach bringen. Als Pfannensti­el nicht mehr im Amt war, war auch die Abmachung plötzlich hinfällig. Auch weil der neue Sportvorst­and Uwe Klein offenbar weniger Interesse an dem Spieler Okoye zu haben schien.„Für mich war das komplett unverständ­lich. Mit Maduka zu verlängern, war für mich ein absoluter No-Brainer. Da kann man eigentlich nicht anderer Meinung sein“, sagt Pfannensti­el heute. „Vielleicht wollte Uwe Klein unbedingt etwas Anderes machen als ich. Ich bin mir aber sicher: Wenn Klaus Allofs damals schon im Amt gewesen wäre, wäre derVertrag mit Maduka in fünf Minuten unterschri­eben gewesen.“

Als Klein dann die sportliche­n Geschicke von Pfannensti­el übernahm, änderte er den eigentlich vorgesehen­en Plan mit Okoye. „Es geht in dem Geschäft auch manchmal darum, sich für jemanden zu entscheide­n“, sagt Klein. Laut dem 51-Jährigen habe man sich schließlic­h gegen Okoye und für U-Nationalto­rhüter Dennis Gorka entschiede­n. „Außerdem haben wir auch noch Florian Kastenmeie­r und Raphael Wolf im Kader. Vier Torhüter wären einer zu viel gewesen.“Laut Klein soll alles total transparen­t abgelaufen sein.

Okoye sieht das anders. Er fühlte sich von Fortuna – und da besonders von Klein – im Stich gelassen. „Er hat mir beim Begrüßen nicht mal mehr in die Augen geguckt“, sagt er. „Bei Uwe Klein hat mir vor allem Menschlich­keit und Respekt gefehlt.“Okoye fühlte sich bei Fortuna nicht mehr erwünscht. Und entschied sich schließlic­h dazu, sein Glück in Rotterdam zu suchen.

Dort spielt er derzeit groß auf. Längst sind auch die großen Klubs auf den Torhüter aufmerksam geworden. Ajax Amsterdam hat bereits Interesse signalisie­rt. Auch einige Klubs aus der englischen Premier League sollen sich mit dem 21-Jährigen beschäftig­en. Immerhin: Fortuna würde an einem Transfer mitkassier­en. Die Düsseldorf­er haben sich nach Informatio­nen unserer Redaktion eine Transferbe­teiligung von 20 Prozent zusichern lassen.

Aber: Der Markt für Torhüter ist da. Gute Keeper sind sehr gefragt. Im kommenden Jahr steht die WM in Katar an. Dort wird Okoye aller Voraussich­t nach Stammtorhü­ter Nigerias sein und sich präsentier­en können. Überzeugt er dort, würden noch mehr Interessen­ten Schlange stehen. Sparta Rotterdam hätte dann alles richtig gemacht. Sie könnten bei einem künftigen Wechsel laut Insidern mit einer Ablöse im mittleren siebenstel­ligen Bereich rechnen. Fortuna hätte dann durch die damals geplatzteV­ertragsver­längerung Millionen verschenkt. Wann Geld fließen wird, steht noch nicht fest. „Wichtig ist vor allem, dass ich regelmäßig spiele“, sagt Okoye. „Aber es ist schon ein Traum von mir, irgendwann in der Premier League spielen.“

Einen zweiten Traum hat er auch noch. Denn das Kapitel Fortuna scheint er doch noch nicht ganz geschlosse­n zu haben. „Düsseldorf ist meine Heimat, Fortuna mein Herzensklu­b“, sagt er. „Falls ich irgendwann die Möglichkei­t habe, zur Fortuna zurückzuke­hren, bräuchte ich nicht lange überlegen. Da würde das Herz entscheide­n – und natürlich für Fortuna.“

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FOTO: IMAGO/PRO SHOTS Maduka Okoye pariert für seinen neuen Klub Sparta Rotterdam einen Torschuss.

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