Rheinische Post

Als Mieterschu­tz Terrassent­ür zugemauert

Die Rheinwohnu­ngsbau hat an der Jakob-Kneip-Straße mit den Sanierungs­maßnahmen begonnen. Das sorgt für viel Lärm und Dreck.

- VON ANDREA RÖHRIG

GARATH Seit mehreren Jahrzehnte­n wohnt das Ehepaar in einer Wohnung der Rheinwohnu­ngsbau an der Jakob-Kneip-Straße in Garath. Es hat eine Terrasse und einen kleinen Garten nach hinten heraus. Normalerwe­ise. Doch seit ein paar Tagen blickt das Ehepaar von seinem Wohnzimmer aus auf eine zugemauert­e Terrassent­ür. Und ein

Großteil des Gärtchens ist zur Baustraße geworden.

Und dann dieser Baulärm, der die beiden Rentner derzeit von morgens früh bis zum späteren Nachmittag begleitet. Wer sie besucht, muss sich mit ihnen schreiend verständig­en, so laut ist der Bauarbeite­r mit dem großen Presslufth­ammer an der Terrasse zugange. Deren Estrich muss weg, ist aber in den 1960ern solide gebaut worden. Vor Ostern hat der Krach begonnen. Wenn alles gut ausgeht, ist dieser Baulärm bald vorbei und die Arbeiter ziehen ein Haus weiter.

Doch bis die beiden wieder ihre gewohnte Ruhe oder gar ihr Gärtchen für sich haben, das wird dauern. Die Rheinwohnu­ngsbau saniert in der Straße sieben Häuserkomp­lexe mit mehr als 130 Wohnungen. Die Gebäude stammen aus den 1960er-Jahren und wurden seitdem kaum modernisie­rt. Bis 2023 soll alles fertig sein. Bei 14 Gebäuden ist die Aufstockun­g um ein Stockwerk geplant, in diesen Häusern soll zusätzlich ein Aufzug eingebaut werden. Das Haus, in dem das ältere Paar wohnt, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, wird nur modernisie­rt und energetisc­h saniert.

Vor dem Start der Arbeiten habe die Rheinwohnu­ngsbau ihnen eine Ausweichwo­hnung angeboten, doch die sei kleiner als ihre jetzige gewesen, darum nahmen sie das Angebot nicht an. Inzwischen überlegen sie, ob das nicht besser gewesen wäre.

Nun bekam das Ehepaar einen Anruf von Rheinwohnu­ngsbau-Geschäftsf­ührer Thomas Hummelsbec­k, der sich nach einem Hinweis unserer Redaktion persönlich ein Bild machen wollte. Die Mieter nutzten die Gelegenhei­t und schütteten ihr Herz über die Beeinträch­tigungen aus. Auch ihnen gegenüber betonte Hummelsbec­k die Möglichkei­ten, die die Bewohner hätten, wenn ihnen der Lärm zu groß werde. „Tagsüber können ältere Betroffene sich nach Absprache mit uns in der Tagespfleg­e im Otto-Ohl-Haus aufhalten; zudem gibt es für solche Fälle eine von uns hergericht­ete Zweizimmer­wohnung, in der man sich bei Bedarf übergangsw­eise aufhalten kann.“

Hummelsbec­k geht davon aus, dass die Arbeiten an den Balkonen der Häuserzeil­e, die so viel Krach machen, in acht Wochen beendet sind. Dann geht es nahtlos weiter mit dem Anbringen der Dämmmateri­alien. Die Sanierung wird nach Angabe des Geschäftsf­ührers schneller gehen als die von dem Ehepaar befürchtet­en zwölf Monate. „Ich weiß, dass wir unseren Mietern ganz viel zumuten. Das ist wie eine Operation am offenen Herzen, doch wir können die Häuser nicht in ihrem jetzigen Zustand belassen. Es gibt keine Alternativ­e zu den Maßnahmen.“Jeder Mieter könne sich mit seinen Fragen und Nöten an den Projektbet­reuer wenden, so Hummelsbec­k. Finanziell kommt die Rheinwohnu­ngsbau den Mietern automatisc­h entgegen, darum muss sich niemand kümmern.

Aber warum wurde die Terrassent­ür des Ehepaares zugemauert? Hummelsbec­k: „Die Bezirksreg­ierung macht bei der Einrichtun­g von Baustellen immens hohe Sicherheit­sauflagen. Wir müssen dafür sorgen, dass sich kein Mieter verletzen kann. Wenn das passieren würde, kämen wir ins Teufels Küche.“

 ?? RP-FOTO: ANNE ORTHEN ?? Um die Baustelle abzusicher­n, hat die Rheinwohnu­ngsbau in den ersten Häusern an der Jakob-Kneip-Straße die Terrassent­üren zugemauert. Die Gärten an der Häuserzeil­e mussten zum Teil einer Baustraße weichen.
RP-FOTO: ANNE ORTHEN Um die Baustelle abzusicher­n, hat die Rheinwohnu­ngsbau in den ersten Häusern an der Jakob-Kneip-Straße die Terrassent­üren zugemauert. Die Gärten an der Häuserzeil­e mussten zum Teil einer Baustraße weichen.

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