Als Mieterschutz Terrassentür zugemauert
Die Rheinwohnungsbau hat an der Jakob-Kneip-Straße mit den Sanierungsmaßnahmen begonnen. Das sorgt für viel Lärm und Dreck.
GARATH Seit mehreren Jahrzehnten wohnt das Ehepaar in einer Wohnung der Rheinwohnungsbau an der Jakob-Kneip-Straße in Garath. Es hat eine Terrasse und einen kleinen Garten nach hinten heraus. Normalerweise. Doch seit ein paar Tagen blickt das Ehepaar von seinem Wohnzimmer aus auf eine zugemauerte Terrassentür. Und ein
Großteil des Gärtchens ist zur Baustraße geworden.
Und dann dieser Baulärm, der die beiden Rentner derzeit von morgens früh bis zum späteren Nachmittag begleitet. Wer sie besucht, muss sich mit ihnen schreiend verständigen, so laut ist der Bauarbeiter mit dem großen Presslufthammer an der Terrasse zugange. Deren Estrich muss weg, ist aber in den 1960ern solide gebaut worden. Vor Ostern hat der Krach begonnen. Wenn alles gut ausgeht, ist dieser Baulärm bald vorbei und die Arbeiter ziehen ein Haus weiter.
Doch bis die beiden wieder ihre gewohnte Ruhe oder gar ihr Gärtchen für sich haben, das wird dauern. Die Rheinwohnungsbau saniert in der Straße sieben Häuserkomplexe mit mehr als 130 Wohnungen. Die Gebäude stammen aus den 1960er-Jahren und wurden seitdem kaum modernisiert. Bis 2023 soll alles fertig sein. Bei 14 Gebäuden ist die Aufstockung um ein Stockwerk geplant, in diesen Häusern soll zusätzlich ein Aufzug eingebaut werden. Das Haus, in dem das ältere Paar wohnt, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, wird nur modernisiert und energetisch saniert.
Vor dem Start der Arbeiten habe die Rheinwohnungsbau ihnen eine Ausweichwohnung angeboten, doch die sei kleiner als ihre jetzige gewesen, darum nahmen sie das Angebot nicht an. Inzwischen überlegen sie, ob das nicht besser gewesen wäre.
Nun bekam das Ehepaar einen Anruf von Rheinwohnungsbau-Geschäftsführer Thomas Hummelsbeck, der sich nach einem Hinweis unserer Redaktion persönlich ein Bild machen wollte. Die Mieter nutzten die Gelegenheit und schütteten ihr Herz über die Beeinträchtigungen aus. Auch ihnen gegenüber betonte Hummelsbeck die Möglichkeiten, die die Bewohner hätten, wenn ihnen der Lärm zu groß werde. „Tagsüber können ältere Betroffene sich nach Absprache mit uns in der Tagespflege im Otto-Ohl-Haus aufhalten; zudem gibt es für solche Fälle eine von uns hergerichtete Zweizimmerwohnung, in der man sich bei Bedarf übergangsweise aufhalten kann.“
Hummelsbeck geht davon aus, dass die Arbeiten an den Balkonen der Häuserzeile, die so viel Krach machen, in acht Wochen beendet sind. Dann geht es nahtlos weiter mit dem Anbringen der Dämmmaterialien. Die Sanierung wird nach Angabe des Geschäftsführers schneller gehen als die von dem Ehepaar befürchteten zwölf Monate. „Ich weiß, dass wir unseren Mietern ganz viel zumuten. Das ist wie eine Operation am offenen Herzen, doch wir können die Häuser nicht in ihrem jetzigen Zustand belassen. Es gibt keine Alternative zu den Maßnahmen.“Jeder Mieter könne sich mit seinen Fragen und Nöten an den Projektbetreuer wenden, so Hummelsbeck. Finanziell kommt die Rheinwohnungsbau den Mietern automatisch entgegen, darum muss sich niemand kümmern.
Aber warum wurde die Terrassentür des Ehepaares zugemauert? Hummelsbeck: „Die Bezirksregierung macht bei der Einrichtung von Baustellen immens hohe Sicherheitsauflagen. Wir müssen dafür sorgen, dass sich kein Mieter verletzen kann. Wenn das passieren würde, kämen wir ins Teufels Küche.“