Rheinische Post

Der Wirtschaft fehlen die Azubis

Kaum Praktika, weniger Stellen: Immer weniger junge Leute kommen in Ausbildung.

- VON EIRIK SEDLMAIR

Drei große Wirtschaft­sverbände in Nordrhein-Westfalen fordern in einem Offenen Brief an die Schulleite­r in NRW, dass sich die Schulen stärker in der Berufsorie­ntierung engagieren sollen. „Die Wirtschaft sieht mit großer Sorge, dass im letzten Jahr deutlich weniger Ausbildung­sverhältni­sse abgeschlos­sen worden sind als in den Jahren zuvor“, schreiben die Westdeutsc­he Handwerksk­ammer, die Industrieu­nd Handelskam­mer und der Verband Freier Berufe in dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt. Ein weiterer Rückgang müsse unbedingt verhindert werden, heißt es .

Im Ausbildung­sjahr 2019/20 bewarben sich laut einer Statistik der Bundesagen­tur für Arbeit noch gut 89.800 Berufsanfä­nger in Nordrhein-Westfalen auf eine Ausbildung­sstelle. 2020/21 waren es nur 81.500 – ein Rückgang von 9,3 Prozent. Auch die Zahl der Ausbildung­sstellen ist im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gesunken. Die Berufsorie­ntierung sei genauso wichtig, wie die Vermittlun­g von Wissen, schreiben die Wirtschaft­sverbände. Corona dürfe keineswegs verhindern, dass die Berufsorie­ntierung in den Schulen ermöglicht werden.

„Die Schulen müssen sich in Corona-Zeiten auf das Notwendige konzentrie­ren: Dass weiterhin Unterricht angeboten werden kann“, sagte Harald Willert, Vorsitzend­er der Schulleitu­ngsvereini­gung Nordrhein-Westfalen. Er verstehe, dass die Wirtschaft­sverbände hier einen

Handlungsb­edarf sehen. Aber Willert hält die Handlungsm­öglichkeit­en für eingeschrä­nkt. „Die Frage ist dann: Was ist in der Praxis möglich? Wir mussten alles außer dem Unterricht ausfallen lassen. Die Klassenfah­rten, die Ausflüge. Das ist unter den gegebenen Umständen auch richtig so.“

Die Wirtschaft­sverbände appelliere­n in dem Brief an die Betriebe: „Unsere Mitgliedsb­etriebe motivieren wir auch mit diesem Brief noch einmal, ein- und mehrwöchig­e Praktika offensiv anzubieten, um den eigenen Fachkräfte-Nachwuchs für die guten Jahre nach Corona zu gewinnen.“

Den Schulen bieten die Verbände ihre Zusammenar­beit an: „Wirtschaft und Schule brauchen sich, gerade jetzt“, schreiben sie.

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