Der Wirtschaft fehlen die Azubis
Kaum Praktika, weniger Stellen: Immer weniger junge Leute kommen in Ausbildung.
Drei große Wirtschaftsverbände in Nordrhein-Westfalen fordern in einem Offenen Brief an die Schulleiter in NRW, dass sich die Schulen stärker in der Berufsorientierung engagieren sollen. „Die Wirtschaft sieht mit großer Sorge, dass im letzten Jahr deutlich weniger Ausbildungsverhältnisse abgeschlossen worden sind als in den Jahren zuvor“, schreiben die Westdeutsche Handwerkskammer, die Industrieund Handelskammer und der Verband Freier Berufe in dem Brief, der unserer Redaktion vorliegt. Ein weiterer Rückgang müsse unbedingt verhindert werden, heißt es .
Im Ausbildungsjahr 2019/20 bewarben sich laut einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit noch gut 89.800 Berufsanfänger in Nordrhein-Westfalen auf eine Ausbildungsstelle. 2020/21 waren es nur 81.500 – ein Rückgang von 9,3 Prozent. Auch die Zahl der Ausbildungsstellen ist im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent gesunken. Die Berufsorientierung sei genauso wichtig, wie die Vermittlung von Wissen, schreiben die Wirtschaftsverbände. Corona dürfe keineswegs verhindern, dass die Berufsorientierung in den Schulen ermöglicht werden.
„Die Schulen müssen sich in Corona-Zeiten auf das Notwendige konzentrieren: Dass weiterhin Unterricht angeboten werden kann“, sagte Harald Willert, Vorsitzender der Schulleitungsvereinigung Nordrhein-Westfalen. Er verstehe, dass die Wirtschaftsverbände hier einen
Handlungsbedarf sehen. Aber Willert hält die Handlungsmöglichkeiten für eingeschränkt. „Die Frage ist dann: Was ist in der Praxis möglich? Wir mussten alles außer dem Unterricht ausfallen lassen. Die Klassenfahrten, die Ausflüge. Das ist unter den gegebenen Umständen auch richtig so.“
Die Wirtschaftsverbände appellieren in dem Brief an die Betriebe: „Unsere Mitgliedsbetriebe motivieren wir auch mit diesem Brief noch einmal, ein- und mehrwöchige Praktika offensiv anzubieten, um den eigenen Fachkräfte-Nachwuchs für die guten Jahre nach Corona zu gewinnen.“
Den Schulen bieten die Verbände ihre Zusammenarbeit an: „Wirtschaft und Schule brauchen sich, gerade jetzt“, schreiben sie.