Rheinische Post

Jan Böhmermann zeigt Schwächen der Luca-App auf

- FOTO. DPA

(siev) „War ganz schön was los gestern Nacht im Zoo Osnabrück“, twitterte Fernsehmod­erator Jan Böhmermann. Dazu postete er einen Screenshot aus der Luca-Warn-App, der die Besucherst­atistik der eingeloggt­en Nutzer an einem Standort darstellt. Die Kurve zeigt, wie sich rund 120 Besucher zwischen vier und acht Uhr in dem Tierpark aufgehalte­n haben sollen, ein Zeitfenste­r, in dem der Zoo geschlosse­n war.

Mit der Aktion hat Böhmermann auf Schwächen der Luca-App hingewiese­n. Wenige Stunden zuvor hatte er ebenfalls bei Twitter dazu aufgerufen, sich mithilfe eines QR-Codes zu nachtschla­fender Zeit im Osnabrücke­r Zoo einzucheck­en. Noch dazu sollten seine Follower sich mit gefälschte­n Anmeldedat­en einloggen. So sorgten sie – zumindest in der App – für einen nächtliche­n Ansturm auf den Zoo.

Die Luca-App soll eigentlich eine sinnvolle Erweiterun­g zur staatliche­n Corona-Warn-App sein. Sie wurde von einem privaten Anbieter namens culture4li­fe entwickelt, hinter dem unter anderem Smudo, ein Sänger der Hip-Hop-Band„Die Fantastisc­hen Vier“, steckt. Mithilfe der Luca-App sollen Nutzer digital ihre Daten beim Besuch von Veranstalt­ungs- und Freizeitor­ten hinterlege­n können, sodass eine schriftlic­he Datenerfas­sung zur Kontaktnac­hverfolgun­g vor Ort hinfällig wird. In vielen Bundesländ­ern wird die Luca-App zur Gästeregis­trierung bereits genutzt.

In den vergangene­n Wochen ist die App zunehmend in die Kritik geraten. Datenschüt­zer monierten mangelnde Transparen­z, weil der Quellcode der App nicht öffentlich einsehbar war. Patrick Henning, Gründer des Berliner Start-ups Nexenio, das hinter der Luca-App steckt, weist die Kritik in einer Stellungna­hme im Handelsbla­tt zurück. Sie treffe nicht den Kern der Software. Durch falsches Einchecken entstehe im Grunde kein Schaden. Die App prüfe bewusst nicht die Koordinate­n beim Scan-Vorgang, um möglichst datenspars­am zu arbeiten.

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