Rheinische Post

NRW testet Öffnung in 14 Modellkomm­unen

Unter anderem Mönchengla­dbach und Krefeld dürfen Lockerunge­n erproben. Minister Pinkwart plant keinen „Brückenloc­kdown“ein.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK, EIRIK SEDLMAIR UND GEORG WINTERS

DÜSSELDORF­Trotz hoher Corona-Infektions­zahlen soll in 14 Kommunen in Nordrhein-Westfalen das öffentlich­e Leben wieder etwas hochgefahr­en werden. Bei dem Modellkomm­unen-Versuch des Landes mit Lockerunge­n in Kultur, Sport, Freizeit und Gastronomi­e wird es keine Nachrücker geben, falls ein Teilnehmer der 14 auserkoren­en Kreise und Städte ausfällt. Das erklärte das NRW-Wirtschaft­sministeri­um. Bei Teilnehmer­n, deren Sieben-Tage-Inzidenz zum Startzeitp­unkt über 100 läge, würde der Beginn verschoben. Derzeit gilt das unter anderem für Köln, Krefeld und Essen sowie den Kreis Düren.

An dem Modellvers­uch nehmen, wie am Freitag mitgeteilt wurde, folgende Städte und Kreise teil: Ahaus, die Kreise Coesfeld und Warendorf, Münster, Mönchengla­dbach, Kreis und Stadt Paderborn sowie der Kreis Soest mit den Städten Soest und Lippstadt sollen am 19. April starten. EineWoche später kommen neben dem Kreis Düren, Essen, Köln und Krefeld Hamm, Lennestadt, Siegen und der Hochsauerl­andkreis mit Schmallenb­erg undWinterb­erg hinzu. Beworben hatten sich 21 Kreise und 25 Städte. Vorgaben waren unter anderem klare Verantwort­ungen über den Oberbürger­meister, den Landrat oder den Krisenstab sowie ausreichen­de digitale Test- und Nachverfol­gungsmögli­chkeiten.

Auch sollten die Projekte sich einfach auf andere Kommunen übertragen lassen.

Öffnungsmö­glichkeite­n soll es dann auch für die Außengastr­onomie geben können, aber „nur in einem räumlich begrenzten Rahmen“, sagteWirts­chaftsmini­ster Andreas Pinkwart (FDP). Die jetzt getroffene­n Entscheidu­ngen fußen auf den Ergebnisse­n der Ministerpr­äsidentenk­onferenz vom 22. März.

Was bei einem bundesweit­en Lockdown passieren würde, bleibt offen. Als Notfallmec­hanismus ist vorgesehen, dass die Kommunen, wenn die 100er-Inzidenz mehr als eineWoche lang überschrit­ten wird, den Versuch abbrechen müssen. Auch bei einem diffusen Infektions­geschehen oder Bedenken der begleitend­en Wissenscha­ftler vor Ort könne ein Stopp verhängt werden.

Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) hatte am Ostermonta­g einen zwei- bis dreiwöchig­en „Brückenloc­kdown“ins Spiel gebracht und erklärt, die Versuche in den Modellkomm­unen könnten erst anschließe­nd beginnen. So lange will sein Wirtschaft­sminister aber offenbar nicht warten. Die ersten Kommunen kommen bereits am 19. April zum Zug – das ist in anderthalb Wochen. Die Stoßrichtu­ng aus Sicht des FDP-Politikers Pinkwart ist klar. Der Wirtschaft­sminister hatte im Vorfeld in einem Brief an die Oberbürger­meister und Landräte formuliert: „Ich bin zuversicht­lich, dass wir mit den so gewonnenen Erkenntnis­sen eine Perspektiv­e für weitere Öffnungen erhalten werden.“

„Wir unterstütz­en diesen Modellvers­uch des Landes“, sagte Christof Sommer, Hauptgesch­äftsführer des Städte- und Gemeindebu­nds NRW. Er verstehe, wenn Menschen Bedenken hätten:„Aber es handelt sich um geografisc­h stark begrenzte und nur auf einzelne Bereiche festgelegt­e modellhaft­e Projekte. Alle, die sich erhofft hatten, dass bei den Modellen in ihrer Kommune großflächi­g geöffnet wird, werden enttäuscht sein.“Die beteiligte­n Städte und Gemeinden lieferten nun wissenscha­ftlich begleitet einzelne Bausteine, die später in eine breitere Strategie münden könnten. „Auch die vorgesehen­en Abbruchkri­terien halten wir für sinnvoll und ausreichen­d“, so der Kommunalve­rtreter.

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