Rheinische Post

Jede Öffnung schafft ein neues Risiko

- VON GEORG WINTERS

Man mag es wenden, wie man will: Zusätzlich­e Öffnungen in Kultur, Sport und Freizeit passen derzeit schwer ins Bild. Nicht weil Testen nichts brächte, auch nicht weil Handel oder Gastronomi­e die größten Risikoherd­e wären – im Gegenteil. Nein, sie passen nicht, weil jede Öffnung überhaupt ein zusätzlich­es Risiko birgt. In einer Zeit, in der viele Appelle von Virologen und Hilfeschre­ie von Intensivme­dizinern ungehört zu verhallen scheinen in Ländern, die man im Wettstreit um das beste Öffnungsko­nzept wähnt.

Modellvers­uche können, ja müssen sein, wenn wir wissen wollen, wie sich das Virus und seine Mutationen bei veränderte­n Lebensgewo­hnheiten verhalten. Aber erst wenn die Zahlen gesunken sind, und zwar dahin, wo sie einst zu Recht als vertretbar für Öffnungen interpreti­ert wurden. Wenn Testen, Impfen und Kontaktnac­hverfolgun­g besser funktionie­ren als jetzt und deutlich sichtbare Erfolge zeigen. Dazu braucht es nicht einmal einen bundesweit­en Lockdown. Dazu würde schon reichen, dass wir uns an Regeln erinnern, die nach Beschlüsse­n vom Februar/März gelten sollten, ohne diese Regeln umzuinterp­retieren.

Vor dem Hintergrun­d der aktuellen Zahlen ist es auch nur schwer nachvollzi­ehbar, warum Nordrhein-Westfalen mit 14 statt der zunächst geplanten sechs bis acht Teilnehmer starten will. War der politische Druck aus den Kommunen und Kreisen so groß? Im Moment regiert das Prinzip Hoffnung, da mindestens die Hälfte der acht Kreise und Städte, die am 26. April starten sollen, noch deutlich zu hohe Inzidenzza­hlen aufweist. Dass so viele gute Bewerbunge­n vorgelegen haben, wie Minister Pinkwart gesagt hat, kann allein kaum ein Grund für die Aufstockun­g sein. Daher der Appell: Modellvers­uch ja, aber mit deutlich weniger Kommunen. Und frühestens im Mai.

BERICHT NRW TESTET ÖFFNUNG IN 14 KOMMUNEN, TITELSEITE

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