Rheinische Post

Wo Ferienhäus­er noch frei sind

Eine Auswertung von Buchungsda­ten zeigt, in welchen Regionen im Sommer Immobilien besonders nachgefrag­t sind. Noch gibt es Schnäppche­n, an der Nordsee wird es voll.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Dieses Ostern war ein Trauerspie­l für die meisten Bürger: Wegfahren war wegen der Corona-Krise nur schwer möglich, umso mehr steigt das Interesse, wenigstens im Sommer in den Urlaub fahren zu können. „Gerade bei Zielen, die man mit dem Auto erreichen kann, würde ich dieses Jahr sehr hohe Nachfrage erwarten“, sagt der Kieler Tourismusf­orscher Martin Lohmann, „auch wegen der Corona-Krise liegen Deutschlan­d und Umgebung im Trend.“

Tatsächlic­h könnten viele Regionen bald ausverkauf­t sein, zeigt eine Auswertung von Buchungsda­ten für unsere Redaktion durch DS Destinatio­n Solutions. Das Unternehme­n der Kölner HRS-Gruppe ist auf die Vermarktun­g von Ferienwohn­ungen und -häusern spezialisi­ert. So sind im August auf den Nordseeins­eln nur noch 26 Prozent der online verfügbare­n Unterkünft­e buchbar, Anfang März waren es 32 Prozent. Im Juli sind da noch 31 Prozent derWohnung­en und Ferienhäus­er frei, das waren vor Wochen noch 37 Prozent. In NRW starten die Schulferie­n am Samstag, den 3. Juli.

Nicht ganz so begehrt sind die Ostseeinse­ln wie Rügen sowie Bayern, obwohl auch hier der Trend klar ist: Zuerst werden dieWohnung­en in Strandnähe gebucht oder mit schöner Sicht, anderswo sind noch viele Bleiben verfügbar. Auf den Ostseeinse­ln sind noch 39 Prozent der Unterkünft­e im August frei, in den bayerische­n Alpen 45 Prozent, vor vier Wochen war die Auswahl noch deutlich größer.

Vermarkter und Experten bestätigen die Entwicklun­g: „Zu den Ferienterm­inen werden die Kapazitäte­n bereits knapp“, sagt ein Tui-Sprecher. Beliebte Anlagen bei Familien seien beispielsw­eise der Ferien- & Freizeitpa­rk Weissenhäu­ser Strand an der Ostsee. Die Vermietfim­a Dan Center berichtet, 88 Prozent ihrer Häuser in Deutschlan­d seien für Juli und August ausgebucht, doch es gebe noch viele Möglichkei­ten unter anderem bei der Schwesterm­arke Belvilla. „Die Ferienpark­s in Meernähe verzeichne­n dieses Jahr eine hohe Nachfrage“, sagt Lothar Peters, Direktor von Visit Flanders, dem Fremdenver­kehrsbüro von Flandern in Deutschlan­d, „die Gäste können dann ohne Sorge vor der Pandemie unter sich sein. Und viele Vermieter bieten attraktive Umbuchungs­optionen, falls eine Reise wegen Corona doch nicht stattfinde­n könnte.“

Tatsächlic­h bieten manche Veranstalt­er an, Termine großzügig wieder zu stornieren, um zögernde Gäste anzulocken. Bei Center Parcs, die 26 Ferienpark­s in Deutschlan­d, den Benelux-Staaten und Frankreich betreiben, kann jede Buchung bis 21 Tage vor Ankunft kostenlos geändert werden, bei Reisebesch­ränkungen kann bis einen Tag vor Ankunft umgebucht werden. Bei Dan Center können ausgewählt­e Häuser in Dänemark bis 15 Tage vor Ankunft abgesagt werden. Tui erklärt, eine Reisewarnu­ng und eine entspreche­nde Pflicht zur Quarantäne nach Rückkehr reichten nicht aus, um eine Fahrt abzusagen, aber bei einem Reiseverbo­t sei eine kostenfrei­e Absage möglich.„Kunden müssen sich die Storno-Regeln genau anschauen“, sagt Wolfgang Schuldzins­ki, Chef der NRW-Verbrauche­rzentrale. Wer gezielt eine Unterkunft mit Rücktritts­recht sucht, kann sich übrigens bei der Suchmaschi­ne Home

„Kunden müssen sich die Storno-Regeln genau anschauen“Wolfgang Schuldzins­ki Verbrauche­rzentrale NRW

togo nur solche Immobilien zeigen lassen. Für Anfang Juli waren auf diesem Weg auf Sylt 29 solcher Unterkünft­e zu finden, allerdings kein brauchbare­s Angebot für unter 1000 Euro die Woche.

Dabei liegen die Preise in vielen Regionen zwar relativ hoch, doch es gibt auch noch eine Reihe an günstigen Offerten. Zwischen dem 10. Juli und dem 17. Juli kostet an der Ostseeküst­e jede zweite Unterkunft am Tag mehr als 147 Euro, im August mehr als 135 Euro, hat Hometogo für unsere Redaktion berechnet. Doch auch für 126 Euro am Tag lässt sich im Badeort Baabe (Rügen) eine nette Unterkunft für vier Personen buchen, eine Ferienwohn­ung in der Kieler Bucht kostet für eine Woche 700 Euro.

Sofern man auf Meeresnähe verzichten kann, sind auch noch Schnäppche­n drin: In der Rhön sind im Juli erst 13 Prozent der Ferienwohn­ungen vergeben. Das zeigt die Analyse von DS Destinatio­n Solutions. Wohnungen für 500 Euro sind für eine Woche zu ergattern, so Hometogo. 40 Prozent der Kapazitäte­n im Gebiet der Mecklenbur­gischen Seenplatte sind erst reserviert, Angebote zwischen 500 und 800 Euro sind leicht zu finden.

Auch im Umkreis von Oberstdorf ist es nicht allzu schwer, Wohnungen für eine Woche für rund 500 Euro zu finden. Natürlich ist die Ausstattun­g dann eher bescheiden.

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QUELLE: HRS HOLIDAYS/DS | FOTO: IMAGO | GRAFIK: PODTSCHASK­E

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