Rheinische Post

Koalitions­streit über Testpflich­t

Die SPD ist dafür, der CDU-Wirtschaft­sminister dagegen. Hilfen werden verlängert.

- VON BIRGIT MARSCHALL

Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) ist gegen eine gesetzlich­e Testpflich­t in Unternehme­n, Vizekanzle­r Olaf Scholz und Arbeitsmin­ister Hubertus Heil (beide SPD) sind dafür. Die Lösung des Koalitions­streits wird für Anfang der Woche erwartet: Dann sollen Änderungen am Infektions­schutzgese­tz feststehen, die das Kabinett bereits am Dienstag verabschie­den soll. Nach dem Willen der SPD soll das Gesetz auch die Testpflich­t enthalten. Altmaier dagegen setzt weiter auf die freiwillig­e Selbstverp­flichtung der Wirtschaft, möglichst viele Mitarbeite­r zu testen. Das Wirtschaft­s- und das Arbeitsmin­isterium hatten zuvor repräsenta­tive Befragunge­n von Unternehme­n und Beschäftig­ten vorgelegt. Der Umfrage des Wirtschaft­sministeri­ums zufolge bieten bereits 69 Prozent der Unternehme­n ihren anwesenden Mitarbeite­rn Corona-Schnelltes­ts an. In der Beschäftig­ten-Umfrage des Arbeitsmin­isteriums gaben 61 Prozent an, von ihrem Arbeitgebe­r Tests zu erhalten. Für die SPD ist das nicht ausreichen­d. Altmaier äußerte sich dagegen zuversicht­lich, dass die Firmen die Testquote freiwillig noch weiter steigern würden. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte das Ziel von 90 Prozent vorgegeben.

Altmaier will zudem die Überbrücku­ngshilfe III für krisengepl­agte Firmen bis zum Jahresende verlängern. Es gebe dazu Gespräche in der Regierung. Die Zuschüsse zu den laufenden Fixkosten von Unternehme­n, die vom Lockdown betroffen sind, ist bisher bis Mitte des Jahres befristet. Scholz zeigte sich offen für die Verlängeru­ng. „Alle wissen, dass wir die Überbrücku­ngshilfen auch noch so lange gewähren müssen, wie sie notwendig sind“, so Scholz.

Altmaier erklärte, es werde auch nach dem Lockdown Monate dauern, bis sich das wirtschaft­liche Leben normalisie­rt habe. Der Wirtschaft­sminister sprach sich zudem für härtere Maßnahmen aus, um die dritte Corona-Welle zu brechen. Die Schließung von Industrieu­nternehmen sei aber nicht nötig.

Der CDU-Wirtschaft­srat forderte ein Belastungs­moratorium für die Wirtschaft. „Ein erster Schritt in die richtige Richtung wäre, das sogenannte Betriebsrä­testärkung­sgesetz im Bundestag zu stoppen, damit Handlung und Haftung in einer Hand bleiben“, heißt es in einem Positionsp­apier. Das Gesetz sieht zusätzlich­e Mitbestimm­ungsrechte für Betriebsrä­te und einen Kündigungs­schutz für Mitarbeite­r vor, die einen Betriebsra­t gründen.

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FOTO: DPA Peter Altmaier erhält seine erste Corona-Schutzimpf­ung.

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