Passende Bäume für kleine Gärten
Mächtige Stämme und ausladende Kronen brauchen viel Platz. Warum dennoch niemand auf einen „Baum zum Haus“verzichten muss, erklären wir zum Start unserer Gartenserie.
Wer, wenn nicht die Deutsche Dendrologische Gesellschaft (DDG), weiß, warum man einen Baum in seinen Garten pflanzt. Die Vereinigung für Baumkunde versammelt unter ihrem Dach Experten und Fachwissen rund um das Thema Bäume und Gehölze und macht es der Öffentlichkeit zugänglich. Unter anderem ist sie auch beteiligt an der Wahl für den „Baum des Jahres“.
Wer ein Haus baut, pflanzt auch gerne einen Baum. Solch ein„Hausbaum“hat eine lange Tradition, wie Herbert Franz Gruber, Fachreferent der DDG und Fachjournalist für Umwelt und Wissenschaft, erläutert. „Schon von den Germanen weiß man, dass sie einen Baum nahe bei ihrem Haus pflanzten, vor allem als Blitzableiter.“In alten Zeiten war das vorzugsweise eine Eiche, die natürlich für kleine Gärten heutzutage nicht ganz die passende Auswahl ist. Aber geblieben ist die Tradition, einen Solitärbaum zu pflanzen – als Blickfang, der einem Garten Struktur und auch Sichtschutz geben kann.
Ein Klassiker, der in kleine Gärten oder Vorgärten passt, ist die Magnolie, die im Frühjahr mit ihrer rosa-weißen Blütenpracht erfreut. Es gibt zahlreiche Sorten, von denen einige auch kleinwüchsig bleiben, manche sind sogar immergrün.
Mit rosa Blüten und rötlich gefärbten Blättern, die zum Herbst hin nachdunkeln, steht die Blutpflaume der Magnolie in Attraktivität nicht nach. Der schlanke Stamm und die üppige Krone bilden einen tollen Blickfang. Im Sommer reifen sogar einige kirschgroße, süß-aromatisch schmeckende Früchte heran, die man zu Marmelade oder Kompott verarbeiten kann. Tipp: Beim Kauf nach entsprechend veredelten Sorten ohne Wurzelausläufer fragen, damit nicht im Garten an unerwünschter Stelle neue Bäumchen wachsen.
Nadelbäume dagegen sind als Solitär etwas aus der Mode gekommen, berichtet Herbert Franz Gruber.Wer sich dennoch dafür interessiert: Eine Korea-Tanne wächst sehr langsam und schön kegelförmig. Sie setzt bereits als junger Baum Zapfen an, sodass sie schon früh ein schöner Blickfang ist.
Auch der „Baum des Jahres 2021“ist in unterschiedlichen Sortenausprägungen etwas für kleine Gärten: Die Stechpalme, besser auch als Ilex bekannt. Mit immergrünen Blättern, kleinen weißen Blüten und später roten Beeren ist das heimische Gehölz, das es auch als Hochstamm gibt, nicht nur Gartenschmuck, sondern bietet auch Bienen und Vögeln eine Futterquelle.
Um die Optik eines kleinen Baumes zu erzeugen und nicht die mitunter üppigen Ausmaße eines Strauches zu haben, werden viele Großsträucher von unten her aufgeastet. Das heißt, die unteren Äste werden entfernt und die Sorten entsprechend mehrstämmig weitergezüchtet. So kann man darunter ins Beet noch passende Stauden oder Bodendecker setzen und eine schöne Optik im Garten erzeugen. Eine Zierde ist in diesem Bereich zum Beispiel der Flieder, der gut in Form zu halten ist und mit duftenden Blüten überzeugt.
Im zeitigen Frühjahr sind Bienen besonders dankbar für die gelben Blüten der Kornelkirsche, ebenfalls ein Großstrauch, der aber auch als Hochstamm angeboten wird. Er macht sich gut als bis zu vier Meter hoher Solitär mit breiter Krone, der sehr schnittverträglich ist. Im Sommer kann man die säuerlichen Steinfrüchte des Hartriegelgewächses ernten. Am besten schmecken sie zu Marmelade verarbeitet.
Mit schirmartiger Krone kommt die Felsenbirne in der Version als Hochstamm ebenfalls für kleine Gärten infrage. Sie überzeugt im Frühjahr mit weißen Blüten und im Herbst mit bunter Laubfärbung und Fruchtansatz.
Wer gerne sein eigenes Obst ernten möchte, kann das auch in einem kleinen Garten verwirklichen. Spalierzüchtungen, Säulenobst oder Zwergbäume verschiedenster Obstsorten sind in Baumschulen und Gärtnereien erhältlich. Wichtig ist, bei der Auswahl darauf zu achten, ob eventuell noch ein Partnerbaum zur Befruchtung benötigt wird.Vom schlanken Wuchs her kommt zum Beispiel ein Birnbaum infrage.
Pflegeleicht ist die genügsame Zwetschge, bei der kaum Schnittarbeit anfällt. (Wieder) aktuell ist laut des Experten der DDG der Schwarze Maulbeerbaum, der früher in kaum einem Obstgarten fehlte. Er wächst in den ersten Jahren relativ schnell, sodass man bald einen schönen Baum erkennt, der dann aber nur noch langsam an Höhe gewinnt. Weitere Pluspunkte: kompakte, schirmförmige Krone, gute Schnittverträglichkeit, würzig-süße, brombeerähnliche Früchte.
Sich etwas mediterranes oder gar tropisches Flair in den Garten zu holen, ist auch in unseren Breiten nicht unrealistisch, wie Björn Thönnißen vom Mediterranen Pflanzenoutlet in Brüggen-Alst weiß. Auf seiner Plantage in Spanien züchtet er unter anderem Olivenbäume und verschiedene Palmen-Arten, die er in Deutschland an Gartencenter und Privatkunden vertreibt. „Hanfpalmen zum Beispiel sind biegsam und sturmfest, immergrün, werfen kein Laub ab und vertragen Frost bis etwa -14 Grad“, erläutert der Fachmann. Auch Olivenbäume sind robust gegen Minusgrade, sodass man viele Jahre an ihnen Freude haben und sogar Früchte ernten kann.
Hanfpalmen von etwa drei Meter Höhe kosten ab zirka 170 Euro, Olivenbäume je nach Stammumfang und Alter ab 400 bis 600 Euro. Beide kann man im Kübel halten oder direkt in den Garten auspflanzen. Als Winterschutz bei stärkerem Frost sollten die Kübel mit Luftpolsterfolie eingepackt sowie Wurzeln und eventuell auch die Krone mit einem Vlies abgedeckt werden.Weitere geeignete Exoten für unsere Region sind zum Beispiel auch Mandeloder Granatapfelbäume.