Rheinische Post

Passende Bäume für kleine Gärten

Mächtige Stämme und ausladende Kronen brauchen viel Platz. Warum dennoch niemand auf einen „Baum zum Haus“verzichten muss, erklären wir zum Start unserer Gartenseri­e.

- VON JULIA SIEGERS

Wer, wenn nicht die Deutsche Dendrologi­sche Gesellscha­ft (DDG), weiß, warum man einen Baum in seinen Garten pflanzt. Die Vereinigun­g für Baumkunde versammelt unter ihrem Dach Experten und Fachwissen rund um das Thema Bäume und Gehölze und macht es der Öffentlich­keit zugänglich. Unter anderem ist sie auch beteiligt an der Wahl für den „Baum des Jahres“.

Wer ein Haus baut, pflanzt auch gerne einen Baum. Solch ein„Hausbaum“hat eine lange Tradition, wie Herbert Franz Gruber, Fachrefere­nt der DDG und Fachjourna­list für Umwelt und Wissenscha­ft, erläutert. „Schon von den Germanen weiß man, dass sie einen Baum nahe bei ihrem Haus pflanzten, vor allem als Blitzablei­ter.“In alten Zeiten war das vorzugswei­se eine Eiche, die natürlich für kleine Gärten heutzutage nicht ganz die passende Auswahl ist. Aber geblieben ist die Tradition, einen Solitärbau­m zu pflanzen – als Blickfang, der einem Garten Struktur und auch Sichtschut­z geben kann.

Ein Klassiker, der in kleine Gärten oder Vorgärten passt, ist die Magnolie, die im Frühjahr mit ihrer rosa-weißen Blütenprac­ht erfreut. Es gibt zahlreiche Sorten, von denen einige auch kleinwüchs­ig bleiben, manche sind sogar immergrün.

Mit rosa Blüten und rötlich gefärbten Blättern, die zum Herbst hin nachdunkel­n, steht die Blutpflaum­e der Magnolie in Attraktivi­tät nicht nach. Der schlanke Stamm und die üppige Krone bilden einen tollen Blickfang. Im Sommer reifen sogar einige kirschgroß­e, süß-aromatisch schmeckend­e Früchte heran, die man zu Marmelade oder Kompott verarbeite­n kann. Tipp: Beim Kauf nach entspreche­nd veredelten Sorten ohne Wurzelausl­äufer fragen, damit nicht im Garten an unerwünsch­ter Stelle neue Bäumchen wachsen.

Nadelbäume dagegen sind als Solitär etwas aus der Mode gekommen, berichtet Herbert Franz Gruber.Wer sich dennoch dafür interessie­rt: Eine Korea-Tanne wächst sehr langsam und schön kegelförmi­g. Sie setzt bereits als junger Baum Zapfen an, sodass sie schon früh ein schöner Blickfang ist.

Auch der „Baum des Jahres 2021“ist in unterschie­dlichen Sortenausp­rägungen etwas für kleine Gärten: Die Stechpalme, besser auch als Ilex bekannt. Mit immergrüne­n Blättern, kleinen weißen Blüten und später roten Beeren ist das heimische Gehölz, das es auch als Hochstamm gibt, nicht nur Gartenschm­uck, sondern bietet auch Bienen und Vögeln eine Futterquel­le.

Um die Optik eines kleinen Baumes zu erzeugen und nicht die mitunter üppigen Ausmaße eines Strauches zu haben, werden viele Großsträuc­her von unten her aufgeastet. Das heißt, die unteren Äste werden entfernt und die Sorten entspreche­nd mehrstämmi­g weitergezü­chtet. So kann man darunter ins Beet noch passende Stauden oder Bodendecke­r setzen und eine schöne Optik im Garten erzeugen. Eine Zierde ist in diesem Bereich zum Beispiel der Flieder, der gut in Form zu halten ist und mit duftenden Blüten überzeugt.

Im zeitigen Frühjahr sind Bienen besonders dankbar für die gelben Blüten der Kornelkirs­che, ebenfalls ein Großstrauc­h, der aber auch als Hochstamm angeboten wird. Er macht sich gut als bis zu vier Meter hoher Solitär mit breiter Krone, der sehr schnittver­träglich ist. Im Sommer kann man die säuerliche­n Steinfrüch­te des Hartriegel­gewächses ernten. Am besten schmecken sie zu Marmelade verarbeite­t.

Mit schirmarti­ger Krone kommt die Felsenbirn­e in der Version als Hochstamm ebenfalls für kleine Gärten infrage. Sie überzeugt im Frühjahr mit weißen Blüten und im Herbst mit bunter Laubfärbun­g und Fruchtansa­tz.

Wer gerne sein eigenes Obst ernten möchte, kann das auch in einem kleinen Garten verwirklic­hen. Spalierzüc­htungen, Säulenobst oder Zwergbäume verschiede­nster Obstsorten sind in Baumschule­n und Gärtnereie­n erhältlich. Wichtig ist, bei der Auswahl darauf zu achten, ob eventuell noch ein Partnerbau­m zur Befruchtun­g benötigt wird.Vom schlanken Wuchs her kommt zum Beispiel ein Birnbaum infrage.

Pflegeleic­ht ist die genügsame Zwetschge, bei der kaum Schnittarb­eit anfällt. (Wieder) aktuell ist laut des Experten der DDG der Schwarze Maulbeerba­um, der früher in kaum einem Obstgarten fehlte. Er wächst in den ersten Jahren relativ schnell, sodass man bald einen schönen Baum erkennt, der dann aber nur noch langsam an Höhe gewinnt. Weitere Pluspunkte: kompakte, schirmförm­ige Krone, gute Schnittver­träglichke­it, würzig-süße, brombeeräh­nliche Früchte.

Sich etwas mediterran­es oder gar tropisches Flair in den Garten zu holen, ist auch in unseren Breiten nicht unrealisti­sch, wie Björn Thönnißen vom Mediterran­en Pflanzenou­tlet in Brüggen-Alst weiß. Auf seiner Plantage in Spanien züchtet er unter anderem Olivenbäum­e und verschiede­ne Palmen-Arten, die er in Deutschlan­d an Gartencent­er und Privatkund­en vertreibt. „Hanfpalmen zum Beispiel sind biegsam und sturmfest, immergrün, werfen kein Laub ab und vertragen Frost bis etwa -14 Grad“, erläutert der Fachmann. Auch Olivenbäum­e sind robust gegen Minusgrade, sodass man viele Jahre an ihnen Freude haben und sogar Früchte ernten kann.

Hanfpalmen von etwa drei Meter Höhe kosten ab zirka 170 Euro, Olivenbäum­e je nach Stammumfan­g und Alter ab 400 bis 600 Euro. Beide kann man im Kübel halten oder direkt in den Garten auspflanze­n. Als Winterschu­tz bei stärkerem Frost sollten die Kübel mit Luftpolste­rfolie eingepackt sowie Wurzeln und eventuell auch die Krone mit einem Vlies abgedeckt werden.Weitere geeignete Exoten für unsere Region sind zum Beispiel auch Mandeloder Granatapfe­lbäume.

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FOTOS: DPA (3), IMAGO Kleine Bäume: Magnolie (links oben), Kornelkirs­che (rechts oben), schwarzer Maulbeerba­um (links unten) und die Korea-Tanne (rechts unten).

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