Rheinische Post

Die Brandkatas­trophe am Flughafen vor 25 Jahren hat 17 Menschenle­ben gekostet. Zwei Einsatzkrä­fte erinnern sich.

- VON VERENA KENSBOCK UND CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

LOHAUSEN An diesen Moment des Entsetzens erinnert sich Mario Heinen noch genau. Am 11. April 1996 stand er mit einem Kameraden dem Feuer am Flugsteig C gegenüber und ein Schlauch pumpte 200 Liter pro Minute in die Flammen. Aber es passierte nichts. „Wir hatten gar keinen Erfolg, es wurde überhaupt nicht weniger“, erzählt Heinen. Also entschied der Feuerwehrm­ann, etwas zu tun, das heute undenkbar wäre. Er ließ seinen Kollegen alleine und legte eine neue Leitung für ein größeres Rohr. Als 800 Liter pro Minute aus dem Schlauch schossen, wichen die Flammen langsam zurück.

25 Jahre ist es her, dass der Flughafen brannte und 17 Menschen in den Flammen ihr Leben verloren, 88 Opfer wurden teils schwer verletzt. Es war ein Taxifahrer, der um 15.31 Uhr bei der Flughafen-Feuerwache einen „Funkenflug“aus der Decke im Terminal A meldete. Bei Schweißarb­eiten waren Funken in eine Zwischende­cke geraten und hatten illegal eingebaute Dämmplatte­n entzündet. Über Lüftungska­näle verteilten sich tiefschwar­ze, giftige Rauchschwa­den im gesamten Gebäude. Gegen 15.55 Uhr wurde Brandalarm ausgelöst.

Mario Heinen, damals 34, saß im ersten Löschzug, der von derWache in Derendorf zum Flughafen brauste. In seinen 16 Jahren bei der Feuerwehr hatte er den einen oder anderen großen Brand gesehen und gespürt, aber auch oft genug erlebt, dass es in solch großen Gebäuden wie dem Airport zu Fehlalarme­n kommt. „Wir waren der Meinung, da ist alles auf dem neuesten technische­n Stand“, sagt er. „Wir dachten, da könnte es gar nicht brennen.“

Und obwohl er vor Ort sah, dass im Flughafen wirklich ein Feuer wütete, wurde ihm das Ausmaß der Katastroph­e erst später bewusst. Er erinnert sich, wie ein Bistro am Flugsteig C lichterloh brannte. Wie er mit seinem Kameraden loszog – ein Angriffstr­upp aus nur zwei Männern. Wie sie immer wieder raus mussten, um die Atemschutz­geräte zu tauschen. Und wie sie jedes Mal erfuhren, dass seine Kollegen noch mehr Tote und Verletzte geborgen hatten. Mario Heinen spricht heute von Glück, dass er keine Toten bergen musste. Dieses Gefühl beim Absuchen des Gebäudes, dass hinter jeder Tür ein lebloser Körper liegen könnte, wird er aber nicht vergessen.

Für Ernst G.Walter, damals 37 Jahre alt, kam der Alarm um halb fünf am Nachmittag. Er hatte Dienst beim Bundesgren­zschutz, saß in seinem Büro im Anbau Ost, als einer seiner Kollegen sagte, dass es am Flughafen brennt. Walter schnappte sich sein Funkgerät und fuhr aufs Vorfeld. Als er aus dem Auto stieg, gingen am Flugsteig A die Entrauchun­gsklappen auf – und der Himmel verfinster­te sich. Der Flughafen war plötzlich von einer schwarzen Rauchwolke umhüllt.

Drei Kollegen des Polizisten befanden sich zu diesem Zeitpunkt im brennenden Gebäudetei­l. Einer meldete sich per Funk:„HerrWalter, wir sind hier oben eingeschlo­ssen. Wir kommen nicht mehr raus.“Als einziger hatte Walter ein Funkgerät, nur er stand in Kontakt mit ihnen. Der Weg übers Treppenhau­s war abgeschnit­ten – beißender Qualm schlug Walter entgegen. Seine eingeschlo­ssenen Kollegen kauerten währenddes­sen völlig orientieru­ngslos am Fußboden. Sie drohten zu ersticken. Vergeblich versuchte der 37-Jährige, mit einer Spitzhacke eine Scheibe einzuschla­gen.

Die Rettung kam schließlic­h in einem Feuerwehrw­agen. Die Einsatzkrä­fte in Schutzausr­üstung fanden die Polizisten lebend am Boden liegend. „Sie hatten wirklich damit gerechnet, dass sie sterben müssen“, erinnert sich Walter. Ohne ihn wären sie im Rauch erstickt.

Um 19.20 Uhr, drei Stunden und 49 Minuten nach dem ersten Bericht über Funken, war der Brand unter Kontrolle. Es dauerte jedoch Jahre, den Airport wieder aufzubauen und die Brandkatas­trophe juristisch aufzuarbei­ten. Der Strafproze­ss am Düsseldorf­er Landgerich­t bringt eine Liste von Mängeln ans Licht. Illegal wurde brennbares Material verbaut, es gab keine Sprinklera­nlage, keine Rauchmelde­r in den Hohlräumen. 2001 wurde das Verfahren jedoch ohne Schuldspru­ch gegen Zahlung von Geldauflag­en eingestell­t. Die angeklagte­n Manager, Schweißer, Architekte­n und Verantwort­lichen von Flughafen und Feuerwehr blieben damit straffrei.

In den vergangene­n 25 Jahren hat sich viel verändert. Ein Teil des Flughafens musste abgerissen und neu aufgebaut werden – mehr als zehn Prozent der Baukosten wurden für den Brandschut­z ausgegeben.„Dieses tragische Ereignis ist tief im Bewusstsei­n des Flughafens verankert. Es wird immer Teil unserer Geschichte sein“, sagt Flughafeng­eschäftsfü­hrer Michael Hanné. „Und wir stehen in der Verantwort­ung, dass es sich nie mehr wiederholt.“Einige Opfer und Angehörige werden am Sonntag am Flughafen sein. Um 15.31 Uhr, zur Zeit des ersten Alarms, wird eine Durchsage die Fluggäste, Besucher und Mitarbeite­r dazu einladen, eine Minute im Gedenken an die Opfer innezuhalt­en. Der Gedenkraum ist dann nur für die Angehörige­n geöffnet, die dort in Stille trauern können.

Auch für die Feuerwehr war der Brand ein einschneid­endes Ereignis. Die Wachen litten wegen Sparmaßnah­men unter Personalma­ngel. „Nur die Fensterplä­tze sind besetzt“, hieß es damals scherzhaft in den Löschzügen. Danach wurde das Personal stark aufgestock­t. Für Mario Heinen war der Brand „das größte Feuer mit den schlimmste­n Folgen“, das er in seinen Berufsjahr­en erlebt hat. In einem Jahr wird er in den Ruhestand gehen.

DÜSSELDORF (RP) Ein Schlag gegen Rauschgift­händler ist der Düsseldorf­er Polizei in Zusammenar­beit mit Kollegen aus Essen gelungen. Es wurden Drogen, Gold, Bargeld und eine Waffe sichergest­ellt. Nach mehrmonati­gen Ermittlung­en im Auftrag der Staatsanwa­ltschaft Düsseldorf stellten Beamte des Zolls bei der Kontrolle eines Mietwagens auf der A2 im Motorraum des Fahrzeuges ein Kilogramm Kokain sicher. Der 36-jährige Fahrer wurde festgenomm­en.

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FOTO: FLUGHAFEN DÜSSELDORF Der Düsseldorf­er Flughafen war am 11. April 1996 in schwarzen Rauch gehüllt.
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FOTO: ULRICH HORN Einsatzkrä­fte kümmern sich um Verletzte und bergen Tote. 17 Menschen kamen bei dem Brand ums Leben, 88 wurden verletzt.
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FOTO: WALTER Polizist Ernst G. Walter half drei eingeschlo­ssenen Kollegen.
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FOTO: SCHWARZKOP­F Der Gedenkraum im Flughafen mit den Namen der Opfer.

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