So schnell sind die neuen Online-Supermärkte
Halten die neuen Dienste ihr Versprechen auf Lieferungen in zehn Minuten? Und was bieten sie noch? Wir haben den Test gemacht.
DÜSSELDORF Dass auch im Supermarkt inzwischen online bestellt werden kann, ist nicht neu. In Zeiten der Pandemie lassen sich immer mehr Menschen ihre Produkte einfach nach Hause liefern. Doch neue Online-Supermärkte mischen jetzt den Markt auf und machen Kunden ein verführerisches Angebot: Lieferungen innerhalb von zehn Minuten nach der Bestellung. Echt jetzt? Wir haben den Test gemacht.
Flink Der Name soll natürlich Programm sein. Und so lautet das Versprechen auf der Startseite der geöffneten App: „Garantiert geliefert in zehn Minuten!“Und das montags bis samstags von 8 bis 23 Uhr. Das Geschäftsgebiet in Düsseldorf ist allerdings noch recht überschaubar, es reicht grob gesagt von Bilk bis Derendorf, Flingern Nord ist nicht dabei, und auf der linken Rheinseite bislang auch nur ein sehr kleines Gebiet. Die Produkte lassen sich nach Kategorien gefiltert auswählen. Frisch gibt es Obst und Gemüse sowie Brot und Brötchen von Terbuyken. Wurst und Käse wird nur fertig verpackt angeboten, frisches Fleisch gar nicht. Bier gibt es auch von lokalen Herstellern wie Uerige und Füchschen, ansonsten reicht das Sortiment über Lebensmittel hinaus bis hin zu Waschmittel, Seife oder Tierfutter. Viele Markenartikel sind dabei, allerdings ist die Produktpalette nicht mit der Breite eines Supermarkts vergleichbar.
Wir stellen für unseren Testkauf einen umfassenden Warenkorb zusammen. Zum Beispiel sechs Flaschen Sprudelwasser (0,75 l), Obst, Spaghetti,Waschmittel, Spülmaschinensalz, Küchentücher. Manche Produkte werden als ausverkauft angezeigt, bei manchen wie den Bananen fehlen Zusatzinformationen wie etwa das Herkunftsland.
Beim Preisvergleich mit einer Bestellung bei Rewe fällt auf, dass bei unserer Stichprobe Flink meist ein paar Cent teurer ist, selten aber auch mal günstiger. Beim Waschmittel sind es aber sogar 1,40 Euro mehr für einen Liter Persil. 23 unterschiedliche Produkte haben wir am Ende zusammengestellt, zum Teil in mehrfacher Stückzahl. Bezahlen lässt sich über Kreditkarte, Apple-Pay und Paypal.
Wir schicken die Bestellung mittwochs um 13.29 Uhr ab. Zwei Minuten später wird der Einkauf als verpackt angezeigt, nach insgesamt acht Minuten und 57 Sekunden als zugestellt. Und tatsächlich klingelt es in diesem Moment an der Tür. Zwei junge Männer kommen mit großen Rücksäcken zur Haustür und stellen drei gefüllte Papiertüten ab. Minuspunkt: Ein Lieferant trägt keine Maske. Er entschuldigt sich allerdings dafür und bleibt deshalb besonders weit auf Abstand. Die Waren kamen wie bestellt an, es fand sich sogar eine Spaghetti-Packung mehr.
Gorillas Auch Gorillas liefert montags bis samstags von 8 bis 23 Uhr und verspricht eine Lieferung (1,80 Euro) innerhalb von zehn Minuten. Das Geschäftsgebiet ist ähnlich groß wie bei Flink und reicht von Unterbilk bis Pempelfort, Flingern bleibt noch draußen vor, auch linksrheinisch ist nur ein kleiner Teil von Oberkassel integriert.
Neu im Angebot sind Corona-Schnelltests. Lokale Produkte sind in einer extra Düsseldorf-Kategorie gebündelt. Mit dabei sind zum Beispiel die Hausbrauereien, die Rösterei Vier und Backwaren von Hinkel, zum gleichen Preis wie in der Bäckerei. Die 0,5 Liter-Flasche
Uerige mit Bügel-Verschluss kostet mit 1,79 Euro 20 Cent weniger als bei Flink. DasWeinangebot ist etwas umfangreicher. Bei Pasta, Softdrinks oder Schokolade fielen keine großen Preisunterschiede auf. Bei Obst und Gemüse gibt Flink immerhin manchmal einen Herkunftsnachweis, den wir bei Gorillas gar nicht entdecken konnten.
Am Donnerstag um 17.39 Uhr schicken wir unsere Bestellung im Wert von rund 40 Euro ab, mit unter anderem einem Sixpack Bier, Milch, Joghurt und Birnen. Zwei Minuten später wird die Bestellung als bestätigt angezeigt und das Symbol eines Fahrradfahrers lässt sich von der Herzogstraße aus in Richtung Unterbilk auf einer Karte in der App verfolgen. Neun Minuten und 39 Sekunden nach dem Klick in der App klingelt der Bote auch schon an der Tür. Mit korrekt sitzender FFP2-Maske stellt er die beiden Tüten vor der Wohnungstür ab. Das Bier war übrigens kalt.
Get Faster Wie versprochen in exakt 29 Minuten nach Bestelleingang traf im Testfall unserer Redaktion die Lieferung von Get Faster an der Haustür ein. Aufgegeben wurden zum Beispiel Bananen, Quark, Milch, Möhren, Zucchini und Mehl. Insgesamt zwölf Produkte waren in der Bestellung enthalten. Aus einem reichhaltigen Sortiment kann der Kunde auch hier auswählen. Im Portfolio sind Milchprodukte, Käse, Wurst, Süßes und auch ein paar vegane Produkte. Babypflege, Tierbedarf und Produkte für die Hausapotheke sind auf der Internetseite ebenfalls aufgeführt.
Coronakonform wurde bei der Übergabe der Produkte in umweltfreundlichen Papiertüten der Abstand eingehalten, der Fahrer trug Maske. Eine Rabattaktion gibt zudem derzeit noch: Zehn Prozent auf jede Bestellungen gewährt der Online-Lieferdienst seinen Kunden noch bis auf Weiteres.
Bestellungen sind bei Get Faster Montag bis Samstag von 9 bis 21 Uhr möglich, in 30 oder 90 Minuten sollen die Produkte beim Kunden sein. Die Kuriere kommen auf dem Fahrrad oder mit dem Auto. Der Kunde kann über die Internetseite und auch über eine App bestellen, und es ist möglich, bar an der Haustüre zu zahlen oder per PayPal. Aufpreise für die Artikel gibt es nicht. Getfaster liefert anders als die anderen beiden Dienste in alle Stadtteile – daher die Lieferzeiten von bis zu 90 Minuten.
In Depothallen in Pempelfort und Bilk suchen sich die Kuriere ihre Produkte zusammen, eine Halle in Friedrichstadt ist außerdem momentan im Aufbau.