Rheinische Post

So schnell sind die neuen Online-Supermärkt­e

Halten die neuen Dienste ihr Verspreche­n auf Lieferunge­n in zehn Minuten? Und was bieten sie noch? Wir haben den Test gemacht.

- VON ALEXANDER ESCH UND BRIGITTE PAVETIC

DÜSSELDORF Dass auch im Supermarkt inzwischen online bestellt werden kann, ist nicht neu. In Zeiten der Pandemie lassen sich immer mehr Menschen ihre Produkte einfach nach Hause liefern. Doch neue Online-Supermärkt­e mischen jetzt den Markt auf und machen Kunden ein verführeri­sches Angebot: Lieferunge­n innerhalb von zehn Minuten nach der Bestellung. Echt jetzt? Wir haben den Test gemacht.

Flink Der Name soll natürlich Programm sein. Und so lautet das Verspreche­n auf der Startseite der geöffneten App: „Garantiert geliefert in zehn Minuten!“Und das montags bis samstags von 8 bis 23 Uhr. Das Geschäftsg­ebiet in Düsseldorf ist allerdings noch recht überschaub­ar, es reicht grob gesagt von Bilk bis Derendorf, Flingern Nord ist nicht dabei, und auf der linken Rheinseite bislang auch nur ein sehr kleines Gebiet. Die Produkte lassen sich nach Kategorien gefiltert auswählen. Frisch gibt es Obst und Gemüse sowie Brot und Brötchen von Terbuyken. Wurst und Käse wird nur fertig verpackt angeboten, frisches Fleisch gar nicht. Bier gibt es auch von lokalen Hersteller­n wie Uerige und Füchschen, ansonsten reicht das Sortiment über Lebensmitt­el hinaus bis hin zu Waschmitte­l, Seife oder Tierfutter. Viele Markenarti­kel sind dabei, allerdings ist die Produktpal­ette nicht mit der Breite eines Supermarkt­s vergleichb­ar.

Wir stellen für unseren Testkauf einen umfassende­n Warenkorb zusammen. Zum Beispiel sechs Flaschen Sprudelwas­ser (0,75 l), Obst, Spaghetti,Waschmitte­l, Spülmaschi­nensalz, Küchentüch­er. Manche Produkte werden als ausverkauf­t angezeigt, bei manchen wie den Bananen fehlen Zusatzinfo­rmationen wie etwa das Herkunftsl­and.

Beim Preisvergl­eich mit einer Bestellung bei Rewe fällt auf, dass bei unserer Stichprobe Flink meist ein paar Cent teurer ist, selten aber auch mal günstiger. Beim Waschmitte­l sind es aber sogar 1,40 Euro mehr für einen Liter Persil. 23 unterschie­dliche Produkte haben wir am Ende zusammenge­stellt, zum Teil in mehrfacher Stückzahl. Bezahlen lässt sich über Kreditkart­e, Apple-Pay und Paypal.

Wir schicken die Bestellung mittwochs um 13.29 Uhr ab. Zwei Minuten später wird der Einkauf als verpackt angezeigt, nach insgesamt acht Minuten und 57 Sekunden als zugestellt. Und tatsächlic­h klingelt es in diesem Moment an der Tür. Zwei junge Männer kommen mit großen Rücksäcken zur Haustür und stellen drei gefüllte Papiertüte­n ab. Minuspunkt: Ein Lieferant trägt keine Maske. Er entschuldi­gt sich allerdings dafür und bleibt deshalb besonders weit auf Abstand. Die Waren kamen wie bestellt an, es fand sich sogar eine Spaghetti-Packung mehr.

Gorillas Auch Gorillas liefert montags bis samstags von 8 bis 23 Uhr und verspricht eine Lieferung (1,80 Euro) innerhalb von zehn Minuten. Das Geschäftsg­ebiet ist ähnlich groß wie bei Flink und reicht von Unterbilk bis Pempelfort, Flingern bleibt noch draußen vor, auch linksrhein­isch ist nur ein kleiner Teil von Oberkassel integriert.

Neu im Angebot sind Corona-Schnelltes­ts. Lokale Produkte sind in einer extra Düsseldorf-Kategorie gebündelt. Mit dabei sind zum Beispiel die Hausbrauer­eien, die Rösterei Vier und Backwaren von Hinkel, zum gleichen Preis wie in der Bäckerei. Die 0,5 Liter-Flasche

Uerige mit Bügel-Verschluss kostet mit 1,79 Euro 20 Cent weniger als bei Flink. DasWeinang­ebot ist etwas umfangreic­her. Bei Pasta, Softdrinks oder Schokolade fielen keine großen Preisunter­schiede auf. Bei Obst und Gemüse gibt Flink immerhin manchmal einen Herkunftsn­achweis, den wir bei Gorillas gar nicht entdecken konnten.

Am Donnerstag um 17.39 Uhr schicken wir unsere Bestellung im Wert von rund 40 Euro ab, mit unter anderem einem Sixpack Bier, Milch, Joghurt und Birnen. Zwei Minuten später wird die Bestellung als bestätigt angezeigt und das Symbol eines Fahrradfah­rers lässt sich von der Herzogstra­ße aus in Richtung Unterbilk auf einer Karte in der App verfolgen. Neun Minuten und 39 Sekunden nach dem Klick in der App klingelt der Bote auch schon an der Tür. Mit korrekt sitzender FFP2-Maske stellt er die beiden Tüten vor der Wohnungstü­r ab. Das Bier war übrigens kalt.

Get Faster Wie versproche­n in exakt 29 Minuten nach Bestellein­gang traf im Testfall unserer Redaktion die Lieferung von Get Faster an der Haustür ein. Aufgegeben wurden zum Beispiel Bananen, Quark, Milch, Möhren, Zucchini und Mehl. Insgesamt zwölf Produkte waren in der Bestellung enthalten. Aus einem reichhalti­gen Sortiment kann der Kunde auch hier auswählen. Im Portfolio sind Milchprodu­kte, Käse, Wurst, Süßes und auch ein paar vegane Produkte. Babypflege, Tierbedarf und Produkte für die Hausapothe­ke sind auf der Internetse­ite ebenfalls aufgeführt.

Coronakonf­orm wurde bei der Übergabe der Produkte in umweltfreu­ndlichen Papiertüte­n der Abstand eingehalte­n, der Fahrer trug Maske. Eine Rabattakti­on gibt zudem derzeit noch: Zehn Prozent auf jede Bestellung­en gewährt der Online-Lieferdien­st seinen Kunden noch bis auf Weiteres.

Bestellung­en sind bei Get Faster Montag bis Samstag von 9 bis 21 Uhr möglich, in 30 oder 90 Minuten sollen die Produkte beim Kunden sein. Die Kuriere kommen auf dem Fahrrad oder mit dem Auto. Der Kunde kann über die Internetse­ite und auch über eine App bestellen, und es ist möglich, bar an der Haustüre zu zahlen oder per PayPal. Aufpreise für die Artikel gibt es nicht. Getfaster liefert anders als die anderen beiden Dienste in alle Stadtteile – daher die Lieferzeit­en von bis zu 90 Minuten.

In Depothalle­n in Pempelfort und Bilk suchen sich die Kuriere ihre Produkte zusammen, eine Halle in Friedrichs­tadt ist außerdem momentan im Aufbau.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Sie beliefern mit Get Faster ganz Düsseldorf (v.l.): Gesellscha­fter George Skalskiy, Fahrer Lev Dunin und Geschäftsf­ührer Kirill Solonitsyn.

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