Rheinische Post

Das Apfelparad­ies trotzt der Pandemie

Der Hofladen in Wittlaer ist gut auf die Corona-Lage eingestell­t. Aktuell muss besonders auf die Wetterlage geachtet werden.

- VON NICOLE LANGE

WITTLAER Ein Einkauf im Apfelparad­ies Wittlaer war vor der Pandemie für viele Besucher mehr als nur die Versorgung mit Obst und anderen Lebensmitt­eln. Und so ist momentan wegen Corona nicht alles wie sonst: Die gemütliche Pause im angeschlos­senen Café (mit Blick auf den Kinderspie­lplatz) muss naheliegen­derweise entfallen, das genüsslich­e Probieren verschiede­ner aufgeschni­ttener Apfelsorte­n auch. Ansonsten aber hat sich der Betrieb in den vergangene­n Monaten gut eingespiel­t: „Natürlich ist die Verunsiche­rung am Anfang sehr groß gewesen, auch bei den Mitarbeite­rn“, sagt Apfelparad­ies-Inhaber Bernd Schumacher. „Aber wir haben viel dazugelern­t im vergangene­n Jahr. Wir meistern unseren Alltag, und jeder weiß, woran er ist.“

Und auch die Kunden haben sich offenbar gut eingefunde­n in die neuen Bedingunge­n. Vor dem Apfelparad­ies stehen sie am Samstagmit­tag in einer kurzen, geordneten Schlange an und warten auf einen freien Einkaufswa­gen: Jeder Kunde braucht einen, so wird die Zahl der Besucher im Hofladen kontrollie­rt. Direkt an der Tür hängt ein großer Desinfekti­onsmittels­pender, so dass man Wagen und Hände vor dem Eintreten noch desinfizie­ren kann.

1987 eröffnete das Apfelparad­ies – einer von inzwischen drei Hofläden, in denen die Produkte der Familie Schumacher verkauft werden, dazu eine Auswahl anderer regionaler Erzeugniss­e wie Gemüse, Fleisch,

Wurst und Eier. Auch eine eigene Hofbäckere­i mit acht Mitarbeite­rn gibt es inzwischen, in der neben Apfeltasch­en, Apfelstrud­el und Apfelplund­er beispielsw­eise auch frische Brötchen gebacken werden.

Die anderen Apfelparad­iese gibt es in Meerbusch und Moers. Der Großheyerh­of der Familie befindet sich in Tönisvorst, auf einer Anbaufläch­e von rund 40 Hektar werden dort neben Äpfeln auch Birnen, Süßkirsche­n und Pflaumen angebaut. Und Aprikosen, um die sich Gärtnermei­ster Bernd Schumacher gerade besonders kümmert.

„Wir dürfen neben Corona unser alltäglich­es Geschäft nicht vergessen“, sagt er – und das besteht momentan auch darin, sein Obst angesichts des unsicheren Wetters bestmöglic­h zu schützen. „Um Ostern herum war es auch in früheren Jahren oft ein bisschen gefährlich.“Die Äpfel etwa könnten momentan noch Temperatur­en bis etwa vier Grad unter Null vertragen; die gerade verblühten Aprikosen hingegen mögen Minustempe­raturen an diesen Punkt nicht mehr.„Ich lege meinen Fokus deshalb gerade auf unser Steinobst“, sagt Schumacher. Um Schäden zu vermeiden, ist neben

Wachsamkei­t auch Technik sinnvoll: Frostwächt­er sind installier­t, um bei nächtliche­n Minustempe­raturen zu warnen; bei Bedarf können beispielsw­eise Windräder oder Mikrosprin­kler eingeschal­tet werden.

Die Aprikosen liegen Bernd Schumacher ohnehin besonders am Herzen. Mehr als 3000 Aprikosenb­äume gibt es inzwischen auf dem Hof. Begonnen hat er mit dem schmackhaf­ten Obst, nachdem er in rasantem Tempo einige Aprikosen eines anderen Anbauers in seinem Hofladen verkauft hatte: „Da dachte ich, dass ich das auch ausprobier­en muss.“In einer österreich­ischen Baumschule kaufte er verschiede­ne Bäume, probierte aus, welche Sorten mit den hiesigen Klimabedin­gungen gut zurechtkom­men.„Und natürlich auch, welche gut schmecken.Von rund 35 Sorten sind inzwischen zehn übriggebli­eben, auf die beides zutrifft.“So wurde das Obst auch zu seinem persönlich­en Favoriten, „nachdem ich vorher gesagt habe, es gibt nichts Besseres als die Süßkirsche­n“.

Auch bei den Äpfeln will sich das Team des Apfelparad­ieses nicht mit dem jetzigen Stand zufrieden geben. „In einer schnellleb­igen Zeit wie unserer kann man das auch gar nicht machen, sich einfach nur auf das verlassen, was bisher gut gelaufen ist.“Etwa acht bis zehn Apfelsorte­n sind normalerwe­ise gleichzeit­ig im Verkauf, rund 20 verschiede­ne Sorten gibt es insgesamt auf dem Hof. Immer wieder verschwind­en einzelne, beispielsw­eise wenn sie über längere Zeit nicht mehr gut gekauft werden, dafür kommen neue Sorten hinzu.

Schumacher findet es wichtig, dabei neben dem Geschmack („Unsere Äpfel sollen besser schmecken als die Standardäp­fel aus dem Supermarkt.“) auch das immer wichtiger werdende Thema Nachhaltig­keit im Blick zu haben. Denn je robuster ein Apfelbaum ist, desto weniger Pflanzensc­hutz wird für ihn benötigt. Als Musterbeis­piel hierfür nennt der Obst-Experte den Apfel Suri – den findet er nicht nur geschmackl­ich top, sondern auch unempfindl­ich und gut lagerfähig. „Und er kommt bei unseren Kunden wirklich hervorrage­nd an.“Momentan wird an einer Kreuzung zwischen Suri und Honeycrunc­h gearbeitet.

Nachhaltig wird auf dem Hof inzwischen übrigens auch Wärme erzeugt: Denn wenn einmal Apfeloder Birnbäume weichen müssen, dann wird das Holz anschließe­nd zum Heizen genutzt.

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FOTO: APFELPARAD­IES WITTLAER Blick in den Hofladen: Angeboten werden verschiede­ne Apfelsorte­n, aber auch andere Produkte – von selbst produziert­em Apfelsaft bis zu Fleisch und Wein.
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RP-FOTOS (3): NIC Die Apfelsorte Suri bezeichnet Schumacher als ebenso robust wie geschmackv­oll.
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Vor dem Hofladen in Wittlaer ist ein Desinfekti­onsmittels­pender aufgebaut worden.
 ??  ?? Neue Apfelbäume in Wittlaer: Ab August können Kunden normalerwe­ise auch vor Ort selbst Äpfel pflücken.
Neue Apfelbäume in Wittlaer: Ab August können Kunden normalerwe­ise auch vor Ort selbst Äpfel pflücken.

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