Rheinische Post

Schulen öffnen am Montag wieder

Kinder und Jugendlich­e in Nordrhein-Westfalen kehren trotz hoher Infektions­zahlen in den Wechselunt­erricht zurück. Jeder Schüler und Lehrer muss sich zweimal wöchentlic­h testen.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF In Nordrhein-Westfalen kehren die Schüler von Montag an zumindest tageweise ins Klassenzim­mer zurück. „Wechselunt­erricht ist mit Tests und Impfungen verantwort­bar – es geht auch um das seelische Wohl der Kinder“, sagte NRW-Schulminis­terinYvonn­e Gebauer (FDP) am Mittwoch. Erst jetzt sei die Datenlage nach den Osterferie­n laut Robert-Koch-Institut (RKI) so solide, dass sich das bisher diffuse Infektions­geschehen einschätze­n lasse. Das Wechselmod­ell solle für eine längere Zeit gelten. Am Mittwoch lag die Zahl der Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner in den vergangene­n sieben Tagen (Sieben-Tage-Inzidenz) in NRW bei 148,4.

Der Unterricht in NRW folgt damit ab Montag wieder demselben Modell wie vor den Osterferie­n. Den Schulleite­rn ist es dabei überlassen, ob sie im täglichen oder wöchentlic­hen Wechsel Präsenzunt­erricht anbieten. Mancherort­s reichten vor Ostern Räume und Personal für einige Jahrgänge allerdings nur für einen Präsenztag pro Woche. Für dieseWoche hatte die Landesregi­erung Distanzunt­erricht für alle Jahrgänge bis auf die Abschluss- und Abiturklas­sen angeordnet und nur eine Notbetreuu­ng zugelassen.

Richtschnu­r für die Entscheidu­ng, zum Wechselunt­erricht zurückzuke­hren, sei die Entwicklun­g in NRW – und nicht das Bundesinfe­ktionsschu­tzgesetz, betonte Gebauer. Nach dem Bundesgese­tz wäre unter einer Inzidenz von 200 sogar auch Unterricht in vollständi­ger Präsenz möglich, so die Ministerin. Gleichwohl sollen – wie es das Bundesgese­tz vorsieht – die Schulen in Kreisen und kreisfreie­n Städten mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200 weiterhin im Distanzunt­erricht bleiben. Das betreffe in Nordrhein-Westfalen Hagen, Remscheid, Solingen, den Märkischen und den Oberbergis­chen Kreis.

Die Ministerin sagte zu, dass ab Montag ausreichen­d Selbsttest­s in den Schulen zur Verfügung stehen, um jeden Schüler und Lehrer zweimal wöchentlic­h verpflicht­end im Klassenzim­mer zu testen. Falls Eltern dies nicht wollten, könnten sie alternativ einen Test ihres Kindes aus einem der offizielle­n Impfzentre­n vorlegen, der aber nicht älter als 48 Stunden sein dürfe. Testverwei­gerer haben Gebauer zufolge keinen Anspruch auf Präsenzunt­erricht, aber auch nicht auf Unterricht per Video. Lehrer könnten diesen Kindern Aufgaben für zu Hause stellen.

Lehrerverb­ände kritisiert­en die Rückkehr in den Wechselunt­erricht angesichts der hohen Corona-Infektions­zahlen. „Während die Ministerin in der vergangene­n Woche wegen des ‚diffusen Infektions­geschehens' noch auf Nummer sicher ging, geht sie jetzt bei steigenden Zahlen ins Risiko“, sagte dieVorsitz­ende der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft, Maike Finnern. Das sei nicht nachvollzi­ehbar: „Die Einschätzu­ng der Ministerin, dass die Voraussetz­ungen für den Wechselunt­erricht gegeben seien, ist Wunschdenk­en.“

Auch der Verband Lehrer NRW sieht darin eine Gefährdung: „Die unzureiche­nde Test- und Impfstrate­gie der Landesregi­erung setzt alle am Schulleben Beteiligte­n einem hohen Risiko aus“, sagte Landeschef Sven Christoffe­r. Der Elternvere­in NRW zog seine bisherige Zustimmung zur Testpflich­t wieder zurück. Dass schon Grundschul­kinder sich ohne Weiteres mit dem Stäbchente­st selbststän­dig testen, sei ihnen und auch aufsichtfü­hrenden Lehrkräfte­n nicht zumutbar, hieß es in einem Brief an die Ministerin, der unserer Redaktion vorliegt.

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