Rheinische Post

Schwere Tage für Armin Laschet

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

Telefonier­t man in diesen Tagen mitVertret­ern von CDU und CSU, erlebt man, nun, Denkwürdig­es. Neben dem Beteuern der Tatsache, dass man – egal wer es wird – gemeinsam Wahlkampf wird führen müssen, geht es im Kampf um die Kanzlerkan­didatur der Union ziemlich persönlich zur Sache. Man erinnere sich: Die beiden Kontrahent­en, der CDU-Vorsitzend­e Armin Laschet und CSUChef Markus Söder, pflegen eigentlich eine Beziehung auf Augenhöhe. Sie haben ihre jeweiligen Biografien gelesen und kurzweilig vorgestell­t, man schreibt sich SMS, scherzt bisweilen. Auf dem eigenen Machtgefüg­e ruhend, um die Bedeutung des anderen wissend. Und jetzt: Misserfolg­e von beiden werden in beiden Lagern ausgebreit­et, auf charakterl­iche Defizite oder despektier­liche Spitznamen hingewiese­n – eine Karte, die immer dann gezogen wird, wenn es keine Argumente mehr gibt. Die Union hat das nicht nötig.

Söder hat in der Fraktionss­itzung sein Ziel erreicht. Er hat es geschafft, Zweifel zu streuen, ob sich die gesamte CDU für Laschet ausspricht. An der Basis und in den Landesverb­änden fällt das Votum in der Tat nicht so eindeutig aus wie in den Gremien. Es schließen sich auch die Reihen um Laschet. Die leidgeprüf­te CDU möchte nicht erneut einenVorsi­tzenden gerupft auf der Bühne stehen lassen. Das Duell ist für Laschet dennoch schwerer als für den Bayer. Die schlechten Umfragewer­te sind ein Thema, das man nicht ganz so einfach vergessen machen kann. Und noch hat er in Berlin keine eigene Machtbasis in Regierung und Fraktion. Und die, die seine wichtigste Unterstütz­erin sein könnte, Kanzlerin Angela Merkel, die schweigt.

Ob vielsagend oder nicht, darüber streiten sich die Geister. Laschets Herausford­erung sucht ihresgleic­hen: Sieg ohne Triumph oder Rückzug ohne Gesichtsve­rlust – es sind schwere Tage für den Aachener.

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