Schwere Tage für Armin Laschet
Telefoniert man in diesen Tagen mitVertretern von CDU und CSU, erlebt man, nun, Denkwürdiges. Neben dem Beteuern der Tatsache, dass man – egal wer es wird – gemeinsam Wahlkampf wird führen müssen, geht es im Kampf um die Kanzlerkandidatur der Union ziemlich persönlich zur Sache. Man erinnere sich: Die beiden Kontrahenten, der CDU-Vorsitzende Armin Laschet und CSUChef Markus Söder, pflegen eigentlich eine Beziehung auf Augenhöhe. Sie haben ihre jeweiligen Biografien gelesen und kurzweilig vorgestellt, man schreibt sich SMS, scherzt bisweilen. Auf dem eigenen Machtgefüge ruhend, um die Bedeutung des anderen wissend. Und jetzt: Misserfolge von beiden werden in beiden Lagern ausgebreitet, auf charakterliche Defizite oder despektierliche Spitznamen hingewiesen – eine Karte, die immer dann gezogen wird, wenn es keine Argumente mehr gibt. Die Union hat das nicht nötig.
Söder hat in der Fraktionssitzung sein Ziel erreicht. Er hat es geschafft, Zweifel zu streuen, ob sich die gesamte CDU für Laschet ausspricht. An der Basis und in den Landesverbänden fällt das Votum in der Tat nicht so eindeutig aus wie in den Gremien. Es schließen sich auch die Reihen um Laschet. Die leidgeprüfte CDU möchte nicht erneut einenVorsitzenden gerupft auf der Bühne stehen lassen. Das Duell ist für Laschet dennoch schwerer als für den Bayer. Die schlechten Umfragewerte sind ein Thema, das man nicht ganz so einfach vergessen machen kann. Und noch hat er in Berlin keine eigene Machtbasis in Regierung und Fraktion. Und die, die seine wichtigste Unterstützerin sein könnte, Kanzlerin Angela Merkel, die schweigt.
Ob vielsagend oder nicht, darüber streiten sich die Geister. Laschets Herausforderung sucht ihresgleichen: Sieg ohne Triumph oder Rückzug ohne Gesichtsverlust – es sind schwere Tage für den Aachener.