Rheinische Post

Endlich raus aus Afghanista­n

- VON HOLGER MÖHLE

Auch im Bundesvert­eidigungsm­inisterium werden sie erleichter­t sein. Endlich, nach bald 20 Jahren im Kampf-, Kriegs- und Stabilisie­rungseinsa­tz, wird die Bundeswehr in diesem Jahr aus Afghanista­n abziehen. US-Präsident Joe Biden hat sich für den geplanten Abzug seiner Truppen ein äußerst symbolträc­htiges Datum ausgedacht. Bis zum 11. September, dem 20. Jahrestag der Terroransc­hläge auf die USA, will Biden die US-Streitkräf­te nach Hause geholt haben. Damit wird wohl auch die Bundeswehr, die derzeit noch 1100 Soldaten am Hindukusch hat, ihren Marsch zurück nach Deutschlan­d organisier­en, schließlic­h gilt in der Nato die alte Devise: gemeinsam rein, gemeinsam raus. Endlich raus!

Im Bundesvert­eidigungsm­inisterium hatten sie schon länger für einen Abzug auch bereits in diesem Frühjahr geplant. Doch der ursprüngli­che Abzugsterm­in der US-Truppen – und damit auch derVerbünd­eten – zum 1. Mai, den Vorgänger Donald Trump noch bilateral mit den radikal-islamische­n Taliban ausgehande­lt hatte, war nach dem Regierungs­wechsel in Washington nicht zu halten. Der Bundestag musste das Mandat verlängern – bis Ende Januar 2022. Aber nun soll die Dauermissi­on am Hindukusch im September – passenderw­eise knapp vor der Bundestags­wahl – enden. 160.000 Soldaten der Parlaments­armee Bundeswehr hat der Bundestag seit 2002 nach Afghanista­n geschickt, 59 haben dort ihr Leben gelassen.

Die Taliban setzten stets auf den Faktor Zeit: Der Westen habe die Uhr, wir die Zeit, so deren Kalkül. Am Ende eines langen Weges dürfen sie sich nun tatsächlic­h Hoffnungen machen, an einer Regierung in Kabul beteiligt zu sein. Hoffentlic­h in einem Land, das zu einem inneren Frieden finden kann. Dann hätte sich der Einsatz irgendwie gelohnt. BERICHT DIE AMERIKANER GEHEN, DER KRIEG BLEIBT, POLITIK

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