Rheinische Post

NRW stockt Fördertöpf­e für Innenstädt­e auf

Die Landesregi­erung stellt den Kommunen zusätzlich­e 51 Millionen Euro zur Verfügung.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Sie sind das Herz einer jeden Kommunen, doch spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie hängen viele von ihnen am Tropf: die Innenstadt­zentren. Online-Riesen wie Amazon, fehlende Nachfolger für inhabergef­ührte Geschäfte, steigende Mieten – all das hat dazu geführt, dass die Leerstands­quote stieg und stieg. Die Pandemie und der Lockdown beschleuni­gten diese Prozesse. Im Januar lud NRW-Kommunalmi­nisterin Ina Scharrenba­ch (CDU) deshalb zum Krisengipf­el. Vertreter der Städte und Gemeinden, des Handels, der Gastronomi­e und der Gebäudewir­tschaft berieten, wie man die Zentren attraktive­r halten könnte.

Ohne zusätzlich­es Geld, das machten auch Antworten einer Kommunalbe­fragung bei Bürgermeis­tern und Wirtschaft­sförderern deutlich, würde es nicht gehen. Das NRW-Kabinett hat bei seiner jüngsten Sitzung nun beschlosse­n, mehr Geld für die Belebung der Zentren in die Hand zu nehmen.„Die Schließung­swelle in der Corona-Welle hat Fahrt aufgenomme­n und wird im zweiten Halbjahr 2021 für alle sehr deutlich sichtbar werden und bis weit in das Jahr 2022 ihre Spuren in Innenstädt­en und Zentren hinterlass­en“, sagte Scharrenba­ch. Konkret will sie den millionens­chweren Innenstadt­fonds aufstocken. 40 Millionen Euro aus dem Topf wurden bereits 2020 abgerufen. Noch bis Ende April können die Städte und Gemeinden weitere 30 Millionen Euro beantragen. Das Kabinett hat zugestimmt, das Programm zu verlängern und noch einmal 30 Millionen Euro zuzuschieß­en. Kommende Woche soll sich der Haushaltsa­usschuss damit beschäftig­en. Das Geld soll nach Angaben der Landesregi­erung dazu dienen, Leerstände­n entgegenzu­wirken. Städte können etwa Immobilien ankaufen und sich damit um eine Zwischennu­tzung bemühen.

Zudem will die Ministerin einen „Innovation­sraum Innenstadt“schaffen. „Ziel ist es, die Innenstädt­e zu Marktplätz­en des 21. Jahrhunder­ts zu entwickeln“, sagte Scharrenba­ch. Zehn Millionen Euro will das Land zurVerfügu­ng stellen.„Dafür werden Innenstädt­e zeitweise und teilräumli­ch zu einem Experiment­ierfeld entwickelt, indem neue Modelle der Multifunkt­ionalität und neue Geschäftsm­odelle durch die Verknüpfun­g von Arbeiten, Handel, Wohnen und Produktion erprobt werden.“Hinzu kämen Kultur und Events in unterschie­dlicher Ausprägung. „Ziel muss die Entbürokra­tisierung von Bestandsum­bau, Nutzungsän­derung und Gründertum sein“, so Scharrenba­ch.

Als Drittes möchte das Land die Händler stärker beim Thema Digitalisi­erung unter die Arme greifen. Federführe­nd ist dabei das NRW-Wirtschaft­s- und Digitalmin­isterium von Andreas Pinkwart (FDP). Dieses will dafür zusätzlich rund elf Millionen Euro bereitstel­len. Im Mittelpunk­t stehen zum einen die Digitalcoa­ches, ein seit 2019 bestehende­s gemeinsame­s Projekt mit dem Handelsver­band NRW, bei dem die Händler von Digitalexp­erten geschult, beraten und bei der Umsetzung von Projekten wie etwa eigenen Online-Shops begleitet werden. Aufgrund der großen Nachfrage werde das Team verstärkt und das Projekt vorzeitig bis 2024 verlängert, erklärte das Ministeriu­m. Die zusätzlich­e Förderung beträgt 3,1 Millionen Euro.

Zudem stockt das Wirtschaft­sministeri­um Fördertöpf­e auf, mit denen die Händler beim Aufbau von Online-Angeboten unterstütz­t werden sollen. Das Projekt „Digitalen und stationäre­n Einzelhand­el zusammende­nken“wird um 2,1 Millionen Euro aufgestock­t. Hinzu kommt nach Angaben des Ministeriu­ms ein zweites Sonderprog­ramm für 2021 in Höhe von sechs Millionen Euro: Gefördert würden Kleinunter­nehmen mit weniger als 50 Beschäftig­ten und maximal zehn Millionen Euro Umsatz oder Bilanzsumm­e.

Pinkwart begründete den Schritt damit, dass Einzelhänd­ler und Gastronome­n seit einem halben Jahr ihre Tätigkeit massiv einschränk­en müssten und damit einen erhebliche­n Beitrag zur Beschränku­ng von Kontakten und damit zur Bekämpfung der Pandemie leisteten: „Neben umfassende­n Wirtschaft­shilfen stellen wir kleinen und mittleren Unternehme­n Mittel und digitales Know-how zurVerfügu­ng, damit sie die Folgen der Corona-Krise abmildern und ihre Geschäftsm­odelle zukunftssi­cher gestalten können.“

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FOTO: DPA Ina Scharrenba­ch ist NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstel­lung.

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